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0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball

0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball

Titel: 0173 - Der Tod lädt ein zum Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod lädt ein zum Maskenball
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wittere darunter einen blutdürstigen Geist gleich mir.«
    Ich hätte ihr ja nun erklären können, dass ich nur einen harmlosen Fassadenkletterer darstellte, aber sie klebte bereits an meiner Brust. Ehe ich wusste, wie mir geschah, hatte sie mich zur Tanzfläche geschoben.
    Es kommt ja gelegentlich vor, dass sogar G-men als Gentlemen auftreten müssen. Deshalb haben sie uns beim FBI sogar das Tanzen beigebracht. Mir blieb gar nichts anderes über, als mich in das Vergnügen zu stürzen.
    Vielleicht glauben Sie, mir hätten vor Glück die Sinne schwinden müssen, weil ich kleiner Gehaltsempfänger A. G. in den Armen hielt. Wissen Sie, so groß war das Glück nicht. Aus der Nähe betrachtet, sah man hauptsächlich Farbe und Schminke. Die Schicht, die sie auf ihr Gesicht gepappt hatte, war kaum dünner als die Maske des Butlers Hanford.
    »Wer bist du?«, fragte sie.
    »Ein Fassadenkletterer«, antwortete ich, wie mein Kostüm es mir vorschrieb, aber obwohl jetzt von Blutdurst keine Rede mehr sein konnte, dachte sie nicht daran, abzuschwirren. Im Gegenteil: Sie lachte die Tonleiter einmal rauf und runter, und weil das Orchester gerade eine rassige Sache durch die Lautsprecher jagte, legte sie eine Probe ihres berühmten Temperaments ab.
    Die anderen Tanzpaare merkten rasch, dass jemand eine Solonummer auf das Parkett legte, und als sie herausbekamen, dass es A. G. aus Hollywood war, machten sie die Tanzfläche frei, klatschten im Rhythmus in die Hände und schrien.
    Bin ich ein Hollywoodstar? Verflixt, ich bin’s nicht. Trotzdem konnte ich nicht ausbrechen. Die Zuschauer standen wie eine Mauer, und ganz vorne stand Phil und bog sich vor Lachen.
    Ich kam mir unbeholfen, dämlich und albern vor. Außerdem schien die Musik einfach endlos zu sein, und immer wieder fuhr A. G. mit ihren Goldkrallen auf mich los, schüttelte ihre schwarze Mähne und wirbelte mich herum.
    Dann… allen Göttern sei Dank… war es doch vorbei. Die Zuschauer klatschten wie wahnsinnig. Viele riefen: »Zugabe!«
    Zum Glück dachte der Hollywoodvampir nicht daran, noch einmal anzutreten, aber los wurde ich sie auch nicht. Sie krallte sich an meinem Arm fest.
    »Ich will einen Drink, Fassadenkletterer.«
    Ich versuchte, einen der dienenden Teufel mit dem Sekttablett heranzuwinken, sie aber zog mich durch den Kreis.
    »Nicht hier. Draußen!«
    Eine Sekunde, bevor wir die Halle verließen, kreuzte die Leopardin unseren Weg. Sie hatte während des Tanzes in der vordersten Reihe gestanden und ziemlich gelangweilt zugeschaut.
    »Gehen Sie ins Freie, Liebste?«, miaute sie.
    »Jawohl, Liebste«, miaute A. G. zurück.
    Mich traf ein Leopardenblick.
    »Ein reizender Partner.«
    Gesegnet die Maske, die es verhinderte, dass mein rot werden öffentlich bekannt wurde.
    »Ja«, sagte A. G., aber jetzt war es kein Miauen mehr, sondern ein Fauchen, »aber zu ihrem Pech mein Partner.«
    Sie zerrte mich weiter.
    Noch war es hell, aber ganz langsam setzte die Dämmerung ein. Immer noch rollte Wagen um Wagen vor, empfangen vom Oberteufel Hanford.
    ***
    Ich schätze, dass knapp die Hälfte der Gäste eingetroffen sein mochte. Der große Tanzplatz vor dem Haus barst bereits vor Menschen. Immer wieder knallten die Korken von Champagnerflaschen und über alledem lag die Tanzmusik wie ein ständiges Gewittergrollen.
    »Komm, Fassadenkletterer!« Sie setzte sich in Trab. Wir liefen am Haus entlang.
    Hinter einer improvisierten Bar wurde der Sekt gleich flaschenweise verteilt. Ich musste eine Flasche und zwei Gläser holen. Wir setzten uns auf eine noch freie Bank in der Nähe des Schwimmbeckens. Knallend fuhr der Korken gegen den Himmel. Das Getränk schäumte in die Gläser.
    Ich schob die Maske nur so weit hoch, dass ich das Zeug hinunterstürzen ' konnte. Verdammt, ich hatte es nötig.
    A. G. hielt mir ihr Glas hin.
    »Noch einmal«, verlangte sie. »Ach, es ist ein herrliches Fest! Ich fühle mich heute so gelöst.«
    Mir kam’s ziemlich unheimlich vor, wie sie mit dem Sekt umging, aber wo wäre ich hingekommen, wenn ich auch noch auf den Alkoholkonsum von Stars hätte aufpassen sollen.
    Sie rückte ein wenig näher.
    »Erzähle etwas«, verlangte sie.
    Die Tanzfläche lag gut übersichtlich vor uns.
    Ich dachte, es wäre gar nicht ein so schlechter Platz, um hier draußen aufzupassen, wenn Phil ein wenig die Halle im Auge behielt. Überall konnten wir ohnedies nicht sein.
    Hanford hatte uns ja bei der Anprobe die Laufbahn von Jean Lemarque erzählt. Ich gab die

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