0173 - Die Werwolf-Sippe
Wagens wurde aufgestoßen. Jane hörte und sah es.
Und sie bemerkte den Schatten.
Al Astor kam!
Sein plötzliches Auftauchen lenkte die Detektivin so sehr ab, daß sie den grauen Körper zu spät sah.
Voll wuchtete er gegen sie.
Der Anprall schleuderte Jane zu Boden, und dann war der Wolf über ihr.
Sie hörte das Knurren, sah die Zähne dicht vor ihrem Hals und spürte den Druck der Pfoten auf ihrem Körper.
Jane versteifte. Sie war nicht mehr fähig zu schreien, obwohl ihr die Schnauze des Tieres große Angst einflößte. Einen Arm hatte sie anwinkeln können und unter den Bauch des Tieres gestemmt. Ihre Finger wühlten sich dabei in das zottige Fell. All ihre Kraft setzte sie ein, und es gelang ihr tatsächlich, den schweren Körper für einen kurzen Augenblick hochzudrücken.
Dann jedoch war es aus mit der Herrlichkeit. Der Wolf war stärker und wollte sein Opfer.
In diesem Moment griff Al Astor ein. Er sprang aus dem Wagen und auch die Blonde erschien. Während Astor das Tier in die Seite trat, zischte die Blonde einen Befehl.
Augenblicklich gehorchte der Wolf. Er knurrte noch einmal wütend und ließ Jane in Ruhe.
Die Detektivin fühlte sich erleichtert. Allerdings kam sie nicht dazu, ihr Gefühl auszukosten, denn der dünne Al Astor war mit einem geschmeidigen Satz über sie gekommen, hatte sein Messer gezogen und hielt Jane die Klinge dicht unter die Kehle.
Jane Collins wurde zu Eis. Sie schielte auf das Messer und sah, wie scharf die Klinge war. Ein kleiner Druck nur, und Astor konnte ihr die Kehle durchschneiden.
»Da ist noch einer«, sagte die Blonde. Sie meinte Suko damit.
Der Chinese hatte sich auch von dem zweiten Wolf nicht fertigmachen lassen. Er war ein Karatekämpfer, kannte verdammt viele Tricks, Griffe und Abwehrschläge.
Mensch und Tier lagen am Boden. Beide kämpften wild und ohne Rücksicht.
Es war Suko gelungen, seine Hände um den Hals des Wolfes zu klammern. Die Bestie hatte ihren Oberkörper weit vorgebeugt und die Hinterläufe eingestemmt. Sie standen auf Sukos breiten Oberschenkeln. Die beiden Zahnreihen kamen Suko vor wie eine Reihe gieriger Messer, die alles zerfleischen wollten.
Der Chinese drückte kräftiger. Er wollte das Tier erwürgen, und er besaß die Kraft.
Seine Finger waren gestählt, sie nahmen es auch mit der wilden, unbändigen Kraft eines Wolfes auf.
Die Bestie zuckte. Ihre Schnauze bewegte sich von einer Seite zur anderen. Manchmal klappten die Zähne zu, dann wieder floß gelbweißer Geifer aus dem Maul und tropfte gegen Sukos Brust.
Die Bewegungen des Tiers wurden schwächer. Die Bestie kam gegen Sukos würgende Hände nicht an. Es war nur eine Frage der Zeit, wann sie einging.
Da hörte der Chinese die Stimme. Es war die der Blonden. Schrill klang sie über den Innenhof.
»Laß ihn los, oder die Frau ist eine Leiche!«
Suko vernahm die Worte. Sie schnitten förmlich in seine Ohren.
Er reagierte sofort. Mit einer letzten kraftvollen Bewegung schleuderte er die Bestie so weit von sich, daß sie sich in der Luft zweimal überschlug und dann zu Boden krachte, wo sie kaum mehr die Kraft fand, aufzustehen.
Die beiden anderen Wölfe gesellten sich zu ihrem Artgenossen.
Hechelnd und mit heraushängenden Zungen standen sie neben ihm.
Dabei fixierten sie den Chinesen aus kalten Raubtieraugen. Sicherlich hätten sie angegriffen, aber da war die blondhaarige Frau, die sie zurückhielt.
Suko hütete sich, eine falsche Bewegung zu machen, denn Jane befand sich wirklich in einer schlimmen Lage.
Rücklings lag sie am Boden. Über ihr kniete Astor. Das Messer hielt er in der rechten Hand, und die kalte Klinge berührte Janes gespannte Haut an der Kehle.
Obwohl es in Suko fürchterlich kochte, behielt er die Ruhe. Er durfte nichts tun, was die anderen reizen konnte. Diese blonde Frau hing sehr an ihren Lieblingen, einer war schon tot, sie wollte die drei anderen auch nicht verlieren.
Breitbeinig stand sie da, die Hände zu Fäusten geballt. Das sonst etwas sinnliche Gesicht war nur noch eine Maske aus erstarrter Wut und Haß.
Suko hob beide Hände.
Ein Zeichen der Aufgabe, und er hoffte, daß es auch von seinen Gegnern so verstanden wurde.
Silva begriff es. Sie nickte. »So ist es gut, Chinese. Nimm die Hände nur noch höher und stell dich ein wenig vom Wagen weg. Ich will dich besser unter Kontrolle haben!«
Suko schritt zur Seite. Dabei näherte er sich den Wölfen, deren Fell sich sofort sträubte. Sie nahmen eine drohende Haltung ein, aber sie
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