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0178 - Wir spielten mit dem Feuer

0178 - Wir spielten mit dem Feuer

Titel: 0178 - Wir spielten mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir spielten mit dem Feuer
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müssen, von anderen verstanden zu werden, die weiter als einen halben Yard entfernt waren.
    »Sieh mal unauffällig etwa zur Mitte der Theke!«, raunte ich Phil zu.
    Mein Freund steckte sich umständlich eine Zigarette an. »Okay«, murmelte er dabei. »Wer?«
    »Der schmächtige Jüngling mit dem roten Halstuch und der schwarzen Lederjacke. Siehst du ihn?«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Phils Antwort kam.
    »Ja, ich habe ihn. Du meinst den Burschen links von den Matrosen?«
    »Genau! Pass auf, was er tut!«
    »In Ordnung.«
    Wir schütteten den Rest aus unseren Büchsen in die Gläser, stemmten die Ellenbogen auf die Theke und taten so, als starrten wir trübe vor uns hin. Ein Glück, dass es in dieser Bude allgemeiner Brauch war, die Hüte auf dem Kopf zu behalten. Wir hatten sie ein wenig nach vorn in die Stirn gezogen, sodass unsere Augen im Schatten der Krempe lagen.
    Der Jüngling versuchte offenbar, die Aufmerksamkeit des Barkeepers zu erregen. Ein paar Mal hatte er ihn schon angerufen, aber der Mann unterhielt sich mit dem weiblichen Schwergewicht hinter der Registrierkasse und schien nichts zu hören. Was bei dem Lärm nicht verwunderlich war.
    Gut fünf Minuten vergingen, bis der Junge sich bemerkbar machen konnte. Der Mann sagte noch etwas zu der Kassenfrau, dann schlenderte er hinter der Theke entlang bis zur Höhe, wo der junge Kerl stand.
    Ich sah genau, wie der Junge, ohne die Lippen zu bewegen, also ohne etwas zu sagen, den rechten Mittelfinger gegen den Daumen legte und viermal schnipste. Obgleich ich die Augen halb geschlossen hatte, beobachtete ich die Szene sehr genau. Irgendetwas ging hier vor.
    Der Mann hinter der Theke beugte sich vor. Der Junge ebenfalls. Bis ihre Köpfe so dicht beieinander waren, dass sie sich gegenseitig irgendetwas ins Ohr raunen konnten.
    Der Mann schien keine guten Neuigkeiten zu haben. Der Jüngling fuhr mit dem Oberkörper zurück und sah ihn erschrocken an. Der Barkeeper zuckte die Achseln. Es war die typische Tut-mir-leid-aber-ich-kann-es-nicht-ändern-Geste. Ich sah, wie es im Gesicht des käsigen Burschen arbeitete. Und dann schnipste er wieder mit Mittelfinger und Daumen. Aber jetzt nur dreimal.
    Der Barkeeper nickte. Er steckte sich ein Zigarillo an und wandte seine Aufmerksamkeit einer der vier aufgetakelten Bardamen zu, die auf einen total Besäuselten zeigte und heftig gestikulierend auf den Barkeeper einsprach. Der hörte sich ihr Gezeter ein paar Sekunden lang an, dann beugte er sich vor, packte den Betrunkenen mit der linken Hand an den Mantelaufschlägen, fuhr mit der rechten Hand dazwischen und brachte nach kurzem Suchen eine Brieftasche zum Vorschein.
    Er schlug sie auf und fand ein paar Geldscheine. Langsam und bedächtig zählte er sechs Scheine ab, drückte sie der erfreut nickenden Bardame in die Hand und schob die Brieftasche zurück in den Mantel des schwankenden Mannes, der leise vor und zurück wankte und überhaupt nicht gemerkt zu haben schien, was mit ihm vorgegangen war.
    Ein Kopfnicken des Barkeepers rief plötzlich einen Rausschmeißer auf den Plan, dem die Stärke in den Pranken und die Dummheit im Gesicht geschrieben standen. Wortlos packte er mit der linken Hand den Benebelten im Genick, mit der rechten am Hosenboden und stemmte ihn hoch. Unter dem Gejohle der anderen Gäste trug er ihn zur Tür und warf ihn mit einem kräftigen Schwung hinaus auf die Straße.
    Ich hatte den Rausschmeißer kaum beachtet. Alle meine Aufmerksamkeit galt dem Mann hinter der Theke, der jetzt ein Schlüsselbund aus seiner Hose zog und in dem Gläserregal hinter sich eine Schublade aufschloss. Er stellte sich so davor, dass niemand außer ihm hineinblicken konnte. Er zog sie auch nur ganz wenig auf, höchstens eine Handbreit. Eine Weile hantierte er in der Schublade herum, bis er endlich ein kleines Päckchen zum Vorschein brachte.
    Wie zufällig glitt sein Blick über die Leute an der Theke, als er sich wieder umdrehte. Erst als er nichts Auffälliges bemerkt hatte, machte er zwei rasche Schritte und hielt dem jungen Burschen die ausgestreckte linke Hand hin.
    Der Junge drückte ihm ein kleines Bündel Banknoten in die Hand. Der Barkeeper legte sie auf die Theke und zählte das Geld mit der linken Hand. Unterdessen hing sein rechter Arm herab, sodass die Hand mit dem Päckchen hinter der Theke verborgen war.
    Erst nachdem das Geld gezählt und wohl offensichtlich für ausreichend befunden worden war, kam die rechte Hand zum Vorschein und schob

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