0174a - Am Broadway ist der Teufel los
der schickte ihn in den Hausflur. Er selber blieb aber noch auf der Straße stehen und sah dauernd nach Süden die Straße ’runter. Der andere hatte sich im Hausflur lässig gegen die Wand gelehnt und wartete geduldig. Es hat verdammt lange gedauert, und wir fragten uns schon, was das Ganze denn eigentlich soll. Dann drehte sich der Mann auf der Straße plötzlich um und ging ebenfalls ins Haus hinein.«
»Randy stand noch immer neben der Tür an der Hauswand, ja?« fragte Phil.
»Ja, sicher. Das war doch seine Aufgabe. Also, wie nun der zweite ins Haus ’reingeht, zücke ich meine Mikrokamera und halte sie so unauffällig in der Hand, daß ich ein Bild von den beiden machen kann. Und im selben Augenblick, wie ich auf den Auslöser drücke, kracht es drüben im Flur. Der Kerl, der geschossen hat, kommt ’raus, drückte Randy was in die Rocktasche und spurtet in den Flur zurück. Im selben Augenblick, wie er Randy was in die Tasche drückt, kracht es auf der Kreuzung! Rums, zwei Wagen gegeneinander! Vermutlich haben die Kerle den Schuß gehört, den Kopf verdreht und einen Augenblick nicht aufgepaßt.«
»Oder sie wurden für den Zusammenstoß bezahlt«, meinte Phil. »Damit alle Welt einen Augenblick abgelenkt wird. Nämlich für den Sekundenbruchteil, den der Mörder brauchte, um Randy Arden die Mordwaffe zuzuspielen.«
»Donnerwetter!« staunte der Dicke. »Das ist auch eine Möglichkeit. Daß Randy eine Pistole kriegen sollte, hatten wir ja vorher gewußt. Aber natürlich rechneten wir nicht damit, daß es eine Kanone sein würde, aus der gerade jemand erschossen worden war!«
Der Dicke fuhr sich mit der Zungenspitze über die trocknen Lippen, bevor er fortfuhr:
»Aber von jetzt an ging alles programmgemäß. Derselbe Kerl, der im Hausflur geschossen hatte, tauchte tatsächlich plötzlich jenseits der Kreuzung auf und kam die Straße heraufgerannt. Wir stürzten uns auf ihn, wie es uns gesagt worden war. Und Randy schob ihm die Pistole in die Rocktasche.«
»Trugen Sie Handschuhe. Randy?« fragte Phil.
»Sicher«, nickte Arden schnell. »Ich durfte doch keine Prints auf der Waffe hinterlassen. Das war ausdrücklich vereinbart worden.«
Phil steckte sich eine Zigarette an. Die Geschichte ist klar, dachte er. Jemand, der Jerry sehr ähnlich sieht, aber Linkshänder ist, lockt Hillery in den Hausflur. Zugleich aber lockt er auch Jerry in die Gegend. Als er Jerry von weitem kommen sieht, erschießt er Hillery, drückt Randy Arden die Mordwaffe in die Hand — als alle von dem wahrscheinlich bestellten Autozusammenstoß abgelenkt sind — und verschwindet über die Hinterhöfe. Indessen stürzen sich diese sechs Trottel auf den ahnungslosen Jerry und schieben ihm im Gedränge sogar die Mordwaffe unbemerkt in die Tasche. So weit ist die Geschichte klar und einleuchtend. Was jedoch unklar ist, ist das Motiv. Warum das Ganze? Um sich an Jerry zu rächen?
»Jetzt mal raus mit der Sprache«, forderte Phil. »Wer hat euch diese Geschichte angedreht? Und dafür bezahlt?«
Der Dicke rutschte unruhig auf dem Bett hin und her.
»Ein Bekannter von mir«, gab er zu. »Ein Bekannter aus Chicago. Er kam gestern früh — es war noch nicht einmal 5 Uhr! — und trommelte mich aus dem Bett. Es war alles eine wahnsinnige Raserei, denn wir mußten das Sieben-Uhr-Flugzeug nach New York noch mitkriegen. Worum es ging, erfuhren wir überhaupt erst im Flugzeug.«
»Wie heißt der Mann?« fragte Phil. »Robert Blaydville«, erwiderte der Dicke. »Aber das wissen die wenigsten. Er nennt sich Roger Birming. Er stammt aus England.«
Womöglich aus Birmingham, schoß es Phil durch den Kopf. Blaydville! Ich kenne doch einen Rechtsanwalt Blaydville! Der stammt allerdings auch aus England…
***
»Da ist er!« rief Dewey und streckte den Arm aus »Helloway Club!« Lieutenant Reils nickte. Seine buschigen Brauen zogen sich einen Augenblick in die Höhe, als er die rotgleißende Neonschrift las.
Er fuhr den Wagen an den Straßenrand. Sie stiegen aus. Reils wandte sich an den Cop, den er mitgenommen hatte: »Wenn es krachen sollte, rufen Sie Verstärkung und kommen nach.«
»Ja, Sir!«
»Also los!« sagte Reils und eilte die Stufen zur Tür empor.
Dewey folgte ihm schnell. Reils rüttelte schon an der Tür. Sie war verschlossen, obgleich man hinter den Fenstern im Erdgeschoß Licht brennen sah.
»Da ist ein Klingelknopf!« sagte Dewey und drückte ihn auch schon nieder.
Es dauerte nicht lange, bis eine Türsprechanlage
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