0178 - Stadt der toten Seelen
erklärte sich mit dem Versuch einverstanden. »Eine erkannte Gefahr ist eine gebannte Gefahr«, sagte sie. »Laßt uns sofort anfangen.«
***
Fenrir, der alte Wolf, hatte seinen Namen akzeptiert. Es war das erste Mal, daß er einen Namen besaß, und der gefiel ihm auf Anhieb. Und von den drei Menschen, die jetzt in seiner unmittelbaren Nähe waren, ging ein guter Geruch aus.
Alles Mörderische war von dem Wolf abgefallen. Er begann zu denken. Seine Instinkte wurden vom erwachenden Verstand unterdrückt. Er war sicher, daß er so rasch nicht mehr in seine alte Rolle zurückzufallen brauchte, in welcher er als wildes Tier Beute riß. Vielleicht nie wieder.
Und er hatte den Menschen einiges voraus. Seine Wolfsinstinkte akezptierten das Vorhandensein von Magie vorbehaltlos. Sein erwachender Verstand suchte nicht nach umständlichen Erklärungen für das Unerklärliche. Er nahm nur wahr und registrierte.
Er beobachtete, wie die drei Menschen einander an den Händen berührten und fühlte irgendwie den Kraftstrom, der von ihnen ausging und die weißen Hüllen der Skelette abzutasten begann. Es war wie eine Witterung, aber eine fremdartige, andersartige Witterung, die mit der gewohnten nichts gemein hatte.
Fenrir knurrte leise. Sein Nackenfell sträubte sich. Vielleicht noch eher als die Menschen nahm er die feinen Schwingungen der Gefahr auf, die von den Anzügen ausgingen.
Und irgendwo in der Nähe schlich etwas lautlos durch die Nacht.
Fenrir knurrte stärker.
***
»Es wäre besser, wenn wir diese Anzüge gar nicht mehr beachten würden«, murmelte Zamorra. »Sie sind gefährlich.«
Sie hatten sich wieder voneinander gelöst. Auch jetzt war es nicht so gewesen, als hätte er das Amulett als verstärkenden Faktor eingesetzt, aber die telepathischen Kräfte der beiden Mädchen waren ihm eine große Hilfe gewesen.
Er wußte jetzt, daß diese weißen Anzüge aus einem unbekannten und offenbar unzerstörbaren organischen Material den Druiden auf noch unbekannte Weise den Tod gebracht hatten. Er hatte das Unheimliche in ihnen gespürt. Aber warum war es den fünf Druiden selbst nicht aufgefallen? Warum hatten sie, deren Parakräfte erheblich stärker waren als die Zamorras und der beiden Mädchen zusammen, diese Overalls überhaupt angelegt?
Oder waren sie erst später zur Gefahr geworden, vielleicht durch einen Zauberbann, der nachträglich gesprochen worden war?
»Kommt«, sagte Zamorra und wandte sich ab. »Es ist besser, wenn wir diesen Raum nicht mehr betreten.«
Fenrir knurrte wieder warnend.
Zamorra sah nachdenklich auf den grauen Riesen hinab. Tierische Instinkte erfassen weitaus mehr als das menschliche Wahrnehmungsvermögen. Was witterte der Wolf?
»Sag an, alter Freund«, murmelte der Professor. »Was gibt es?«
Der Wolf preßte sich wieder an seine Beine und warf ihn fast um. Zamorra grinste. »He, wirf mich gleich nicht die Treppe hinunter.«
Er ging voraus. Fenrir jagte mit ein paar Sprüngen an ihm vorbei nach unten. Die Mädchen folgten langsamer.
»Sollten wir nicht versuchen, die Skelette zu bestatten?« fragte Monica. Doch Zamorra schüttelte den Kopf. »Es sind Druiden, und ich kenne ihre Riten nicht so genau. Sie haben da ganz eigene Vorstellungen, und ich möchte nichts falsch machen.«
Die anderen hatten es sich im großen Eingangsraum bequem zu machen versucht. Aus dem Abstellraum, in welchem Zamorra den Spaten gefunden hatte, hatte Marie Delaque ein wenig gewühlt und wahrhaftig Kerzen gefunden, die Boris in Brand gesetzt hatte. Der Russe warf dem Wolf einen mißtrauischen Blick zu. Fenrir hielt sich bemerkenswert auffällig von Rolf Kaiser fern, dessen Anzug in der flackernden Dämmerung zu leuchten schien.
Patsy Lobone hatte sich neben dem Studenten niedergelassen. Die Bäuerin kauerte in einem Winkel des Raumes, und Boris saß genau in der Mitte vor den drei flackernden Kerzen. Die Flammen waren ungewöhnlich groß.
»Sie müssen eine andere Art Dochte verwendet haben«, erklärte Boris, als habe er Zamorras Gedanken gelesen.
Fenrir zeigte immer noch Unruhe. Zamorra sah in die Runde. »Wir sollten eine Nachtwache einteilen«, schlug er vor. »Alles deutet darauf hin, daß Gefahr droht. Ich schlage vor, daß jeder von uns eine Stunde Wache hält. Wir sind sieben…«
»Wir können das unter uns drei Männern auslosen«, warf Boris ein. »Die Frauen brauchen…«
»… brauchen keine Rücksichtnahme«, wehrte Uschi ab. »Ich erkläre mich für die letzte Wache bereit.«
Sie
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