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0178 - Wir spielten mit dem Feuer

0178 - Wir spielten mit dem Feuer

Titel: 0178 - Wir spielten mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir spielten mit dem Feuer
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wir langsam die Straße entlanggingen.
    »Nicht dass ich wüsste, Phil. Hast du etwa die Absicht?«
    »Im Gegenteil. Ich halte es für einen Selbstmordversuch, jetzt weiter hier herumzuspazieren. Was ich brauche, sind vier mit Schinken gebratene Eier, drei Tassen sirupdicken Kaffee, zwei doppelstöckige Whiskys und eine Zigarette. Vorher unternehme ich nichts, was nach Arbeit aussehen könnte.«
    »Ausnahmsweise schließe ich mich der Meinung meines Herrn Vorredners an«, sagte ich und fühlte, wie sich in meinem Munde ein säuerlicher Geschmack zusammenzog. Man sollte wirklich keinen Alkohol trinken. Wenigstens keinen Fusel.
    Wir fanden eine Bude, wo man bereit war, unsere Bestellung auszuführen. Es dauerte nicht einmal lange. Vorher hatte ich geglaubt, ich würde kaum zwei Bissen hinunterkriegen können, aber beim Essen zeigte sich, dass dies ein Irrtum war. Und restlos zufrieden war ich, als ich merkte, dass nach dem frugalen Mahl sogar der Whisky wieder schmeckte.
    »Kleinen Kater gehabt, was?«, fragte ein Mann, als ich meine Verdauungszigarette ansteckte.
    Wir saßen in einer hufeisenförmigen Nische, und ich drehte mich um, weil die Stimme aus der Nachbarnische gekommen war.
    Zum Glück habe ich mein Gesicht halbwegs in der Gewalt. Sonst hätte es eine peinliche Szene gegeben. Unser Gegenüber war ein in jeder Hinsicht bemerkenswerter Mann. Er hatte die Figur eines Ringkämpfers im Schwergewicht. Den Kopf eines irischen Viehzüchters, also viereckig, kantig und massiv wie ein Felsblock. Dazu kam der schwarze Dienstanzug eines Beerdigungsunternehmers. Mit schwarzer Krawatte, schwarzen Socken und schwarzen Handschuhen. Die Handschuhe allerdings trug er im Augenblick nicht, denn er beschäftigte sich genussreich mit dem Abnagen eines Hühnchens. Zu allem Überfluss aber trug dieser Mann ein Monokel! Ein richtiges, schwarz gerändertes Monokel an einem langen schwarzen Band.
    »Kater ist überhaupt kein Ausdruck«, erwiderte Phil die Frage des Mannes, während ich noch dabei war, seine Erscheinung zu studieren. »Das war schon ein ausgewachsener Löwe.«
    »Kommt manchmal vor«, sagte der Schwarze gelassen, spie ein Knöchelchen der Einfachheit halber auf den Fußboden und schob sich ein Bein zwischen die Zähne. Kauend fuhr er fort: »Sie sind wenigstens vernünftig! Anständig gegessen! Immer gut!«
    »Ich glaube, Sie halten auch nichts vom Hunger, was?«, lachte ich. Er schüttelte ernsthaft den Kopf.
    »Gar nichts. Im Gegenteil, Hunger regt mich auf. Ich komme fast jeden Tag hier vorbei, um ein Hähnchen zu essen. Ist nun mal meine Spezialität. So, das wär’s. Man hat nur nicht allzu viel von diesen kleinen Biestern. Mehr Knochen als Fleisch. Trinken Sie noch einen Whisky mit?«
    Eine so direkte Einladung konnten wir schlecht abschlagen. Also rutschten wir an seinen Tisch und stellten uns vor. Ohne Berufsangabe. Er sagte: »Angenehm. Ich bin Joseph Diller. He, Jackie, bring eine Runde Whisky! Aber Whisky, nicht Spülwasser, das du sonst verkaufst!«
    Der unrasierte Wirt mit dem Bulldoggengesicht knurrte etwas, was höchstens er selber verstehen konnte, brachte aber eine Lage Whisky, der nicht von schlechten Eltern war. Wir tranken uns zu.
    Phil stieß mich unter dem Tisch an und warf einen raschen Blick auf den Schwarzen. Ich zögerte einen Augenblick. Der Wirt hier gehörte zu denen, die schon ein paar Mal wegen Hehlerei gesessen hatten, und er würde uns bestimmt nichts sagen, wenn er auch nur den Verdacht hatte, wir könnten Schnüffler sein. Warum sollten wir es nicht bei dem Schwarzen versuchen, da er doch öfter hier einkehrte, um sein Hähnchen zu verspeisen?
    Ich nickte zustimmend in Phils Richtung, wartete, bis der Wirt sich wieder hinter seine Theke verkrümelt hatte, und wandte mich an den Beerdigungsunternehmer.
    »Sagen Sie, Mister Diller, würden Sie uns wohl eine Frage beantworten?«
    Er wischte sich mit dem behaarten Handrücken das Fett von den Lippen, da es in dieser Bude keine Servietten gab.
    »Sicher - wenn ich kann?«
    »Sie sagten doch, dass Sie öfter hier verkehren. Wir suchen einen bestimmten Mann. Er heißt Ralph Mantelli, ziemlich klein von Gestalt, ist aber sonst ein ausgesprochener Frauentyp. Er hat schwarze Locken, Glutaugen, braune Gesichtsfarbe, na, Sie kennen diese Typen sicher. Er steht gern an der Musikbox.«
    Diller winkte ab: »Von der Sorte finden Sie hier in der Gegend ein Dutzend auf fünfzig Meter. Aber weil Sie das mit der Musikbox sagen, ich glaube, Sie sind hier

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