0174 - Lupinas Todfeind
die Augen. »Was wolltest du, du Narr? Mich töten?«
Er nickte.
»Niemand kann mich töten. Schon gar nicht so ein Wicht wie du es bist!«
»Ich habe Silberkugeln«, flüsterte Paretti. »Geweihte Silberkugeln. Die schaffen dich.«
»Vielleicht«, erwiderte Lupina. »Aber das tust du nicht aus eigenem Antrieb?«
»Nein.«
»Wer ist also dein Auftraggeber?«
Da lachte Paretti. »Ist das wirklich so schwer zu raten, du Bestie?«
»Also Silva.«
»Genau.«
»Ich danke dir, daß du mir vor deinem Tod noch die Information gegeben hast«, erklärte Lupina.
Da wurden Parettis Augen groß. »Vor meinem Tod?« keuchte er. »Wirklich vor meinem Tod?«
»Ja, denn du wirst sterben. Ich werde dich umbringen.« Sie hatte den Satz kaum ausgesprochen, da zuckte sie schon zur Seite. Es war ein blitzschnelles Reagieren, durch keinen Ausdruck in den Augen angezeigt.
Paretti schoß.
Vor der Mündung blühte für einen winzigen Moment eine Feuerblume auf, aber die Kugel jaulte an der weiblichen Bestie vorbei und pfiff irgendwo in den Nachthimmel.
Der Dealer schwenkte die Pistole. Plötzlich hatte er Angst. Zu einem zweiten Schuß ließ Lupina ihn nicht kommen. Dieses Risiko war ihr doch zu groß.
Ein Schlag gegen die Waffenhand prellte dem Dealer die Pistole aus den Fingern.
Sie fiel zu Boden, blieb liegen, und starr schaute Paretti auf die Waffe.
Starr und ungläubig!
Bis er das Kichern hörte und Raubtiergeruch wahrnahm. »Jetzt bist du dran«, sagte die Stimme der Werwölfin in einem heiser klingenden, flüsternden Ton.
Bei dem Dealer sträubten sich die Nackenhaare. Eine kalte Hand fuhr seinen Rücken hinab und schien Eiskristalle auf seine Haut zu legen. Groß wurde die Furcht.
In diesem Moment drang das Licht des Vollmonds durch die dünnen Wolken. Ein Windstoß hatte ein kurzes Stück des Himmels blankgefegt. Freie Bahn für den Mond.
Für die Kraft des Bösen!
Irgendwie wußte Paretti dies, aber er konnte mit diesem Wissen nichts mehr anfangen.
Die Wölfin war schneller!
Zuerst sah Paretti das Blut, dann kam der Schmerz. Der Prankenhieb hatte ihm den rechten Jackenärmel buchstäblich aufgefetzt, das Hemd darunter zerrissen und blutige Furchen in die Haut gegraben.
Paretti starrte auf seinen Arm, ohne den Vorfall richtig begreifen zu können.
Dann stöhnte er, preßte die Zähne zusammen und versuchte, sich gegen die Werwölfin zu widersetzen. Seine Hände fanden kein Ziel.
Die Bestie war einfach zu schnell, Lupina wurde zu einem wirbelnden Schatten.
Ein mörderischer Hieb traf den Rücken des Dealers und schleuderte den Mann nach vorn.
Bevor sich sein Mund mit Dreck und Erde füllte, stieß er einen Hilfeschrei aus.
»Roland!«
Aber Foucert hörte nicht oder wollte nicht hören. Er war zur Burg hingeflüchtet und sah die beiden Kämpfenden nur als bizarre Schatten.
Lupina bückte sich, zog ihr Opfer hoch und schleuderte es wuchtig zur Seite.
Wieder blieb der Dealer liegen.
Diesmal wurden beide vom Mondlicht getroffen. Scharf zeichneten sich ihre Konturen ab.
Foucert bekam mit, wie grausam Lupina werden konnte. Heftig bewegte sie sich hin und her, bückte sich ein paarmal, er hörte seinen Kumpan noch schreien, das abrupt verstummte, zu einem Wimmern wurde und schließlich nicht mehr zu hören war.
Stille breitete sich aus.
Totenstille.
Roland Foucert stand wie festgeleimt auf seinem Platz. Er hatte beide Hände gegen seine Brust gepreßt und spürte, wie das Herz regelrecht stampfte.
Lupina richtete sich auf. Dies geschah mit einer langsamen, fast zeitlupenhaften Bewegung, und sie richtete ihren Blick gegen Roland Foucert.
Der Rektor glaubte, die erbarmungslosen Raubtieraugen schimmern zu sehen. Unwillkürlich duckte er sich zusammen.
Dann machte er kehrt. Er drehte sich so rasch auf dem Absatz herum, daß er fast gestürzt wäre und taumelte in die Burg hinein. Begleitet wurde seine Flucht von einem schaurigen Heulen, das Lupina ausstieß und als Siegesmelodie über den Burghof schallte…
***
Trotz des dumpfen Gefühls im Kopf, gingen mir die letzten Worte des Mannes nicht aus dem Hirn. Er hatte von einem bewußtlosen Chinesen gesprochen.
Das konnte nur Suko sein!
Also hatten sie auch ihn in ihre Gewalt bekommen.
Ich lag auf dem Rücken. Bewegen konnte ich mich überhaupt nicht, es war eine verdammte Situation. Zudem war ich waffenlos.
Die Gegenseite hatte mir die Pistole abgenommen, und auch auf mein Kreuz mußte ich verzichten.
Wenn ich mich jetzt verteidigte, dann eben mit
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