0174a - Am Broadway ist der Teufel los
Und was wollte also Amirez Juastado in dieser Finsternis?
Ich stapfte kopfschüttelnd durch das Gras, ließ die Lampe in meiner linken Hand eine breite Fläche vor mir anleuchten und dachte gerade darüber nach, ob Juastado nicht vielleicht längst aus dem Park entkommen war, als es schräg links von mir in einer großen Buschgruppe lautes Knacken und Krachen von abgebrochenen Ästen gab. Ich ließ den Lichtschein der Lampe über das Gesträuch huschen, konnte aber nichts weiter erkennen als eine breite Spur von abgebrochenen Ästen. Dafür ertönte aus dem undurchschaubaren Gewirr von Ästen und Laubwerk jetzt ein kurzes Geräusch, das sich wie ein knappes Stöhnen anhörte.
Ich setzte mich in Trab und erreichte das Gebüsch nach zehn oder zwölf weiten Sätzen. An der Stelle, wo die Äste abgebrochen waren, schien ein Mann in das Dickicht eingedrungen zu sein. Ich bückte mich, schob mit der rechten Hand ein paar Zweige beiseite und drang höchstens einen Yard vor, als es ein klatschendes, hartes Geräusch gab. Ich schob mich schneller vorwärts. Gestrüpp und Geäst peitschten mir ins Gesicht. Ich mußte einigen Lärm verursachen Aber das klatschende Geräusch kehr.te wieder.
Atemlos erreichte ich einen schlanken Birkenstamm, kroch unter hochhängendem Laubwerk hindurch und wandte mich ein wenig nach links. Und plötzlich hatte ich sie beide im Schein meiner Lampe.
Ein uniformierter Polizist lag auf der linken Seite. Vom Genick und vom Hinterkopf her lief Blut über seine Wange. Breitbeinig stand Juastado über ihm und holte von neuem mit der Armeepistole aus. Zwischen mir und ihm lagen noch knapp drei Yard, aber sie waren von Büschen und Sträuchern bewachsen. Ich lehnte die rechte Hand an den Stamm der Birke, zielte sorgfältig und drückte in dem Augenblick ab, als sein ausholender Arm herabfuhr. Der Nachhall des Schusses klang noch in meinen Ohren, als Juastado noch immer reglos stand: weit vorgebeugt, fassungslos auf seine Hand starrend, von der Blut tröpfelte, während die Pistole aus seinen Fingern gefallen war.
Ich zwängte mich durch das Gebüsch. Außerhalb der Sträuchergruppe wurden fragende Männerstimmen laut. Phil rief laut meinen Namen. Ich richtete mich auf und rief:
»Hierher! In der Buschgruppe bei den Birken! Hierher!«
In die Gestalt von Amirez Juastado kam allmählich Leben. Er richtete sich langsam auf und wandte sich mir zu.
Ich tat die letzten beiden Schritte. Sein Gesicht war verzerrt. Aus seiner Kehle kam ein röhrender, unheimlicher Schrei. Er sprang mich an wie eine Katze. Ich schlug mit meiner Waffe zu, beinahe sanft. Dieser Mann war ja kein Gegner. Er sackte an mir herab wie eine Marionette, der die Fäden durchgeschnitten wurden. Es tat mir leid, daß ich ihn hatte schlagen müssen. Er war kein Fall für G-men. Er war ein Fall für Ärzte.
***
Als alles vorbei war, standen wir mit Lieutenant Alfred Wishnewski auf der Grand Army Plaza, rauchten eine Zigarette und machten uns unsere Gedanken.
Mit Gangstern haben wir des öfteren zu tun, das bringt unser Beruf so mit sich.
Amokläufer sind selten.
»Wie ich hörte, soll er seine Frau zusammen mit einem jungen Bengel ertappt haben«, sagte Wishnewski nach einer Weile.
»Meine Güte«, murmelte Phil.
»Sagen Sie, Lieutenant«, bat ich, »wieso liegt die Stadt eigentlich im Finstern? Es fiel mir vorhin schon auf, aber dann kam die Geschichte mit Juastado dazwischen. Wir hatten gerade die Snackbar verlassen, wo wir zu Abend gegessen hatten, da war urplötzlich das ganze Lichtermeer von Manhattan ausgelöscht.«
»Warnstreik der Arbeiter in den E-Werken«, sagte Wishnewski. »Dauert zwei Stunden, genau von sieben bis neun.«
»Dann wird nichts aus unserem Kinobesuch«, meinte Phil gähnend. »Mir ist sowieso die Lust vergangen. Das bringt kein Hollywood je auf die Leinwand, was das Leben manchmal für Geschichten schreibt.«
»Da haben Sie recht«, sagte der Lieutenant ernst. Er schüttelte uns die Hand. »Ich muß zurück zum Revier. Und dann muß ich mich um den Mann kümmern, den Juastado mit seiner leergeschossenen Pistole bearbeitet hat. Es wird noch eine Menge Arbeit geben, bis die Akten über diese Sache geschlossen werden können.«
»Leben Sie wohl, Lieutenant«, sagte ich. »Wie steht es denn übrigens mit dem Mann?«
»Patrolman 6822«, las Wishnewski von seinem Notizbuch ab. »Er heißt Davis Merchant. Ich verstehe nicht, wie er Juastado so blindlings in die Hände fallen konnte. Das Hauptquartier hat sich
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