0176 - Schamanen-Terror
Hoffnung, daß bald etwas geschehen würde.
***
Kaum hatten die Polizisten das Dorf wieder verlassen, als der Schamane in seine eigene Hütte eilte. Er versuchte, sich in Professor Zamorra zu versetzen. Er hatte ihn nur kurz kennengelernt, aber nach allem, was er über ihn wußte, war Zamorra ein gefährlicher und intelligenter Mann. Wahrscheinlich war die Suchaktion der Polizei nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, um Norgaun in Sicherheit zu wiegen. Der nächste Schlag des Professors würde auf magischer Basis erfolgen.
Also mußte Norgaun dem Weißen Magier zuvorkommen.
Aber er durfte diesen Zamorra nicht direkt angreifen. Noch nicht. Er sollte sich zunächst in Sicherheit wiegen, sollte glauben, den ersten Angriff erfolgreich abgeschlagen zu haben. Statt dessen würde Norgaun sich um seine Gefährtin kümmern.
Nicole Duval!
Er nahm das rote Haar auf, das er sorgfältig verwahrt hatte. Wieder knetete er aus Lehm einen Körper und murmelte uralte Zaubersprüche. Dann nahm er die Frau auf diesem Weg unter seine Kontrolle.
Sein finsterer Geist sandte gefährliche Befehle aus, die die Frau Nicole Duval jetzt befolgen mußte…
***
Der Range Rover jagte wieder über die Straße. Diesmal saß Zamorra am Lenkrad. Er wollte noch vor Einbruch der Dunkelheit das Dorf der Eingeborenen erreichen. Und das aus gutem Grund. In der Nacht wuchs die Macht des Bösen, und wer konnte wissen, was der Schamane in dieser Nacht unternehmen würde? Im Laufe der Jahre als Kämpfer für das Gute hatte Zamorra gelernt, schnell zu sein. Jede vergeudete Sekunde konnte den Sieg des Bösen bedeuten. Das aber durfte nicht geschehen. Demzufolge trat Zamorra allen Energiesparappellen zum Trotz das Gaspedal voll durch.
Wie ein dunkelgrüner Pfeil jagte der Range Rover durch die Abenddämmerung.
Schon von weitem sah er die beiden Polizeiwagen, die ihnen entgegenrollten. Zamorra verlangsamte das Tempo. Es mußten die Beamten sein, die Odinsson losgeeist hatte. Der Parapsychologe blendete die Scheinwerfer auf und drückte wie wild auf die Hupe.
Die beiden Wagen hielten an, und einer der Polizisten stieg aus.
»Kann ich Ihnen helfen, Sir?« fragte er.
Zamorra ließ sich ebenfalls aus dem hochbeinigen Wagen gleiten. Er nannte den Namen des Dorfes. »Haben Sie dort jemanden gefunden?« fragte er.
Das Gesicht des Polizisten verdüsterte sich. »Sind Sie der Mann, der uns auf diesen Trip geschickt hat?« fragte er.
»Nein, aber wir gehören zusammen und bearbeiten das gleiche Projekt«, deutete Zamorra an.
Der Polizist stutzte zunächst über die Formulierung, dann aber trat er einen Schritt zurück.
»Ich weiß zwar nicht, was das alles zu bedeuten hat«, sagte er. »Irgendwer faselte etwas von Geheimdienst und so. Aber ich weiß, daß wir nichts gefunden haben. Vergeudete Zeit. Was soll der ganze Blödsinn eigentlich? Soll das eine Art Beschäftigungstherapie sein oder was?«
Zamorra schüttelte den Kopf. Er konnte den Ärger des Polizisten verstehen. Odinsson hatte die Einsatzleitung heiß gemacht, und von dort aus hatte man die beiden Einsatzwagen mit Dampf auf die Reise geschickt. Wenn sie nun ohne Erfolg zurückkehrten, war ihr Ärger verständlich.
»Sie haben Ihre Zeit nicht vergeudet«, sagte Zamorra. »Sie haben im Gegenteil unseren Verdacht bestätigt.«
»Wer sind Sie eigentlich?« fragte der Polizist. »Sind Sie wirklich ein Geheimdienstler? Und was für einen Verdacht meinen Sie? Wo nichts ist, da kann man doch schließlich nichts finden!«
Zamorra hob die Schultern. »Es geht um diesen Schamanen«, sagte er.
»Fangen Sie jetzt bloß nicht mit irgendwelchen Gespenstergeschichten an«, knurrte der Polizist. »Dafür ist unsere Zeit nun wirklich zu schade!«
Er wandte sich um und stieg in seinen Wagen, weil er fühlte, daß er aus Zamorra nichts mehr herausbekommen würde. Zamorra hingegen hatte speziell nach dieser Antwort keine Lust mehr, weitere Einzelheiten bekanntzugeben. Er würde sich nur lächerlich machen. Es gab eben noch immer zu viele Menschen, die eher den Götzen Technik verehrten als sich der okkulten Dinge zu erinnern, die vor ein paar tausend Jahren noch die Erde beherrscht hatten - und die sie jetzt auch wieder beherrschten, aber im Geheimen, ohne daß jene »Ungläubigen« etwas davon bemerkten. Und wenn sie es bemerkten, gingen sie einfach darüber hinweg, weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte.
Zamorra stieg wieder ein.
»Warum hast du sie nicht als Begleitschutz behalten?« fragte Nicole, als
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