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0178 - Stadt der toten Seelen

0178 - Stadt der toten Seelen

Titel: 0178 - Stadt der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einigten sich ziemlich rasch.
    »Jetzt mal was anderes«, ergriff Rolf das Wort. »Wir brauchen etwas zu essen. In dieser Hütte gibt es nichts, und höchstwahrscheinich auch nicht in den anderen Häusern. Und selbst wenn… Nach der langen Zeit wird wohl nichts mehr genießbar sein.«
    Er sah Zamorra dabei auffordernd an. Der Professor erkannte, daß er an einer Stellungnahme nicht vorbeikam. Außerdem hatte der Student recht. Das Hungergefühl war zwar zu ertragen, aber wenn sie morgen nichts Eßbares fanden…
    »Wir könnten den Wolf schlachten«, schlug Boris vor. Fenrir knurrte böse.
    »Der Wolf wird nicht geschlachtet!« protestierte Uschi. Das Blumengirl kniete neben Fenrir nieder, schlang einen Arm um die mächtigen Schultern des Grauen und begann, ihm das Fell zu kraulen. Fenrirs Kopf kam herum, und seine riesige rote Zunge schleckte einmal feucht über Uschis Wange, die den Kopf ihrerseits nicht mehr rechtzeitig wegnehmen konnte.
    Patsy lachte auf.
    »Jagdbares Wild dürfte es in der Stadt wohl nicht geben«, vermutete Zamorra. »Das Abendessen wird also ausfallen. Morgen können wir ausprobieren, ob es am Dschungelrand eßbare Pflanzen gibt.«
    »Vielleicht probieren die Pflanzen aber auch aus, ob wir eßbar sind«, unkte Monica eingedenk der trüben Erfahrungen im Land der mordenden Blumen.
    »Wir werden sehen«, sagte Zamorra. Er hatte die zweite Wache übernommen, Marie Delaque die erste, und auf Zamorra würde Rolf folgen. Der Meister des Übersinnlichen streckte sich auf dem harten Boden aus, bemühte sich, eine halbwegs bequeme Stellung zu finden und schloß die Augen. Er wollte die Stunde, die ihm blieb, nutzen.
    Er war in der Lage, fast auf Kommando zu schlafen. Seine ständigen Abenteuer hatten dazu geführt. Wer konnte wissen, wann man wieder zum Schlafen kam, also mußte jede Minute genutzt werden.
    Schon nach kurzer Zeit kam die Dunkelheit über ihn.
    ***
    Rolf Kaiser ging zur Tür und trat ins Freie. Tief sog er die kühle Nachtluft ein. Nichts regte sich draußen. Das Gefasel dieses Zamorra von etwas Gefährlichem, das sie bedrohte, war eine Kateridee. Die Stadt war seit Jahrtausenden tot. Und das Skelett… Wahrscheinlich hatte es überhaupt nicht existiert. Wahrscheinlich hatte dieser Zamorra ihnen nur etwas vorgegaukelt, und die Zwillinge steckten mit ihm unter einer Decke.
    Rolf hatte seine Wache angetreten, aber er dachte nicht im Traum daran, sie ernst zu nehmen. Nach ihm war Patsy an der Reihe, und er fühlte, daß sie ihm gegenüber nicht abgeneigt war. Zusammen waren das zwei Stunden, die sie ausnutzen konnten.
    Rolf kehrte in das Haus zurück. Die Amerikanerin war wach. Der Mann im weißen Overall kauerte sich neben ihr nieder und griff nach ihrer Hand. Sie zog sie nicht zurück, sondern richtete sich halb auf.
    »Alles ist ruhig«, flüsterte Rolf. »Dieser Zamorra spinnt. Wo soll auch eine Gefahr herkommen? Kommst du mit nach draußen?«
    Lautlos erhob sie sich und folgte ihm. Dabei ließ sie seine Hand nicht los. »Laß uns ein wenig weiter gehen«, sagte sie leise. »Damit wir keinen wecken.«
    Er nickte und wußte jetzt, daß sie ihm in jedem Punkt entgegenkommen würde. Er lächelte. »Wir haben fast zwei Stunden Zeit«, sagte er.
    »Das ist wenig und vielleicht doch genug«, erwiderte sie leise und sah ihn an.
    Die Sterne funkelten. Fremdartige Konstellationen. Etwa hundert Meter von dem Haus entfernt ließ sich Patsy zu Boden gleiten. Sie sah nach oben und glaubte in den Sternkonfigurationen seltsame Ungeheuer zu sehen. Drachen, Flugechsen… sie schüttelte den Kopf. Offensichtlich war sie etwas zu überspannt.
    »Wie kriegt man eigentlich deinen komischen Anzug auf?« fragte sie und unterzog das nahtios geschlossene Teil einer näheren Untersuchung.
    »Streich mit der flachen Hand über die Mittelnaht«, sagte er.
    Sie sah keine Mittelnaht, ließ aber ihre Hand von oben nach unten über seine Brust gleiten. Wie von Zauberhand geteilt, öffnete sich der Anzug und klaffte bis zum Bauchnabel auf.
    »Interessant«, stellte sie fest. »Und merkwürdig. Das Patent müßte man auf der Erde einführen. Die Knopf- und Reißverschlußindustrie würde Konkurs anmelden.«
    »ReizVerschluß?« echote er.
    Sekunden später waren sie nicht mehr allein.
    ***
    Von einem Moment zum anderen war Zamorra hellwach. Er riß die Augen weit auf und setzte sich auf.
    Links neben ihm hatte sich der Wolf ausgestreckt. Auch Fenrir hatte den Kopf gehoben. Seine Ohren lagen flach an. Rechts lag

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