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0174a - Am Broadway ist der Teufel los

0174a - Am Broadway ist der Teufel los

Titel: 0174a - Am Broadway ist der Teufel los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Broadway ist der Teufel los
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gebracht, und auch das wissen Sie natürlich. Es sollte die Kosten für Ihre Verteidigung decken, und selbstverständlich wissen Sie auch das. Aber was Sie offenbar nicht wissen, ist die Tatsache, daß ein Strafverteidiger kein Lump ist. Selbst wenn er gelegentlich echte Mörder verteidigt. Aber, Cotton!« Er sprang auf, seine Augen blitzten, und seine Stimme hatte eine beißende Schärfe: »Aber in meinem ganzen Leben ist noch niemand bei mir zur Tür hereingekommen, hat mir bare zehntausend Dollar auf den Schreibtisch geknallt und erklärt: ,Das ist für meine Verteidigung. Es geht um Mord. Ich muß ihn bloß erst noch ausführen!‘ Das ist ja so etwas Irrsinniges, daß ich es einfach nicht ernst nehmen konnte. Ich dachte, irgendein Haken wird ja an der Sache sein, irgendwann wird sich der Witz, den sich da jemand mit mir leisten will, schon aufklären. Also habe ich das Geld eingeschlossen und gelassen abgewartet, wie sich die Sache weiter entwickeln werde. Denn das mußte doch ein Scherz sein, nicht wahr? Das mußte doch ein dummer Witz sein! Man rennt doch nicht ins Büro eines — wie ich doch wohl sagen darf — angesehenen und ziemlich bekannten Strafverteidigers, um ihm zu sagen: Hier ist die Vorauszahlung, ich gehe jetzt und bringe einen um, und danach kannst du mich verteidigen, alter Gauner. So was kann doch gar nicht wahr sein. Jedenfalls habe ich es geglaubt, daß es nicht wahr sein könnte. Es ist entsetzlich, wenn ich daran denke, daß Hillery vielleicht noch lebte, wenn ich so verrückt gewesen wäre, Ihre Ankündigung ernstzunehmen. Ich verdanke Ihnen, Cotton, den moralischen Vorwurf, daß ich mitschuldig am Tode eines Menschen bin.«
    Er stand auf und ging langsamen Schrittes zur Tür. Halb draußen im Flur drehte er sich noch einmal um.
    »Selbstverständlich stehe ich dem Staatsanwalt als Belastungszeuge zur Verfügung«, sagte er kühl.
    Ich verstand noch immer kein Wort.
    ***
    Thomas B. Dewey sah zum wer weiß wievielten Male auf seine Uhr. Jeane Horrace lächelte in ihrer gewinnenden Art.
    »Ich fürchte, ich werde alt«, sagte sie, Dewey lehnte sich zurück. Er hatte die Stirn gerunzelt.
    »Habe ich recht gehört?« brummte er. »Ich glaube schon. Wenn ein Mann in Gegenwart einer Dame immer wieder auf die Uhr blickt, wenn er es also nicht erwarten kann, sie loszuwerden, ist das bestimmt kein Kompliment für die Dame, Mister Dewey.«
    Dewey verzog das Gesicht.
    »Sie haben natürlich recht, wie immer«, seufzte er. »Ich habe eine Strafe verdient. Verurteilen Sie mich!« Jeane Horrace lachte, leise perlend und doch erfrischend natürlich. Dewey hatte sich bereits ein dutzendmal im stillen gesagt, daß sie die schönste Frau war, die er je kennengelernt hatte. Und in seinem Kopfe spukte der Gedanke: Mich haben schon viele angeln wollen, aber die könnte es schaffen. Ich fürchte, die könnte es schaffen…
    »Gut, Sie werden bestraft«, sagte Jeane Horrace. »Sie müssen mir auf Ehre und Gewissen die Wahrheit sagen! Warum schauen Sie dauernd auf die Uhr?«
    »Ach, das ist eine alberne Sache, nicht der Rede wert, wir wollen doch —«
    »Auf Ehre und Gewissen!«
    Jeane Horrace hob den Zeigefinger. Matt und makellos schimmerte die Reinheit ihrer Haut im Kontrast zu der vollen Röte des Nagellacks.
    »Nein, das ist doch wirklich kein Thema nach so einem Essen!«
    »Wir machen es ganz schnell, und dann brauchen Sie nicht mehr auf die Uhr zu sehen. Das ist Ihre Strafe, und Sie haben sie verdient. Also was ist los?«
    »Ach, eigentlich ist es eine ganz dumme Geschichte. Mein Rechtsanwalt war heute abend noch bei mir. Er brauchte eine Akte aus meinem Safe. Ich gab ihm die Schlüssel, und er versprach, sie bis 9 Uhr hier dem Geschäftsführer abzugeben. Jetzt ist es schon halb elf, und er war immer noch nicht da. Ich brauche den Schlüssel doch morgen früh.«
    Jeane Horrace war ernst geworden. »Vielleicht studiert er die Akte gleich in Ihrem Büro?« fragte sie. »Und er hat dabei vergessen, auf die Uhr zu schauen.« Sie lächelte. »Im Gegensatz zu Ihnen!«
    »Wirklich, ich bin untröstlich! Sie dürfen mir das nicht vorwerfen. Natürlich haben Sie recht! So- wird es sein. Am besten ist es wohl, ich rufe mal an. Wir können doch nicht noch ein paar Stunden hier herumsitzen.«
    »Warum nicht? Ich finde es recht hübsch hier.«
    »Zum Essen — ja. Da gibt es nichts Besseres in New York. Aber nach dem Essen — oh, da könnte ich mir eine Menge Lokale denken, wo es mit Ihnen zusammen sehr schön sein

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