0179 - Der unheimliche Ritter

sah er am Schloß vorbei am Berg hinauf.
    Er war der einzige, der es sekundenlang vor dem Felsentor, das nur wenige kannten, flimmern sah, aber dann war das Flimmern auch schon wieder verschwunden und Sven Pol glaubte an eine Sinnestäuschung.
    ***
    Wie ein Schock durchfuhr es Nicole, als sie in der Wiederverstofflichung noch einmal wieder vorwärts gerissen und in eine zweite Teleportation gezwungen wurde. Dann tauchten sie beide weit unterhalb des Schlosses wieder auf.
    Der Ausgemergelte, der seit langem tot war und nur durch die Macht Thorns ein kaum erstrebenswertes Scheinleben zu führen hatte, löste den Griff seiner kalten Finger um Nicoles Hand.
    »Warum… warum zwei Sprünge?« fragte sie ihn.
    Wieder grinste er wie Gevatter Tod persönlich. »Bei der ersten Ankunft drohte Gefahr«, krächzte er. »Jemand beobachtete uns. Es mag Zufall gewesen sein, daß er gerade hochsah, aber es erschien mir ratsam, noch einmal den zeitlosen Weg in Anspruch zu nehmen!«
    Sie starrte ihn an wie einen Geist.
    Zeitloser Weg!
    Die Druiden nannten diese Fähigkeit, durch die Kraft der Gedanken ohne Zeitverlust von einer Stelle der Welt zur anderen zu reisen, den zeitlosen Sprung, und wer ihn beherrschte, mußte schon außergewöhnlich starke Para-Kräfte besitzen.
    War dieser Ausgemergelte vor seinem Tod ein Druide gewesen.
    Sie fragte ihn danach.
    »Nein«, erwiderte der Untote. »Aber ist der zeitlose Weg denn et was Besonderes? Von uns, die wir in Thorns Dienst stehen, kann jeder ihn benutzen!«
    Nicole glaubte die Welt nicht mehr zu verstehen. Hatte Thorn, der Schwarze Ritter, mit seinen Dämonenkräften den Untoten diese Para-Fähigkeiten aufoktroyiert? Ging er nicht damit das für ihn tödliche Risiko ein, daß sie sich seiner Macht entzogen, um vorbereitet zurückzukehren und ihn zu vernichten? Sie alle haßten ihren Herrn doch, wie dieser Untote vor ein paar Minuten noch zu verstehen gegeben hatte!
    Aber sie verzichtete darauf, erneut zu fragen. Thorn und alles, was mit ihm zu tun hatte, war ein einziges Rätsel, in dem die Tatsache, daß der Dämon nichts von der Schwarzen Familie zu wissen behauptet hatte, den größten Teil einnahm.
    Wer war der Schwarze Ritter?
    Sie sah zum Schloß hinauf. »Ich muß ins Schloß zurück. Zamorra sucht mich mit Sicherheit schon und macht Henner Pol die Hölle heiß weil ich so spurlos verschwunden bin…«
    Da wurde das Rätsel um Thorn und seine untoten Sklaven abermals größer, weil der Ausgemergelte behauptete: »Nicht spurlos, weil jeder, der den zeitlosen Weg benutzt, eine Spur hinterläßt, aber man muß sie sehen können, um sie zu verfolgen!«
    Mehr war darüber nicht aus ihm herauszubekommen.
    »Dennoch muß ich wieder hinauf«, beharrte Nicole. Sie mußte wieder zu Zamorra, um mit ihm gemeinsam das Rätsel, das der Schwarze Ritter darstellte, zu lösen.
    Aber das klappte nicht mehr.
    Gellend schrie der Untote auf. Aus seinen stumpfen Augen starrte er am Berg empor, auf eine Stelle oberhalb des Schlosses.
    Da war der Fels aufgesprungen und hatte einen Eingang in den Berg freigegeben.
    Und dort stampfte jemand mit Riesenschritten heraus!
    Der Schwarze Ritter kam!
    Und er lief den Berg herab, direkt auf Nicole und den Ausgemergelten zu!
    ***
    Wie im Château Montagne, gab es auch hier eine Sitzgruppe in der Eingangshalle, nur war diese Halle nicht so großzügig angelegt wie in Zamorras Schloß.
    In einen der Sessel ließ Jaques Zamorra fallen und strich dann mit den Fingerspitzen über seine Stirn. Auch diesmal wirkte die Para-Fähigkeit, die der Schwarze Ritter ihm verliehen hatte. Die Betäubung wurde aufgehoben, und Zamorra öffnete fast augenblicklich die Augen.
    »Sitzenbleiben, Kerl!« befahl Jaques unfreundlich. .
    Zamorra blinzelte ihn an. »Die Höflichkeit haben Sie auch nicht gerade erfunden«, brummte er und sah sich vorsichtig um. Daß er sich nicht mehr im Kaminzimmer befand, konnte ihn nicht beruhigen.
    Henner Pol kam jetzt auf ihn zu.
    Und ehe Zamorra es verhindern konnte, nahm Pol ihm das Amulett ab! Zamorra war auf diese Handlung nicht vorbereitet gewesen und wurde daher überrascht. Als er reagierte, war es bereits zu spät, und mit unsanftem Druck preßte Jaques ihn in den Sessel zurück.
    Sven Pol stand in der Tür und sah herüber.
    Zamorra wunderte sich nicht mehr darüber. Hier konnte Hinz und Kunz niedergeschlagen oder paralysiert werden und lief Augenblicke später bereits wieder putzmunter herum. Ein Blick auf die große Uhr über der nach oben