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0176 - Der Pestvogel

0176 - Der Pestvogel

Titel: 0176 - Der Pestvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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vergrößern.
    Menschen mußten laufend sterben, weil die Gier der Hölle nach Seelen unerschöpflich war, und Männer wie John Sinclair und Tony Ballard mußten immer aufs Neue ihr Leben aufs Spiel setzen, um dem Machtstreben des Bösen Einhalt zu gebieten.
    Fassungslos betrachtete Vladek Rodensky seinen toten Freund.
    »Warum mußte das passieren?« fragte er heiser. »Wie soll ich das deiner Frau beibringen, Manfred? Wenn ich ihr sage, daß du tot bist, bringt sie das um. Aber ich kann sie doch nicht belügen. Wenn du nicht mehr nach Hause kommst, wird sie nach dir fragen. Was sagt man ihr dann? Was?«
    Er schluckte trocken.
    Plötzlich ließ ihn ein knirschendes Geräusch herumfahren.
    Seine Äugen weiteten sich, denn im Loch der aufgebrochenen Ziegelmauer erschien ein weiterer Pesttoter!
    Mit ungelenken Bewegungen kroch der gefährliche Wiedergänger durch die Öffnung. Vladek Rodensky federte hoch. Er rückte sich nervös die Brille zurecht. Das Auftauchen des Pesttoten trieb ihn hart an den Rand einer Panik. Für Sekunden wußte er nicht, was er tun sollte.
    Sollte er fliehen? Oder John Sinclair zu Hilfe rufen?
    Sollte er dieses Schreckenswesen angreifen?
    Eine längere Berührung brachte ihm mit Sicherheit die Pest ein, dann endete er so wie Manfred Mock. Vielleicht genügte auch schon ein kurzer Hautkontakt, wer konnte das wissen?
    Vladek Rodensky wich Schritt um Schritt zurück. Der Pesttote folgte ihm. Der Wiedergänger war scharf auf sein Leben, aber das sollte er nicht kriegen. Rodenskys Zungenspitze huschte über die trockenen Lippen. Der Brillenfabrikant stand unter Strom. Er hatte nicht die Nerven eines John Sinclair. Ihm ging die Begegnung mit diesem Pesttoten viel tiefer unter die Haut als dem Geisterjäger von Scotland Yard.
    Drei Schritte noch bis zur gegenüberliegenden Wand.
    Sobald er sie zurückgelegt hatte, konnte er nicht mehr weiter zurückweichen. Was dann?
    Vladek Rodensky machte den ersten Schritt.
    Der Pesttote hob die beulenbedeckten Hände. Seine langen schmutzigen Fingernägel wirkten wie Krallen. Schwarze Bartstoppeln bedeckten das häßliche Gesicht des Wiedergängers, der aufs Töten programmiert war.
    Er wollte Vladeks Leben haben, und er war darauf und dran, es sich zu holen.
    Der Brillenfabrikant machte den zweiten Schritt. Wo war John Sinclair? Würde der Oberinspektor ihn hören, wenn er lauthals um Hilfe brüllte? Oder hatte John die Katakomben verlassen? Auch das war möglich. Er brauchte nur eine entsprechende Spur entdeckt zu haben.
    Der dritte Schritt…
    Vladek Rodensky stieß mit dem Rücken gegen die feuchte Wand. Er zuckte heftig zusammen. Der Wiedergänger griente diabolisch. Er war sich seines Opfers sicher.
    Vladek suchte nervös nach einem Ausweg.
    Verrückterweise hatte ihn das Erscheinen des Pesttoten so sehr geschockt, daß er völlig die Mauser Pistole vergessen hatte 9 mm, Modell HSc -, die in seiner Schulterhalfter steckte.
    Seit Manfred Mock ihm von dem unheimlichen schwarzen Vogel erzählt hatte, trug der Brillenfabrikant die Waffe, die mit geweihten Silberkugeln geladen war.
    Jetzt erst kam sie ihm in den Sinn.
    Vielleicht schon zu spät, denn in diesem Moment schlug der Wiedergänger mit der Faust zu. Vladek wischte mit den Schulterblättern nach rechts über die Mauer weg.
    Der Faustschlag verfehlte ihn nur knapp. Er raffte all seinen Mut zusammen und wuchtete sich mit dem Körper gegen den Pesttoten, der einen penetranten Gestank verströmte.
    Die Wucht des Zusammenpralls drehte den Wiedergänger herum. Er schwankte, und für einen Augenblick sah es so aus, als würde er das Gleichgewicht verlieren, aber er ruderte mit den Armen durch die Luft und fing sich.
    Diese wertvollen Sekunden nützte Vladek Rodensky für sich.
    Seine Hand stieß ins Jackett.
    Er riß die Mauser aus der Schulterhalfter und entsicherte sie.
    Der Untote sah die Waffe, kümmerte sich jedoch nicht darum.
    Gewöhnliche Kugeln konnten ihm nichts anhaben, und daß die Mauser mit geweihtem Silber geladen war, konnte der Wiedergänger nicht wissen.
    Unbekümmert griff der Höllenfeind an.
    Er tappte auf Vladek Rodensky zu.
    Der Brillenfabrikant richtete seine Waffe auf den Pesttoten und zog blitzartig den Stecher durch. Mit einem peitschenden Knall entlud sich die Pistole. Eine lange Feuerzunge leckte aus dem Lauf.
    Das geweihte Silberprojektil wuchtete in die Brust des Wiedergängers, stieß ihn weit zurück und warf ihn zu Boden, wo sein pestverseuchter Körper noch in derselben

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