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0178 - Wir spielten mit dem Feuer

0178 - Wir spielten mit dem Feuer

Titel: 0178 - Wir spielten mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir spielten mit dem Feuer
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wesentlich weniger Musikautomaten als Einwohner.
    ***
    Für die Polizei gibt es in jedem Land der Welt nur drei Sorten von Kneipen: solche, deren Besitzer es vernünftigerweise immer mit der Polizei halten. Die sind dünn gesät. Die zweite Gruppe ist am größten und besteht aus Wirten, die sozusagen immer auf der Mittellinie spielen. Mal wissen sie etwas, wenn wir sie fragen, mal wissen sie gar nichts und können sich an nichts erinnern. Bei denen hängt es vom Geschick und natürlich vom Glück des ausfragenden Beamten ab. Die dritte Gruppe schließt einfach alle jene Gaunerwirte ein, die prinzipiell gegen die Polizei sind und schon deshalb nichts wissen, wenn wir sie fragen. Aber ausgerechnet diese Sorte ist uns natürlich am besten bekannt.
    Wir setzten ein weiteres Rundschreiben an alle Polizisten im Streifendienst auf und beauftragten sie, in jeder Kneipe ihres Bezirks nach Mantelli zu fragen, unauffällig natürlich, und dabei besonders auf die Vorliebe für die Musikbox hinzuweisen.
    »Jetzt gibt es nur zwei Möglichkeiten«, meinte Phil. »Entweder Mantelli verkehrt in einem Lokal, deren Besitzer uns diese Auskunft bereitwillig erteilt, oder aber Gigolo trinkt seinen Whisky oder sein Bier in einer Kneipe, wo sich der Wirt eher die Zunge abbeißen würde, als uns das zu sagen.«
    »Es gibt noch einige Möglichkeiten mehr, mein Alter«, sagte ich. »Er kann vorsichtshalber New York bereits verlassen haben. Er kann aus irgendeinem Grund überhaupt nicht mehr in Kneipen gehen. Er kann…«
    »Hör auf!«, rief Phil. »Mal den Teufel nicht an die Wand! In allen deinen Möglichkeiten wird es verdammt schwierig sein, ihn zu finden. Mir sind meine beiden Möglichkeiten lieber.«
    »Darin stimmen wir überein. Komm, wir müssen eine Aufstellung der Kneipen machen, von denen wir wissen, dass ihre Wirte uns entweder keine oder nur eine falsche Auskunft geben würden.«
    Wir machten uns an die Bürokratenarbeit. Und wir kamen auf die stattliche Anzahl von zweihundertsechsundvierzig Lokalen. Genug Möglichkeiten, um uns einige Wochen lang auf der Suche nach Mantelli zu beschäftigen, wenn nicht vorher ein besonderer Glücksfall eintrat.
    Im Leben eines Kriminalbeamten sind Glück und Pech halbwegs gerecht verteilt, wenn es einem manchmal auch anders vorkommt, weil sich das eine oder das andere zufällig einmal häuft. Phil und ich jedenfalls hatten in den ersten vier, fünf Tagen Pech. Wir klapperten selbst die Kneipen ab, von deren Wirten bekannt war, dass sie niemals freiwillig der Polizei eine irgendwie geartete Hilfe leisteten. Wir versuchten, uns jeweils auf die Mentalität des jeweiligen Wirtes einzustellen. Bei dem einen spielten wir entlassene Zuchthäusler, die ihren ehemaligen Zellengenossen Mantelli gern mal Wiedersehen möchten, bei einem anderen spielten wir geheimnisvolle Figuren, faselten was von einem ,dicken Geschäft’, zu dem wir Gigolo brauchten, und wieder bei anderen legten wir unsere Dienstausweise auf die Theke und drohten mit der Strafverfolgung kleinerer Delikte, die das FBI wusste oder nur vermutete, aber aus Nichtigkeitsgründen bisher nicht ausgewertet hatte. So kam ziemlich jeder Kneipenbesitzer zu einer sehr individuellen Behandlung.
    Aber trotz dieser großen Mühe gelang es uns nicht, eine Spur von Mantelli aufzutreiben, obgleich wir täglich von morgens zehn bis abends zur gleichen Stunde von Kneipe zu Kneipe tigerten. Einmal hatte das Schicksal es so gefügt, dass wir eine solche Tour mit Unmengen von billigem Brandy begießen mussten. Wie es eben manchmal geht.
    Abends um halb zehn, beschloss ich endgültig, meinen Jaguar auf dem Parkplatz stehen zu lassen. Für die Zeitungen wäre ein wegen Trunkenheit am Steuer verurteilter G-man ein gefundenes Fressen gewesen. Also marschierten wir an diesem Abend zu Fuß zu vier weiteren Kneipen, dann waren wir restlos erledigt.
    ***
    Am nächsten Morgen trafen wir uns an einer verabredeten Ecke wieder. Phil kam mit einem Gesicht aus dem U-Bahn-Aufgang, das seiner Verfassung entsprach.
    »Verdammter Fusel!«, schimpfte er und rieb sich die Stirn. »Ich habe Kopfschmerzen, als ob mir der Schädel jeden Augenblick explodieren wollte.«
    »Fang um Himmels willen nicht an, von Explosionen zu reden«, seufzte ich und fuhr mir behutsam über die Haare. Selbst diese leise Berührung wurde in meinem Gehirn zu einem ziehenden Bohren.
    »Sind wir eigentlich verpflichtet, in Ausübung unseres Dienstes Selbstmord zu begehen?«, wollte Phil wissen, während

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