0176 - Schamanen-Terror
man daraus?«
»Daß die Perücke ein bösartiger, schleimiger Dämon ist«, murmelte Nicole wenig überzeugt.
Zamorra schüttelte den Kopf. Er griff zu und zupfte eines der Kunsthaare heraus. Triumphierend hielt er es zwischen den Fingern empor.
»Als mein ›Zusatzgedächtnis‹ müßtest du eigentlich schon einmal von Analog- oder Bildzauber oder ähnlichen bösen Dingen gehört haben. Voodoo zum Beispiel. Die berühmten Puppen, die einen Teil des Verzauberten in sich tragen, Haar oder Fingernagel oder Ähnliches. Und alles, was man mit der Puppe anstellt, überträgt sich auf den Verzauberten.«
Nicole nickte. »Aber wir sind hier nicht in der Karibik«, sagte sie. »Ich glaube kaum, daß die Ur-Australier allzuviel mit Voodoo zu tun haben. Das ist doch ein Kult, der sich als Mischform zwischen Aberglauben und Christentum-Ablegern gebildet hat…«
Zamorra räusperte sich. »Das ist die vereinfachteste Darstellung«, brummte er. »Aber den Analog-Zauber gibt es bei vielen Völkern. Irgendwelche Gleichheiten sind nie auszuschließen. Ich nehme an, der Zauberer hat dir ein Haar gekrümmt, beziehungsweise geklaut, und hat dich jetzt über dieses Haar ferngesteuert. Bloß hat er dabei vergessen, daß es nicht dein Original-Skalp war…«
Nicole schluckte.
»Und wenn er dir auch etwas genommen hat?«
»Das würde erklären, warum er gegen mich so unglaublich stark war«, überlegte der Meister des Übersinnlichen. »Ich glaube, ich muß ein wenig aufpassen. Der Bursche muß die Geschicklichkeit eines Taschendiebes besitzen. Übrigens dürfte dann auch Caan gefährdet sein. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er darauf verzichtet haben könnte, ihr eine Hautschuppe zu klauen, wenn er sich bei uns beiden schon ausgiebig bedient hat.«
Nicoles Gesicht verdüsterte sich.
»Was ist, wenn er jetzt dort zuschlägt? Wenn er Caan unter seine Gewalt bekommt und nach seinem Willen handeln läßt? Er hat jetzt seine friedliche Maske fallengelassen; er braucht keine Rücksichten mehr zu nehmen!«
Zamorra schüttelte sich.
»Mal’ nicht den Teufel an die Wand, Nici«, murmelte er.
***
Durch Caan ging ein heftiger Ruck. Der Ausdruck ihrer grünen Telleraugen änderte sich. Böse starrte sie Chaala und Balder Odinsson an.
Beide bemerkten im ersten Augenblick nichts. Mit den ihrem Volk eigenen gleitenden Bewegungen näherte sie sich ihrem Gefährten. Chaala, der Kommandant des zerstörten Dimensionenschiffes, wandte ihr den Rücken zu. Er ahnte nichts. Blitzschnell griff Caan zu. Ihre feingliedrige Hand umschloß die seltsame Waffe, die in der Halteschlaufe des Kommandanten steckte, und riß sie heraus.
Chaala fuhr herum. Er sandte einen fragenden Impuls aus. Doch im nächsten Moment zuckte Caans Hand hoch und schmetterte ihm den Griff der Waffe an den Kopf. Lautlos brach Chaala zusammen.
Odinsson starrte die beiden Silberhäutigen sprachlos an. Er begriff nicht, was geschah. Zu überraschend war Caans Angriff gekommen. Jetzt schlug die Silberhäutige die Waffe auf den Colonel an.
Odinssons Gedanken setzten aus. Antrainierte Reflexe setzten ein. Er fragte nicht mehr nach dem Warum. Er begriff nur, daß er überraschend angegriffen wurde, das war alles. Unwillkürlich ließ er sich fallen. Seine Hand glitt in die Tasche und umklammerte den Griff der Pistole.
Im nächsten Augenblick flammte es grell auf. Der Projektionsdorn der Strahlwaffe spie einen gleißenden Energiefinger aus, der Odinsson haarscharf verfehlte. Etwas begann zu schmoren und zu stinken.
Odinssons Hand mit der Waffe kam hoch. Jetzt erst setzte sein Verstand ein.
Caan besaß keinen Grund, ihre Freunde anzugreifen. Sie mußte von einer fremden Macht beeinflußt werden.
Odinsson schoß nicht zurück. Er steckte die Pistole wieder ein, rollte sich zur Seite. Ein weiterer Strahlschuß flammte auf und schmolz das breite Bett zu einem stinkenden und glühenden Trümmerhaufen zusammen. Der Pentagon-Agent stieß einen wilden Fluch aus.
Der Chibb-Blaster schwenkte herum, folgte ihm, als er sich emporschnellte. Wieder zuckte der Strahl auf, verfehlte ihn nur um Zentimeter.
Toter Mann! schrie etwas in ihm.
Er riskierte alles!
Er ließ sich fallen und rührte sich nicht mehr!
Sein Herz raste wie seine Gedanken. Würde sich die Beeinflußte damit zufriedengeben?
Würde sie glauben, daß ihn der Hitzeschock des Strahls ausgeschaltet hatte, ohne daß er vom Volltreffer verbrannt wurde? Oder würde sie den Fangschuß hinterherschicken?
Die Sekunden dehnten
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