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0178 - Stadt der toten Seelen

0178 - Stadt der toten Seelen

Titel: 0178 - Stadt der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nur die Lichter des Tieres, aber er fühlte förmlich, wie der Wolf sich bei seinem Anblick entspannte.
    »Wie heißt du eigentlich, alter Freund und Lebensretter?« fragte Zamorra. Der Wof winselte leise.
    »Tut mir leid, das kann ich nicht übersetzen«, schmunzelte Zamorra. »Was hältst du davon, wenn ich dich Fenrir nenne?«
    Der Wolf gab ein schnalzendes Geräusch von sich.
    »Bon, also Fenrir«, stellte Zamorra fest. »Damit wirst du zum Legendentier aus der Edda ernannt, der altgermanischen Sage. Es reißt die Fessel, es rennt der Wolf«, zitierte Zamorra. »Fenrir oder Fenriswolf… ich glaube, das paßt ganz gut zu dir, Alter.«
    Der Wolf nickte!
    Zamorra atmete überrascht tief und hörbar durch. Dann aber zuckte er mit den Schultern. »Wo ist die Treppe?« fragte er Monica.
    Das Mädchen ging voraus. Sie stiegen empor, und der Wolf folgte ihnen. Offenbar hatte er Zamorra in sein wildes Raubtierherz geschlossen.
    Monica öffnete die Tür. Sekundenlang sah der Professor die Silhouette ihres schlanken Körpers im Gegenlicht, das durch das Fenster fiel. Ein paar Sterne funkelten am Himmel.
    Ihr Licht fiel auch auf die Skelette.
    Zamorra trat in den Raum. Fenrir folgte ihm. Das mächtige Raubtier preßte seine Flanke gegen die Beine des Professors. Unwillkürlich begann der Professor, das zottige Wolfsfell zu kraulen.
    Gleichzeitig sprach sein Para-Sinn an.
    Die Skelette waren…
    »Druiden!« stieß er überrascht hervor.
    ***
    Monicas Kopf flog herum. Ein Lichtreflex ließ ihre Augen in der Dunkelheit aufleuchten. »Was«?
    »Druiden«, sagte Zamorra langsam und leise. »Sie waren Druiden.«
    »Die Toten?«
    Er nickte bedächtig. Er konnte es spüren. Er dachte an die Druiden, die er kannte. Gryf aus Llandrysgryf, der Vampirjäger, Kerr, der Inspektor von Scotland Yard, Teri Rheken, das Mädchen mit dem goldenen Haar… Er fühlte bei den Toten die gleiche Grundschwingung, die er bei den Lebenden gefühlt hatte. Es war etwas, das sich nicht mit Worten erklären ließ und sich dem menschlichen Verstand weitgehend entzog. Es ließ sich nur gefühlsmäßig erfassen. Bei den Skeletten war es bedeutend schwächer, nur ein kaum wahrnehmbarer Hauch. Aber Zamorra war sicher.
    Die fünf Toten waren Druiden gewesen.
    Er schluckte.
    Es gab nicht viele Druiden. Ihrè große Zeit war vorbei, schon lange vergangen. Sie waren ein aussterbendes Volk. Es gab nur noch wenige ihrer Art. Und auch in der grauen Vergangenheit, als sie noch viele waren, waren sie meistens einzeln aufgetreten. Merlin am Hofe König Arthurs, Gryf, der Ahasver, der ewige Wanderer und Vampirjäger…
    Und hier lagen fünf auf einmal, aber fünf, die der Tod ereilt hatte!
    Woran waren sie gestorben?
    Nur noch das interessierte Zamorra plötzlich, und die Tatsache, daß gleich fünf Druiden an einer Stelle waren. Was hatte sie dazu getrieben, derart massiert aufzutreten?
    Und doch hatten sie dem Tod nicht entgehen können!
    Es war für Zamorra klar, daß sie keines natürlichen Todes gestorben waren. Nicht nur ihre Körperhaltung deutete darauf hin, sondern vor allem die Tatsache, daß sie Druiden gewesen waren.
    Er erkannte, daß einem die Kleidung fehlte. Es war der Anzug, den Rolf angezogen hatte.
    Ein ungutes Gefühl überfiel den Professor. Der Anzug hatte keinen der Druiden schützen können, die er sonst nur in ihren Kutten kannte, wenn sie auf magischer Para-Ebene aktiv wurden. Die weißen Anzüge paßten nicht so ganz zu ihnen.
    Was war, wenn die weißen Anzüge irgendwie manipuliert worden waren?
    Es war erst nur ein loser Gedanke, der plötzlich sicherer wurde. Fünf Druiden, und fünf gleichartige Anzüge!
    Hatten sie den Druiden den Tod gebracht?
    Waren sie manipuliert worden?
    Einmal mehr wünschte er sich sein Amulett herbei. Damit hätte er einen Sondierungsversuch durchführen können.
    Aber eine andere Möglichkeit bot sich an.
    Er sah Monica an.
    Sie und ihre Schwester waren Telepathinnen, konnten also Para-Kräfte freisetzen.
    Sie drei im Rapport… Es war eine Möglichkeit.
    Er teilte seinen Gedanken dem Mädchen mit. Monica nickte. »Ich glaube, zu dritt könnten wir es schaffen.«
    Sie rief nach ihrer Schwester.
    Das Mädchen mit der Blüte im Haar kam herauf. Zamorra entschärfte die Schocksituation des schreckerregenden Bildes bereits, während sie die Treppe erstieg. So war sie auf den Anblick der Skelette vorbereitet.
    Gedankenverloren kraulte Zamorra das Wolfsfell. Es schien dem Tier zu gefallen. Es schniefte leise.
    Uschi

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