0176 - Schamanen-Terror
der Rover wieder anrollte und die beiden Polizeiwagen in der Ferne verschwanden.
Zamorra schüttelte den Kopf und legte ihr seine Gedankengänge nahe. »Die Leute hätten mir mehr geschadet als geholfen«, sagte er. »Außerdem wären sie bestimmt nicht mitgekommen. Immerhin wissen wir jetzt, daß unser Freund Norgaun die beiden Girls mit Magie vor den neugierigen Polizistenblicken geschützt hat. Also hat er noch eine Menge mit ihnen vor.«
»Das ist wahr«, sagte Nicole.
Sie öffnete das Handschuhfach.
Bill Fleming hatte den Rover und zwei andere Wagen besorgt, und der gute Bill hatte in jedes Handschuhfach vorsichtshalber eine Pistole deponiert. Zamorra selbst hielt nicht viel von Schußwaffen, aber Bill war der Ansicht gewesen, daß man sie zuweilen doch gebrauchen könne. Der Historiker hatte sie vorsichtshalber sogar mit Silberkugeln geladen. Der Himmel mochte wissen, wo er die so schnell herbekommen hatte.
Der Himmel mochte auch wissen, aus welchem Grund Bill überhaupt mit einer Gefahr gerechnet hatte, nachdem die Kristallmänner-Gefahr beseitigt und der unterseeische Stützpunkt vernichtet worden war. Zamorra jedenfalls hatte die Angelegenheit als erledigt betrachtet und sich nur noch darauf vorbereitet, den telepathischen Notruf zu den Chibb zu senden, damit jene ihre auf der Erde gestrandeten Gefährten abholen konnten.
Offenbar aber hatte sich Bills »Riecher« als richtig erwiesen. Nach wie vor herrschte Krisenzustand. Mit der Bösartigkeit des Schamanen, der sich ursprünglich katzenfreundlich und hilfsbereit gegeben hatte, hatte auch Zamorra nicht gerechnet. Er hatte beschlossen, Bill bei Gelegenheit danach zu fragen, wie er auf die Idee gekommen war, daß noch längst nicht alles ausgestanden sei.
Jetzt aber ergab sich zunächst ein anderes Problem.
Nicole ergriff die vorsorglich von Bill im Handschuhfach untergebrachte Pistole - und richtete sie auf Zamorra!
***
»Was soll der Quatsch?« fragte Zamorra. Unwillkürlich trat er auf die Bremse und kuppelte aus. Wenn etwas geschah, wollte er nicht unbedingt mit achtzig Meilen pro Stunde in den Graben rasen. »Hast du etwas Bestimmtes vor?«
Nicoles Stimme klang verfremdet. Sie war kaum wiederzuerkennen.
»Ich werde dich erschießen, Zamorra«, sagte sie rauh.
Im ersten Moment wollte der Meister des Übersinnlichen lachen, aber dann bemerkte er den tödlichen Ernst in Nicoles Worten. Sie würde tatsächlich abdrücken!
Aber bestimmt nicht aus freien Stücken. Sie mußte sich unter einem fremden Zwang befinden, der ihr den Mordbefehl gab!
Zamorras Gedanken überschlugen sich. Die Mündung der Waffe gähnte ihm schwarz entgegen. Schwarz und tödlich. Langsam krümmte sich Nicoles Zeigefinger.
Er sah, wie sich auf ihrer Stirn Schweißperlen bildeten. Sie kämpfte gegen den dämonischen Zwang an, versuchte ihn niederzukämpfen. Doch das andere in ihr war unglaublich stark. Weiter bewegte sich der Finger.
Zamorra trat das Bremspedal ruckartig vollends durch.
Der Range Rover machte einen Ruck. Die beiden Insassen flogen nach vorn. Krachend löste sich der Schuß.
Zamorra hatte gewußt, was kommen würde. Er hatte sich halbwegs abstützen können, Nicole dagegen wurde von dem heftigen Ruck überrascht. Ihre Waffenhand knallte gegen das Armaturenbrett, die Kugel jagte dicht vor Zamorras Gesicht vorbei und raste durch das geöffnete Seitenfenster irgendwohin in die Landschaft.
Sofort packte er zu. Eine Hand umschloß Nicoles Handgelenk, versuchte, ihren Arm in ungefährliche Gegenden zu lenken. Mit der anderen griff er - er wußte selbst nicht, warum ausgerechnet - in ihr Haar. Die rote Perücke verrutschte und glitt ihr vom Kopf. Blondes Naturhaar kam zum Vorschein.
Schlagartig änderte sich alles.
Nicole ließ die Waffe einfach fallen. Bestürzt sah sie Zamorra an. »Was ist denn jetzt passiert?« fragte sie.
Der Parapsychologe schmunzelte.
»Offenbar ist unserem Freund, dem Schamanen, eine neue Masche eingefallen«, sagte er. »Rate mal, was du soeben verloren hast.«
»Die Perücke«, murmelte sie erblassend und griff nach dem Ding.
»Warte«, warnte der Meister des Übersinnlichen. »Setz das Ding nicht wieder auf. Irgend etwas stimmt hier nicht.«
Nicole hielt die Perücke überlegend in den Händen. »Du meinst…«
»Richtig«, sagte er. »Als du die Perücke trugst, wolltest du mich erschießen. Jetzt, wo sie sich nicht mehr auf deinem bezaubernden Köpfchen befindet, hegst du diese frevelhafte Absicht nicht mehr. Was folgert
Weitere Kostenlose Bücher