0179 - Der unheimliche Ritter
Para-Gabe nicht gegeben war, blieb diese Spur unsichtbar.
Und sie blieb auch für einige Zeit bestehen. Thorn brauchte es also mit einer Verfolgung nicht eilig zu haben. Er konnte sich einer anderen Angelegenheit zuwenden. Im Schloß waren einige Dinge geschehen, die nicht seine Zustimmung finden konnten.
Thorn, der Schwarze Ritter, befahl Henner Pol und Jaques zu sich!
In den Berg!
***
Sven Pol hatte seine Zimmerflucht wie sein Vater in der vierten Etage, direkt unter dem Dach. Von dort aus genoß man die beste Aussicht in alle Himmelsrichtungen.
Jaques hatte Vater und Sohn nach oben bringen lassen und jedem das Betreten der Kelleretage verboten, ehe nicht die Experten der Versicherung da gewesen und das Ausmaß des Schadens abgeschätzt hatten. Jaques hatte vor, die Explosion des Glüh-Ofens im Spektroskop als. Unfall infolge Materialermüdung hinzustellen und wußte, daß Henner Pol diesen Gedanken begrüßen würde. Immerhin ging der Sachschaden selbst nach Jaques’ Laien-Ansicht in astronomische Höhen. Die zerstörten oder beschädigten Geräte waren sündhaft teuer gewesen und würden schwer wieder zu beschaffen sein. Dazu kamen die Verletzungen Garciers. Wenn sie Pech hatten, gehörte der behandelnde Arzt zu der Sorte, die den Mund übermäßig weit aufriß und die Staatsanwaltschaft einschaltete, und die würde dann auf fahrlässige Körperverletzung klagen.
Jaques sah eine Lawine von Schwierigkeiten auf Henner Pol zukommen.
»Dieser Narr«, murmelte der habichtgesichtige Diener verärgert. Warum nur hatte es sich der Schwede in den Kopf gesetzt, auf Teufel-komm-raus dieses vermaledeite Amulett zu untersuchen? Wenn es nach Jaques gegangen wäre, wären Professor und Amulett längst auf Nimmerwiedersehen verschwunden, und es hätte ein halbes Hundert Probleme weniger gegeben. Aber offensichtlich hatte Henner Pol immer noch nicht ganz begriffen, daß er ein Schloß gekauft hatte, das vor tausend Jahren der Schwarze Ritter erbaut hatte…
Ohne anzuklopfen betrat Jaques den Schlafraum Henner Pols. Zum zweitenmal an diesem Tag war er dorthin gebracht worden, im besinnungslosen Zustand. Flach ausgestreckt lag er auf dem niedrigen Bett.
Jaques scheuchte den Mann, der Pol hinaufgebracht hatte und sich jetzt halbwegs für ihn verantwortlich fühlte, mit einer knappen Handbewegung hinaus. Dann blieb er dicht neben seinem Chef und Erpresser stehen und strich mit den Fingerkuppen über dessen Stirn.
Auch diesmal wirkte das unheimliche Können, das ihm der Schwarze Ritter mitgegeben hatte, sofort.
Henner Pol war sofort voll da. Er richtete sich ruckartig auf und sah sich kurz in seinem Zimmer um.
»Was ist unten geschehen, Chef?« fragte Jaques. »Warum sind Sie nachträglich umgekippt?«
»Das Amulett«, stieß Henner Pol hervor. »Es schwebte - wie ein fliegendes Ungeheuer kam es auf Sven und mich zu! Sven schoß darauf, aber es hat ihn sofort paralysiert. Und dann war ich an der Reihe. Ich glaube, es wollte mir Wissen entreißen. Plötzlich fiel ich um.«
Jaques runzelte die Stirn. »Wissen entreißen? Das würde ja bedeuten, daß dieses Amulett kein Gegenstand ist, sondern ein Intelligenzwesen? Aber das gibt es doch in kristallischer oder mineralischer Form gar nicht!«
»Was wissen wir denn schon?« fragte Pol müde. »Den Schwarzen Ritter dürfte es auch nicht geben, und dennoch existiert dieser Dämon…«
»Und hilft uns, vergessen Sie das nicht, Chef«, mahnte Jaques, der seine perfekten Butler-Manieren nur hervorkehrte, wenn Fremde anwesend waren.
»Ja, er hilft uns«, stieß Henner Pol hervor und erhob sich. »Aber um welchen Preis? Denken Sie an ihre Plastik-Trommelfelle!«
»Und an die Fähigkeiten, jeden Bewußtlosen sofort wieder in den Wachzustand zurückzuholen!« erwiderte Jaques kalt. »Das gibt uns eine nicht unerhebliche Macht. Aber ich würde Ihnen empfehlen, Chef, die Finger von diesem Amulett zu lassen. Ich würde nicht einmal mehr so weit gehen, es zu vernichten. Welche Macht es besitzt, hat es Ihnen bewiesen. Versenken Sie es in der Loire oder irgendwo an der tiefsten Stelle des Pazifik, oder basteln Sie eine Rakete und schießen Sie es in die Sonne. Das Ding ist mordsgefährlich, und jeder weitere Versuch, damit zu experimentieren, bringt uns dem Abgrund einen Schritt näher, an dessen Rand wir zur Zeit noch tanzen!«
Henner Pol sah seinen Diener an. »Wollen Sie mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe?«
Überrascht steckte Jaques zurück und wurde dabei sogar
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