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0173 - Die Werwolf-Sippe

0173 - Die Werwolf-Sippe

Titel: 0173 - Die Werwolf-Sippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erschauderte, als sie die Berührung verspürte. »Du weißt, welches Erbe auf dir lastet, mein Kind, auf dir, deinem Bruder Marcel und auf deiner Schwester, die unbedingt gefunden werden muß. Bist du dir darüber im klaren?«
    »Ja, Großmutter, ich weiß es.« Jovanka unterstrich die Antwort mit einem bedeutungsvollen Nicken.
    »Bist du bereit, den uralten Trank zu dir zu nehmen, damit sich das Blut der Vorfahren mit dem deinen vermischt?«
    »Ich bin bereit.«
    »Dann steht dem nichts mehr im Wege, und ich kann beruhigt sterben, mein Kind.«
    Jovanka erschrak. »Jurina, Großmütterchen, so darfst du nicht reden!«
    »Doch, mein Kind, ich werde sterben. Für mich ist der Vollmond zum letzten Mal aufgegangen. Ich werde mich niemals mehr in seinem fahlen Schein baden und Kraft auftanken können. Meine Uhr wird bald stillstehen, aber eure läuft weiter. Ihr seid drei Geschwister, und ihr müßt zusammenhalten, denn es gibt auf dieser Welt eine Person, an die ihr euch wenden könnt, die eure Königin ist und schon viele mit ihrer Schönheit geblendet hat.«
    Die Blicke des jungen Mädchens hingen fasziniert an den spröden Lippen der alten Frau. Jedes Wort war wie Nektar, wie ein süßer Honig, den sie einsaugte. »Wie heißt die, Großmutter, und an wen können wir uns wenden?«
    »Sie ist die Königin der Wölfe. Ihr Name lautet Lupina!«
    »Lupina«, wiederholte Jovanka flüsternd. Und dann noch einmal.
    Sie ließ jede Silbe auf der Zunge zergehen. »Welch ein schöner Name. Kommt sie zu uns?«
    »Sie muß kommen. Ich kann euch nicht mehr beschützen. Ich habe sie beschworen, sie angerufen, damit sie euch allein Schutz gibt. Nicht umsonst ist sie eure Königin, und sie hat ihre Getreuen überall auf der Welt. Ob im fernen Rußland oder in den Wäldern Kanadas. Es gibt noch mehr von uns, glaub mir. Lupina soll euch vereinigen, die Sippen dürfen sich nicht mehr allein durchschlagen, sollen sich nicht streiten, sondern zu einer Allianz werden, die Macht hat. Das ist mein sehnlichster Wunsch.«
    Jovanka umfaßte die Hände ihrer Großmutter und drückte sie zart. »Ich werde alles tun, Großmütterchen, damit dein Letzter Wille erfüllt wird.«
    »Ich weiß, du bist ein liebes Kind, meine Kleine.« Wieder streichelten die gichtstarren Hände die Wangen des Mädchens. Beinahe hastig zog Jurina sie dann zurück, denn sie hatte etwas mitgebracht, was noch von einem dunklen Tuch verdeckt war.
    Langsam zog sie das Tuch ab.
    Eine Schale hatte sich darunter befunden, die durch einen Deckel verschlossen war.
    Vorsichtig hob die Alte den Deckel ab, als habe sie Angst, er könnte zerbrechen. Gespannt beobachtete Jovanka ihre Großmutter, und als sie endlich einen Blick in die Schale werfen konnte, sah sie die dunkle Flüssigkeit.
    Das Blut der Ahnen!
    »Ist es das?« wisperte sie, und ihre Stimme erinnerte an das Raunen des Nachtwindes.
    »Ja, das ist es«, bestätigte die alte Zigeunerin und nickte bedächtig.
    »Darf ich es trinken, Großmütterchen?«
    Ein feines Lächeln veränderte die dünnen Lippen der alten Frau.
    »Du freust dich darauf, mein Kind?«
    »Bestimmt.«
    »Hab’ noch ein wenig Geduld. Erst muß ich eine andere Aufgabe erfüllen.« Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, als sie ihren Zeigefinger in das Blut tauchte, einmal einen Kreis damit zog und den Finger danach wieder herauszog. »Rück näher zu mir heran, mein Kind«, flüsterte sie.
    Jovanka gehorchte.
    Ihre Großmutter hob den rechten Arm und streckte den blutgetränkten Finger aus, so daß er sich dicht vor dem Gesicht des jungen Mädchens befand.
    Als Jovanka die Berührung an der Stirn spürte, wollte sie erst zurückzucken, doch die Stimme der Großmutter ließ sie innehalten.
    »Nicht, meine Kleine, es gehört dazu.«
    Jovanka hielt still. Sie schloß sogar die Augen, um sich besser konzentrieren zu können.
    Ihre Großmutter malte etwas auf die Haut, und sie kommentierte auch ihr Tun. »Es ist das Zeichen unserer Familie. Das Wolfszeichen. Du hast es auf meinem Band gesehen. Jeder in unserer Familie trägt es, daran könnte ich euch erkennen. Normalerweise ist es unsichtbar, aber zu bestimmten Zeiten wird dieses Zeichen sichtbar. Dann tritt das eingetrocknete Blut wieder aus den Poren, und ihr wißt, daß ihr zusammengehört.«
    Jovanka hielt still. Sie fühlte ein Brennen auf der Stirn, das sich bald rund um ihren Kopf verteilte, aber es war kein Schmerz, eher ein angenehmes Gefühl, und sie bedauerte es fast, als die Alte die Hand

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