Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0173 - Zombie-Fieber

0173 - Zombie-Fieber

Titel: 0173 - Zombie-Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
Vom Netzwerk:
noch würde aushalten müssen. Er hatte seit vorgestern Abend weder etwas gegessen noch etwas getrunken. Selbst der Gedanke daran bereitete ihm Übelkeit. Aber seltsamerweise spürte er weder Hunger noch Durst. Auf irgendeine Weise schien sein Körper von den Energien zu leben, die Altuun seinen Opfern stahl.
    Als Norton an diesem Punkt seiner Überlegungen angelangt war, packte ihn ein unbeschreiblicher Widerwille gegen seinen eigenen Körper. Er war aufgestanden, hatte sich ausgezogen und seinen Körper kritisch im Spiegel betrachtet. Ohne daß er selbst einen Grund dafür angeben konnte, war er zu der Überzeugung gelangt, daß sein Körper sich verändert haben müsse, daß man das Gräßliche, von dem er sich jetzt ernährte, sehen müsse. Aber da war nichts. Im Gegenteil. Die Spuren der Schläge begannen bereits wieder zu verschwinden, und auch seine gebrochenen Rippen schienen bereits wieder geheilt zu sein. Gleichzeitig schien er muskulöser geworden zu sein, massiger. Aber natürlich. Altuun hatte von Unsterblichkeit geredet. Und er würde sicherlich keine Lust haben, in einem kranken Körper zu wohnen.
    Er war wieder ins Bett gegangen und hatte versucht, Schlaf zu finden. Es war ihm nicht gelungen. Er fühlte sich zum Bersten voll mit Energie und Tatendrang. So, wie er offensichtlich keine Nahrung mehr benötigte, schien er auch keinen Schlaf mehr zu brauchen.
    Er dachte an den nächsten Tag, und der Gedanke erfüllte ihn mit Furcht. Jims Verschwinden würde nicht unbemerkt bleiben. Er hatte in der Firma erzählt, wo er hinging. Daß er nach der Mittagspause nicht wieder im Büro erschienen war, würde noch akzeptiert werden. Smithers war ein großzügiger Chef, und wahrscheinlich würde er glauben, daß Jim und Norton sich gemeinsam betrunken hatten, wie schon so oft. Aber am nächsten Tag würde er Verdacht schöpfen. Er würde anrufen oder vielleicht gleich jemanden schicken oder sogar selbst kommen, ein neues Opfer für Altuun. Und nach ihm würden andere kommen. Und dann wieder andere.
    Norton überlegte, wie lange er unentdeckt bleiben konnte. Sicher nicht lange. In einer Wohnung konnten nicht unbegrenzt viele Menschen verschwinden, ohne daß jemand Verdacht schöpfte und die Polizei auf den Plan rief. Aber bis dahin würde das Monster, von dem er beherrscht war, schon genug Opfer gefunden haben.
    Vor Sonnenaufgang stand er auf und zog sich an. Er wusch sich an diesem Tag nicht. Der Gedanke, ins Bad zu gehen und Jims Leichnam in der Wanne liegen zu sehen, war ihm unerträglich.
    Er ging in die Küche, schaltete das Radio ein und begann, den stehengebliebenen Abwasch von drei Tagen zu erledigen, weniger aus Ordnungsliebe, als aus dem Bedürfnis heraus, irgend etwas zu tun, seine Hände zu beschäftigen.
    Aus dem Badezimmer erklang ein Geräusch.
    Norton erstarrte. Einen Moment lang glaubte er, seine überreizten Nerven spielten ihm einen Streich, aber dann hörte er es wieder: Ein tapsendes, mühsames Schlurfen, so, als schleppe sich jemand mit letzter Kraft voran, dann das leise Quietschen der Tür. Dann Schritte.
    Norton drehte sich langsam herum und starrte aus entsetzt aufgerissenen Augen zur Tür. Die Schritte kamen näher, langsam, mühevoll.
    Aber er war allein in der Wohnung! Außer ihm hielt sich niemand hier auf. Außer ihm… und Jims Leiche!
    Dann erschien eine Gestalt in der Tür, eine Kreatur, die direkt aus einem Horrorfilm entsprungen zu sein schien.
    Norton stöhnte entsetzt, als ihm klar wurde, daß er Jim vor sich hatte.
    Oder das, was einmal Jim gewesen war.
    Sein Gesicht war eingefallen und grau, eine Karikatur der Züge sèines alten Freundes. Das einzig Lebendige daran schienen die Augen zu sein, kleine, gelbe, pupillenlose Augen, hinter denen ein grausames Flackern lauerte.
    Der Zombie näherte sich ihm bis auf Armeslänge und blieb dann stehen. Sein Mund öffnete sich. Norton sah, daß er keine Zähne mehr hatte, und ihm fiel jetzt erst auf, daß Jims Schädel völlig kahl geworden war.
    »Ihr habt gerufen, Herr«, krächzte die Kreatur. Ihre Stimme klang hoch und schrill.
    »Ich habe dich gerufen«, sagte Altuun aus Nortons Mund. »Komm!«
    Norton setzte sich ohne sein Zutun in Bewegung. Er wußte, daß Widerstand sinnlos war, und so beschränkte er sich darauf, die weiteren Geschehnisse wie ein unbeteiligter Zuschauer zu beobachten.
    Er ging zur Tür, öffnete sie einen spaltbreit und starrte vorsichtig hinaus. Der Hausflur war leer. Das Appartementhaus, in dem Norton wohnte,

Weitere Kostenlose Bücher