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0174a - Am Broadway ist der Teufel los

0174a - Am Broadway ist der Teufel los

Titel: 0174a - Am Broadway ist der Teufel los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Broadway ist der Teufel los
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freundlich. »Kommen Sie auf eine Minute ’rein. Aber ich habe keine Zeit, das muß ich Ihnen gleich sagen. Ich habe eine Verabredung.«
    »Tut mir leid, daß ich Sie stören muß«, krächzte sein Besucher.
    »Was haben Sie denn?« staunte Dewey. »Wollen Sie Satchmo kopieren?«
    »Bin furchtbar heiser. Ich muß mich erkältet haben. Tut mir leid, daß ich Sie störer muß. Könnten Sie nicht schnell bei Ihrem Office vorbeifahren, Tom? Ich brauche die Akten in der Streitsache mit der Stadtverwaltung. Morgen früh ist Sitzung in einem Ausschuß.«
    »Warum sind Sie nicht heute nachmittag ins Office gekommen, George?«
    »Ich hab’s doch erst vor einer halben Stunde erfahren, daß morgen früh eine Sitzung stattfinden soll.«
    Thomas B. Dewey zögerte einen Augenblick. Dann machte er den größten Fehler seines Lebens. Er händigte seinem Besucher die Schlüssel aus.
    ***
    Ich lag auf der Pritsche, rauchte eine Zigarette, starrte an die Decke und grübelte. Es gab genug Leute, die ein Motiv hatten, mir eins auszuwischen. Aber wer war imstande, so einen Plan auszuhecken wie den mit Brian Hillery? Der Bursche hatte an alles gedacht:
    Für die Öffentlichkeit — und das bedeutete: für die Geschworenen! — gab es ein klares Motiv, warum ich Hillery erschossen hatte: die Blamage.
    Auch hinsichtlich der Mordwaffe gab es keinen Zweifel: eine 32er Walther, die sich in meiner Rocktasche befunden hatte, und zwar keine zehn Minuten, nachdem die Waffe gebraucht worden war. Daß an der Pistole keine Fingerabdrücke zu finden waren, würde mich nur belasten. »Ein G-man wird nicht so dumm sein, seine Fingerabdrücke an der Tatwaffe zu hinterlassen« — das würden die Geschworenen denken.
    Motiv, Mordwaffe und Augenzeugen — alles war da. Mein unbekannter Feind hatte an alles gedacht.
    Draußen im Koridor hallten Schritte wider. Sie stoppten vor der Tür zu meiner Zelle. Ich blickte verwundert auf meine Uhr. Es war abends, kurz vor acht. Ich richtete mich auf.
    Klirrend öffneten sich die Riegel. Die Tür flog auf. Ein wildfremder Mann erschien hinter dem uniformierten Aufseher.
    »Besuch für Sie, Mister Cotton«, sagte der Wärter.
    Er ging hinaus, schloß aber die Zellentür nicht wieder ab. Ich stand auf und sah meinen Besucher fragend an.
    Es war ein kleiner Mann mit einer Brille, die dünne, blitzende Goldbügel hatte. Er trug eine dunkelbraune Aktentasche und stellte sie auf den Tisch. Irgendwie kam er mir bekannt vor, aber ich wußte im Augenblick nicht, wo ich ihn vielleicht schon einmal gesehen haben könnte.
    Sein Gesicht wirkte undurchdringlich. Er schloß schweigend die Aktentasche auf und drehte sie dann kurzerhand um. Meine Augen weiteten sich. Bündel von Banknoten fielen auf den Tisch. Es mußten mehrere tausend Dollar sein.
    Der Mann mit der Brille machte kehrt und wollte zur Tür.
    »He!« rief ich. »Stop! Was soll das?«
    Er drehte sich um. Ein kühler, ablehnender Blick traf mich aus seinen stahlgrauen Augen.
    »Das sollte eigentlich für sich sprechen«, sagte er mit einer leisen, angenehmen Stimme, wobei er auf das Geld zeigte. »Aber wenn Sie es unbedingt hören wollen: Ich lehne Ihre Verteidigung ab.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Hören Sie, Mister —«
    Er wollte wieder zur Tür. Ich sprang ihm in den Weg. Er sah mich furchtlos an, obgleich ich fast zwei Köpfe größer war.
    »Von wem stammt das Geld?« fragte ich.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Wer hat es Ihnen gegeben?«
    Er schnaufte. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Was soll das Theater, Cotton?« herrschte er mich an. »Es ist schlimm genug, daß ein G-man vorsätzlich mordet, aber versuchen Sie nicht auch noch, mich zu einem Komplicen zu machen! Sie wissen doch wohl am besten, wer mir dieses Geld gebracht hat!«
    Ich sah ihn verständnislos an. Was wurde hier eigentlich gespielt? Woher sollte ich wissen, wer diesem Männchen diesen Haufen Geld gebracht hatte? Und was hatte es mit mir zu tun?
    »So wahr ich Jerry Cotton heiße«, sagte ich gedehnt, »ich weiß nicht, wer Ihnen das Geld gebracht hat. Ich weiß nicht, wer Sie sind. Ich weiß nicht, wofür Sie das Geld haben sollten. Und ich weiß nicht, was es auf meinem Tisch zu suchen hat.«
    Er trat einen Schritt zurück und setzte sich auf den Hocker neben dem Tisch. Als er den rechten Ellenbogen aufstützte, fiel ein Bündel Geldscheine vom Tisch. Er ließ es achtlos liegen.
    »Ich bin Bernard H. L. Waterson«, seufzte er. »Und das wissen Sie. Das Geld haben Sie selbst in mein Büro

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