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0176 - Der Pestvogel

0176 - Der Pestvogel

Titel: 0176 - Der Pestvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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ist schon ein eigenartiges Gefühl, zu wissen, daß man sich zwischen Tausenden von Toten befindet. In diesen alten Gewölben wurde einem die Vergänglichkeit allen Lebens so richtig bewußt.
    Vladek Rodensky übernahm die Führung.
    Plötzlich alarmierte uns ein heiserer Schrei. Meine Kopfhaut spannte sich. Ich stieß den Brillenfabrikanten zur Seite und startete. Es passierte etwas. Jemand brauchte Hilfe.
    Vermutlich Manfred Mock.
    Mit langen Sätzen jagte ich einen Gang entlang. Vladek Rodensky folgte mir. Ich durchquerte zwei leere Grabkammern, kam an einem vergitterten Mauerdurchbruch vorbei, hinter dem in schauriger Gewissenhaftigkeit unzählige Knochen aufgestapelt waren.
    Rechts die Schädel. In der Mitte die Unterschenkelknochen.
    Links die Oberschenkelknochen. Eine makabre Ordnung.
    Ich rannte weiter. Wieder ein Gang. Er knickte nach wenigen Schritten rechts weg, und dann sah ich, was hier unten lief. Das Grauen war auferstanden. Mir drehte es den Magen um. Ein Kloß bildete sich in meiner Kehle.
    Ich sah zwei Gestalten.
    Manfred Mock und… einen Pesttoten, der den Küster töten wollte!
    ***
    Der Pesttote bot einen abscheulichen, Anblick. Sein Körper war mit häßlichen Beulen übersät. Die Kleider hingen ihm in Fetzen vom Leib. Er war barfuß. Dunkelgrau, fast schwarz war seine Haut. Das Haar hing ihm wirr vom Schädel. Er verströmte einen bestialischen Geruch.
    Manfred Mock kämpfte mit ihm. Verzweifelt setzte er sich zur Wehr. Der unheimliche Leichnam, der aus der zugemauerten Grabkammer ausgebrochen war, hatte seine Hände um den Hals seines Opfers gelegt.
    Der Küster rang nach Luft. Er drosch mit seinen Fäusten in das widerliche Gesicht des Wiedergängers. Eine grausame Macht mußte den Pesttoten wieder zum Leben erweckt haben. Diese schreckliche Macht mußte dem Leichnam auch seine einstige Gestalt zurückgegeben haben.
    Mocks Widerstand erlahmte.
    Ich befand mich auf dem Weg zu ihm, wollte ihm beistehen, den Pesttoten von ihm wegreißen und mit einem harten Faustschlag niederstrecken, aber ich erstarrte für einen Augenblick, als ich sah, was mit dem Küster passierte.
    Die Haut des Mannes wurde welk und grau.
    Die fürchterliche Krankheit des Untoten ging auf Manfred Mock über. Rasend schnell ergriff sie auch von ihm Besitz. Mir fiel auf, daß der Pesttote die Energie des Küsters in sich aufnahm. Sie stärkte ihn, während Mock immer schwächer wurde.
    Fassungslos sah ich zu, wie die tückische Krankheit den Küster in die Knie zwang.
    »Manfred!« schrie hinter mir Vladek Rodensky. »Mein Gott…«
    Ich katapultierte mich dem Pesttoten entgegen, obwohl mir klar war, daß ich für den Küster nichts mehr tun konnte: Vladek Rodensky und ich waren um einige wenige Minuten zu spät gekommen. Diese kurze Zeitspanne war Manfred Mock zum Verhängnis geworden.
    Nicht anfassen! schoß es mir durch den Kopf. Faß den Kerl nicht an, sonst kriegst du auch die Pest!
    Mein Bein flog hoch. Ich versetzte dem Pesttoten einen brutalen Tritt. Er ließ Mock los. Der Küster brach zusammen. Der Wiedergänger knallte hart gegen die aufgebrochene Ziegelwand.
    Er ließ ein unwilliges Knurren hören. Seine toten, glanzlosen Augen starrten mich haßerfüllt an. Sein aufgequollenes Gesicht verzerrte sich. Ich sah sein gelbes Gebiß. Mehrere Zähne fehlten ihm.
    Er nahm eine aggressive Haltung an.
    Seine Schultern hingen nach vorn, die Arme pendelten hin und her, während seine schwieligen Finger wie Greifer auf und zuschnappten. Er wollte auch mich mit dieser entsetzlichen Krankheit anstecken, wollte auch mir die Energie nehmen.
    Langsam kam er auf mich zu.
    Keine Sekunde ließ ich ihn aus den Augen. Vladek wollte herbeieilen. »Bleiben Sie, wo Sie sind!« zischte ich.
    Manfred Mock lag auf dem Boden und zitterte heftig. Der Schüttelfrost ließ ihn nicht los. Mir tat der Mann leid, aber ich hatte keine Möglichkeit, ihm zu helfen.
    Der Pesttote griff an.
    Ich steppte blitzschnell zur Seite, drehte mich dabei, riß das rechte Bein hoch und hämmerte ihm meinen Schuhabsatz in die Magengrube. Der Wiedergänger klappte in der Mitte zusammen.
    Ich versetzte ihm mit der Schulter einen gewaltigen Rammstoß und erreichte, daß er umfiel.
    Wieder bearbeitete ich ihn mit dem Fuß.
    Diesmal traf mein Schuh seinen abstoßenden Schädel. Der Treffer war von einem knirschenden Geräusch begleitet. Eine der Pestbeulen platzte auf, und ein gelbliches Sekret rann heraus.
    Ich griff zum geweihten Silberdolch, den ich im Gürtel

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