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0175 - Die Kugeln tanzen Rock'n Roll

0175 - Die Kugeln tanzen Rock'n Roll

Titel: 0175 - Die Kugeln tanzen Rock'n Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kugeln tanzen Rock'n Roll
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in ihrem Gesicht stand nackte Angst.
    »Die Polizei sind wir selbst.«
    Ich reichte ihr meinen Ausweis hin und war froh, dass sie mir die Finger nicht abklemmte. Jedenfalls schlug sie die Tür wieder zu und wir standen da wie bestellt und nicht abgeholt. Es dauerte über eine Minute, und wenn man wartet, kann diese Zeit verflixt lang sein. Phil legte das Ohr an die Tür.
    »Drinnen wird gesprochen. Es sieht so aus, als ob die Alte Besuch hätte und vermeiden möchte, dass wir diesen zu Gesicht bekommen.«
    Dann wurde die Tür weit auf gerissen.
    »Hier!« Sie hielt meinen Ausweis zwischen zwei Finger, als ob sie sich ekelte, ihn anzufassen. »Kommen Sie herein.«
    Das Zimmer in das sie uns führte, war recht altertümlich. Die Wände waren mit Fotografien früherer und jetziger Künstler tapeziert. Es gab mindestens ein Dutzend Bilder der Lona in allen möglichen Rollen und natürlich mit Autogramm. Nur vom Besuch war nichts zu sehen.
    »Wir haben ein paar Fragen an Sie«, eröffnete ich das Gespräch. »Wie uns gesagt wurde, standen Sie auf recht vertrautem Fuß mit Miss Lona. Ich setze voraus, dass sie Ihnen auch öfter Dinge anvertraut hat, die man nicht jedem erzählt… vielleicht sogar gestern.«
    »Wir hatten gar keine Zeit uns zu unterhalten. Miss Lona kam erst kurz vor der Vorstellung und musste sich beeilen.«
    »Sie wollen mir also erzählen, dass Sie gar nicht mit ihr gesprochen hatten?«
    »Absolut nichts, wenigstens nichts, was für Sie von Interesse sein könnte.«
    »War sie erregt oder schlechter Laune?«
    »Ich habe nichts davon gemerkt.«
    Es war kein Zweifel daran, dass Mrs. Brindisi es darauf anlegte, uns so schnell wie möglich loszuwerden. Ich fing an misstrauisch zu werden. Da sah ich, wie ihre Augen sich schreckhaft weiteten, und folgte ihrem Blick. Auf dem Teewagen lagen neben einer weißen Handtasche ein Paar Handschuhe.
    »Die hat wohl Ihr Besuch liegen lassen.« Ich lächelte ironisch.
    »Ich habe keinen Besuch. Die Sachen gehören mir.«
    Jetzt war ich sicher, dass sie log. Diese ältliche Matrone würde niemals so elegante und teure Dinge gebrauchen. Phil, der in der Nähe des Teewagens saß, streckte die Hand danach aus und nun sprang Mrs. Brindisi auf und stellte sich mit ausgebreiteten Armen davor.
    »Unterstehen Sie sich, diese Sachen anzufassen. Dazu haben Sie kein Recht.«
    »Sie irren sich. Sie vergessen, dass es sich um die Aufklärung eines Mordfalles handelt und Sie verpflichtet sind, uns dabei zu unterstützen. Wenn Sie Beweismittel zurückhalten, so machen Sie sich strafbar. Im Übrigen wissen wir, dass Sie Besuch haben. Wir werden Ihre Wohnung nötigenfalls unter Anwendung von Gewalt durchsuchen.«
    »Nichts werden Sie, gar nichts!« Sie erinnerte mich an eine Löwin, die ihr Junges verteidigt.
    Während Phil und ich uns noch unschlüssig ansahen und überlegten, wie wir die Frau in Güte dazu bringen könnten, nachzugeben, bewegte sich die Klinke einer Tür, die zum Nebenzimmer führte.
    Dann stand plötzlich eine Frau auf der Schwelle, die der Ermordeten fast vollkommen glich. Wenn man sich das Kostüm und die Schminke dazu dachte, so hätte man glauben können, sie sei es selbst.
    Wir starrten und Mrs. Brindisi schlug die Hände vors Gesicht und brach in Weinen aus.
    »Ich bin Sylvia Lona«, sagte die Frau und machte zwei Schritte vorwärts. »Es hat keinen Zweck mehr, wenn ich mich verstecke. Ich möchte auch Jane nicht in Ungelegenheiten bringen.«
    »Ja… Aber um Gottes willen, wer wurde denn dann gestern Abend ermordet?«, stotterte ich verdutzt.
    »Magery Bean, meine Kollegin.« Sie ließ sich in einen Sessel fallen und fuhr mit eintöniger, farbloser Stimme fort. »Ich habe etwas sehr Schlechtes getan. Vorgestern Abend rief Trag mich im Theater an. Es war ein sehr kurzes Gespräch. Er sagte, er sei in der Stadt und ich solle mein Testament machen. Ich hätte ihn nicht umsonst verraten. Er werde mir das heimzahlen. Ich beteuerte, dass ich keine Schuld an seiner Verhaftung trüge, aber er wollte mich nicht anhören. Er hängte einfach ein.«
    »Da hätten Sie doch sofort die Polizei anrufen müssen«, warf ich ein.
    »Ich war entsetzt und halb von Sinnen. Ich hatte nur den einen Gedanken, mich zu verstecken. So rief ich also Margery an und bat sie, meine Rolle für den folgenden Abend, das war gestern, zu übernehmen. Ich flehte sie auch an, dafür zu sorgen, dass niemand den Austausch merkte. Sie sah mir ja sehr ähnlich und im Kostüm konnte uns niemand

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