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0179 - Der unheimliche Ritter

0179 - Der unheimliche Ritter

Titel: 0179 - Der unheimliche Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Was soll der Überfall, Bürschchen? Und wie seid ihr hier hereingekommen?«
    Der Ausgemergelte schwieg sich aus, aber darüber fielen Laqua die toten Augen auf. »Mademoiselle Duval, können Sie mir sagen, was mit dem Mann los ist?«
    Darauf verzichtete sie. Laqua hätte ihr ohnehin nicht geglaubt. Und mehr als nötig brauchte der Händler auch nicht zu wissen. Je weniger er wußte, desto weniger konnten ihm die Unheimlichen anhaben, um ihn an einem etwaigen Verrat zu hindern.
    Nicole sah den Ausgemergelten drohend an.
    »Verschwinde und nimm deinen Gefährten mit«, befahl sie. »Und vergiß dieses Haus. Hier werdet ihr mich ab jetzt vergeblich suchen.«
    Das Gesicht des Untoten verzerrte sich.
    »Nicht«, wimmerte er. »Schick mich nicht zurück zum Herrn! Er wird mich töten, weil wir versagt haben!«
    Laqua sah Nicole fragend an. »Was bedeutet das?«
    Sie ging nicht darauf ein. »Einer von euch hat doch behauptet, daß ihr alle den Tod ersehnt, der eine Befreiung für euch ist!«
    »Ja«, winselte der Ausgemergelte. »Das ist wahr, aber die Art des Sterbens ist es, die wir alle fürchten! Die Art, wie wir sterben…«
    Nicole dachte an den, der sie aus dem Gefängnis befreit hatte. Als Pfeil war er von der Sehne geschnellt worden, aber da war er doch bereits tot gewesen.
    »Wenn er uns berührt, vergehen wir«, sagte der Ausgemergelte zitternd vor Angst, »aber das Sterben ist so furchtbar… auch wenn wir den Tod ersehnen! Mein Gefährte hat sein Ziel erreicht und ist befreit!«
    Er schielte zu dem Niedergeschlagenen hinüber.
    Pierre Laqua wurde blaß und ließ seinen Gefangenen unwillkürlich los. »Der… dieses Klappergestell soll tot sein? Was faselt dieser Irre?«
    Er kniete neben dem Mann nieder, den er mit der geworfenen Vase getroffen hatte, und rollte ihn herum. »Der ist ja kalt, als wäre er schon seit Stunden tot…«
    Nicole enthielt sich jeder Antwort. Je weniger Laqua wußte, desto ungefährdeter war er.
    Und Nicole änderte blitzartig ihren Plan. Aus ihren Erfahrungen mit den Silbermond-Druiden wußte sie, daß sie selbst die Richtung eines Sprunges bestimmen konnte, wenn der Teleporter seine Para-Fähigkeit zur Verfügung stellte.
    Über Telefon hatte sie Château Montagne nicht erreichen können, aber mit der Hilfe des Untoten konnte sie innerhalb eines Lidschlags dorthin gelangen.
    »Du bringst mich auf dem zeitlosen Weg zum Château Montagne!« befahl sie dem Untoten. »Zu Thorn brauchst du nicht zurück, und im Château habe ich die Möglichkeit, dich vor seinem Zorn zu schützen!«
    Die ganze Körperhaltung des Untoten zeigte noch immer Angst, aber dann nickte er. »Ich gehorche«, stieß er hervor.
    Pierre Laqua begann zu schnüffeln. »Mon dieu, was stinkt das hier plötzlich?«
    Auch Nicole nahm den Fäulnisgeruch wahr. Der ging von dem anderen Ausgemergelten aus und bewies, daß der tatsächlich endgültig seinen Seelenfrieden gefunden hatte. Sein Körper befand sich in einem rasenden Zerfallsprozeß. Die ersten Leichenflecke bildeten sich bereits. Die Natur holte jetzt in aller Eile nach, was ihr über längere Zeit vorenthalten worden war. Nicole wußte, daß in kurzer Zeit nur noch Knochen, Staub und zerlumpte Kleidungsfetzen übrigbleiben würden.
    Sie griff nach der Hand des Ausgemergelten. »Ich gebe das Ziel an!« sagte sie und konzentrierte sich auf Château Montagne. »Jetzt!«
    Gleichzeitig machten sie einen Schritt nach vorn, und dann gab es sie in der guten Stube nicht mehr. Fassungslos starrte Pierre Laqua auf die Stelle, an der sich die beiden gerade noch befunden hatten, und dann war er mit einem sich rasend schnell zersetzenden Leichnam allein, dessen Fäulnisgestank ihm den Magen umstülpte.
    »Ich werde wahnsinnig«, murmelte er, aber das war auch nicht mehr als eine leere Versprechung.
    ***
    Thorn, der Schwarze Ritter, ballte die Hände. Seine Augen glühten unheimlich grell. Wieder war die Gefangene, die einer seiner Sklaven zu befreien sich erdreistet hatte, schneller gewesen und hatte einen der beiden Häscher ausgeschaltet. Thorns unmenschliche Sinne hatten den Impuls der Zufriedenheit aufgenommen, die der Sterbende ausgesandt hatte, als seine befreite Seele in die Jenseitswelt hinüberglitt. Das war etwas, das dem Schwarzen Ritter absolut nicht gefallen konnte.
    Und der andere glaubte sich durch Flucht der Rache entziehen zu können!
    Dabei hinterließ auch er auf dem zeitlosen Weg eine Spur, die Thorn deutlich sehen konnte. Für Menschen, denen diese

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