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0173 - Die Werwolf-Sippe

0173 - Die Werwolf-Sippe

Titel: 0173 - Die Werwolf-Sippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gefährdet dadurch unsere wichtige Aufgabe.«
    »Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, Großmutter, das verspreche ich dir.«
    Die Alte streichelte die Wange ihrer Enkelin und lächelte. »Ich weiß es, meine Liebe. Ich habe zugesehen, wie du den Trank zu dir genommen hast. Du bist genau das, was ich mir immer vorgestellt habe. Ich wünsche dir…« Sie unterbrach sich.
    »Was ist los?« fragte Jovanka.
    »Pst.«
    Die Alte stand auf. Ihre Bewegungen wirkten dabei weder hölzern noch steif, sondern geschmeidig. Als sie stand, legte sie die Stirn in Falten und richtete ihren Blick dorthin, wo an der Westseite der Lichtung der dichte Wald begann.
    »Sie kommen!«
    »Wer kommt?«
    Jurina drehte sich um. »Die Häscher, mein Kind. Es ist bisher unsere Nacht gewesen, jetzt ist es die ihre.« Die Alte trat auf Jovanka zu und legte ihr beide Arme auf die Schultern. »Nun ist es soweit. Flieh, mein Kind. Ich bitte dich. Geh zu ihm, ich werde die Häscher schon aufhalten.«
    »Und was geschieht mit dir?«
    »Meine Uhr nähert sich dem Ende. Ich habe lange genug gelebt, und ich werde eingehen in ein Reich, wo wir uns irgendwann einmal wiedertreffen. Lauf, meine Liebe, die Welt gehört dir!« Plötzlich leuchtete auf ihrem Stirnband der Wolfskopf blutrot auf. Ein Fanal des Bösen, ein Versprechen.
    Und Jovanka gehorchte. Sie drehte sich um und rannte weg. Niemand sah ihre Tränen.
    Doch ihr junges Blut, angereichert mit dem der Alten, begann zu kochen.
    ***
    Die Verfolger waren schon sehr nahe.
    Jurina hörte ihre Stimmen. Gegenseitig heizten sie sich ein, riefen sich Worte zu, und die Alte merkte, daß sie bereits einen großen Kreis gebildet hatten, den sie allerdings immer enger zogen. Sie wußten genau, wo die Frau zu finden war. Kein Wunder, sie hatten lange genug gesucht, um den Erfolg zu haben.
    Dicht an der Lichtung und schon ein wenig in den Wald hineingeschoben, stand der alte Wagen. In ihm hatte die Zigeunerin einen Großteil ihres Lebens verbracht. Er war für sie die Heimat geworden, und in ihn kletterte sie auch, um sich vor den Häschern zu verbergen. Sie schlug die Plane zurück und kletterte in den Wagen.
    Auf der Ladefläche war es stockdunkel, doch die Frau fand sich zurecht, als würde eine Julisonne alles in helles Licht tauchen.
    Dabei veränderten sich auch ihre Augen. Sie nahmen eine andere Farbe an und wurden gleichzeitig enger, wie Schlitze…
    Die Jäger befanden sich nicht mehr weit von der Lichtung entfernt. Sie waren bewaffnet mit Messern und Gewehren, sowie einer großen Silberaxt. Sie wurde von einem Pfarrer getragen, einem hochaufgewachsenen Mann mit einem langen grauen Bart. Er hatte die Jagd organisiert, denn er wußte, welch ein Unheil die Werwölfe bereits angerichtet hatten.
    Der Pfarrer brach auch als erster durch das dichte Unterholz und erreichte die Lichtung.
    Das kleine Feuer brannte noch immer. Allerdings waren die Flammen tiefer gesunken und gaben kaum noch Licht ab. Nur ein letztes flackerndes Glühen geisterte über die Lichtung und streifte auch die umstehenden Bäume.
    Neben dem Feuer blieb der Pfarrer stehen, eingehüllt in den glühenden Widerschein und die silberne Axt mit beiden Händen umfassend und hocherhoben.
    Er wartete noch. Als er erkannte, daß seine Leute die Lichtung umstellt hatten, nickte er zufrieden.
    Jetzt konnte nichts mehr passieren.
    »Bestie!« schrie er, und seine Stimme hallte dabei über die Lichtung. »Im Namen des Mächtigen, komm raus, damit wir dich töten können!«
    Es blieb still.
    Tief atmete der Pfarrer ein. Sein Brustkorb hob und senkte sich. In seinen Augen brannte ein wildes Feuer. Die Macht des Glaubens gab ihm die nötige Stärke, sein etwas längliches Gesicht wirkte wie eine unbearbeitete Plastik.
    »Du willst nicht, Bestie?« rief er. »Dann gut, wir werden dich schon holen.«
    Er stampfte vor.
    Schwer waren seine Schritte. Weiß traten die Handknöchel hervor, so hart hielt er den langen Stiel der silbernen Axt umklammert.
    Als er dicht vor der kleinen Holztreppe stand, die zum Einstieg hochführte, bewegte sich die Plane.
    Der Pfarrer blieb stehen und ging dann wieder einen Schritt zurück. Sie würde kommen.
    Jurina kam.
    Die Plane klaffte auseinander. Ein breiter Spalt entstand. Gelbe Wolfsaugen leuchteten.
    Sekundenlang erstarrte die Szene zur Bewegungslosigkeit. Dann aber reagierte Jurina.
    Ein großer grauer Schatten wischte aus dem Wagen und sprang auf die Lichtung.
    Instinktiv hatte sich der Pfarrer zur Seite

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