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0178 - Stadt der toten Seelen

0178 - Stadt der toten Seelen

Titel: 0178 - Stadt der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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allerdings die Bewegungsfreiheit einzuengen, und als Rolf eine Kniebeuge machte, spannte das hauteng anliegende Material nicht an einer Stelle.
    Mit einer Handbewegung schloß er den unsichtbaren Saum am Brustteil.
    Monica schmunzelte, als sie ihn ansah. »Ich glaube kaum, daß Madame Delaque dich jetzt für moralischer halten wird«, sagte sie. »Das Ding ist ja wirklich eine zweite Haut.«
    Rolf sah an sich herunter. »Ich kann es nicht ändern«, brummte er. Dann sah er die anderen vier Skelette an. »Willst du dich nicht auch bedienen?«
    Das nackte Mädchen zögerte, schüttelte dann aber den Kopf. Sie hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Nicht, daß sie sich gescheut hätte, die Kleidung eines Toten zu benutzen, aber da war irgend etwas, das sie warnte. Ihr Para-Sinn? Uschi war nah genug, um diesen Sinn ansprechen zu lassen.
    »Nein danke«, sagte sie.
    Rolf zuckte mit den Schultern, etwas zu gleichgültig, wie ihr schien. Er verließ das Zimmer. Nacheinander durchforschten sie die anderen Räume der oberen Etage. Aber sie alle waren leer.
    »Eines steht fest«, sagte Monica. »Wenn wir in diesem Haus übernachten, werde ich unten bleiben. Nach hier oben bekommst du mich nicht wieder hinauf.«
    Rolf Kaiser antwortete nicht. Sie stiegen die Treppe wieder hinab. Unten wartete noch immer der Wolf. Er hatte sich neben der Tür niedergelassen und erweckte den Eindruck eines äußerst wachsamen Wächters. Rolf runzelte die Stirn.
    »Man sollte das Vieh wegjagen oder erschießen«, knurrte er.
    Der Wolf knurrte ebenfalls. Sein Stimfell furchte sich, und er legte die Ohren an. Als Rolf durch die Tür ins Freie trat, wich er ihm aus.
    Draußen blieb Rolf abrupt stehen. Es war erheblich dunkler geworden.
    Und Zamorra und Boris waren zurückgekehrt.
    ***
    Sie bewegten sich durch die Schatten zwischen den Häusern, mieden die Straßen und größeren Flächen, wo das Licht der Sterne sie hätte erfassen können. Sie blieben im Dunkeln.
    Die Dunkelheit kam und gab ihnen Kraft. Die Kraft trug sie dorthin, wo es Leben gab. Leben!
    Der Mächtige hatte es ihnen versprochen.
    Sie verursachten kein Geräusch auf ihrem Weg. Kein Ast knackte unter ihrem Tritt, kein Knochen schlug gegen den anderen. Völlig lautlos bewegten sie sich durch die tote Stadt.
    Sie waren ihren Grüften entstiegen, um ein zweites Leben zu erlangen. Sieben hatte der Mächtige erweckt. Sieben von vielen, und ihnen hatte er das Leben versprochen.
    Und sie kamen nun, um es sich zu holen.
    Mehr nicht.
    ***
    Zamorra runzelte die Stirn, als er Rolf Kaiser aus dem Haus kommen sah. Der Anzug schien schwach zu leuchten. »Sind Sie unter die Raumfahrer gegangen, Rolf?« fragte der Parapsychologe.
    »Ich habe den Anzug gefunden«, sagte Rolf. »In der oberen Etage. Da gibt es noch mehr. Und was haben Sie entdeckt?«
    »Daß wir so schnell hier nicht wieder wegkommen«, erwiderte Zamorra knapp.
    Etwas an dem Anzug gefiel ihm nicht. Seine überaus feinen Sinne schlugen Alarm. Er brauchte nicht einmal die Kraft des Amuletts, um zu erkennen, daß etwas mit dem Anzug nicht stimmte.
    »He, der hat ja eine Kapuze«, stellte Uschi fest.
    Rolfs Hand tastete nach hinten, aber er verzichtete darauf, die Kapuze auszuprobieren. »Praktisch bei Regenwetter«, sagte er.
    »Ich möchte mir gern ansehen, wo Sie die Anzüge gefunden haben«, sagte Zamorra.
    »Oben, Treppe rauf und geradeaus«, sagte Rolf. »Und was ist mit diesen komischen Zeichen?«
    Zamorra wechselte einen raschen Blick mit Boris, dann erklärte er, was sie entdeckt hatten und welche Schlüsse er daraus zog. Er verschwieg allerdings, daß Boris die Zeichen ausgelöscht hatte. Und Marie Delaque schwieg. Entweder hatte sie die beiden Erkunder nicht aus der Ferne beobachtet, oder sie sah keinen Sinn darin, Zamorras Bericht dahingehend zu ergänzen.
    »Wenn ich nicht hier in dieser verlassenen Stadt wäre«, sagte Rolf, »würde ich es Ihnen nicht glauben.«
    »Das wundert mich wenig«, gab Zamorra zurück. Es war immer dasselbe. Die Menschheit war zu sehr von der Technik infiziert. Man glaubte nicht einmal dann an übernatürliche Erscheinungen, wenn man direkt mit ihnen konfrontiert wurde. Die menschliche fixe Idee, alles mit der Logik des Verstandes zu erklären, grassierte und war nicht auszurotten.
    Er betrat das Haus. Fast wie ein Schatten folgte Monica ihm.
    Der Wolf kauerte immer noch am Boden. In der mittlerweile fortgeschrittenen Dämmerung, die schon die ersten Sterne am Himmel zeigte, sah er in dem Zimmer

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