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018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

Titel: 018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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außer ihr und Don Juan niemand in der Nähe. Marina kannte den
Weg. Es war nicht ihr erster Aufenthalt in der Dunkelzelle. Sie zögerte nicht
einen Augenblick. Tapfer ging sie in den stockfinsteren Gang, der nur schwach
von zwei Fackeln erleuchtet wurde.
     
    ●
     
    Breite
Wolkenbahnen zogen über den Himmel. Die Szene wirkte wie ein düsteres Gemälde.
Das Kloster lag wie eine unheimliche, uneinnehmbare Festung auf dem
Felsplateau, das von drei Seiten mit steilen Bergabhängen abschloss. Die
bizarren Wolkenberge türmten sich über dem Gebäudekomplex, dem weiten
Klostergarten und dem kleinen, einsamen Friedhof, der in dem quadratischen Hof
lag.
    Gleich links
neben dem Bogengang lag der erste Wohntrakt der Mönche. Hinter einem der
kleinen vergitterten Fenster bewegte sich ein Schatten. Es war das Zimmer von
Bruder Antonio.
    Der Mann, der
sich in der kleinen, spartanisch eingerichteten Zelle befand, war voller
Unruhe.
    Er fühlte die
Erregung, die in ihm wuchs, den Drang, die Zelle zu verlassen. Die Nacht lockte
ihn. Und da war noch etwas, ein Geheimnis, das ihn beschäftigte, das er lösen
musste.
    Sein
scharfgeschnittenes Gesicht war bleich. Deutlich waren der weiße Backenbart und
der hellgraue Haarkranz zu sehen. Der Mann, der Bruder Antonios' Rolle
übernommen hatte, mochte etwa sechzig Jahre alt sein.
    Mit einer
raschen, nervösen Bewegung zerrte er die Kapuze über seinen Schädel, dabei
bewegten sich seine Lippen wie in einem Selbstgespräch. Ein breiter Lichtstrahl
ergoss sich in die düstere Zelle, als der Mond für einen Moment hinter einer
Wolkenbank hervorkam. Die Schatten der Fenstergitter malten sich dick auf dem
rohen Fußboden ab, die Umrisse eines großen eingebauten Schrankes wurden
sichtbar. Auf dem kleinen Tisch neben dem Bett stand ein Glas, gefüllt mit
einer grünlichen Flüssigkeit.
    Der
geheimnisvolle Mönch verließ die Zelle. Lautlos bewegte er sich durch die
Nacht, eilte durch den Kreuzgang, durchquerte den Garten. Er kam am Friedhof
vorbei und warf einen flüchtigen Blick durch das Gittertor. Dort drüben, in
einem der alten Gräber, lag seit der letzten Nacht eine tote junge Frau. Bei
den schlechten Lichtverhältnissen war nicht zu erkennen, dass eines der Gräber
geöffnet worden war.
    Unruhe trieb
ihn über den Rasen. Der Wunsch zu töten, das Spiel zu wiederholen, erfasste ihn
mit einer Gewalt, der er sich nicht entziehen konnte, und er dachte an die
Fremde, die Schöne ... Wie er das Schöne, das Gleichmaß hasste! Es musste
vernichtet werden.
    Woher war sie
gekommen?
    Das Blut
pulsierte rascher durch seine Adern.
    Instinktiv
fühlte er, dass er bald wieder Gelegenheit haben würde, das auszulöschen, was
ihn anwiderte.
    Er näherte
sich der Mauer.
    Aufmerksam
blickte er sich um, wurde auf die dichtstehende Buschreihe aufmerksam und fand
dort einige herabgetretene Blätter und Zweige. Da zuckte er zusammen, und ein
leiser, überraschter Laut drang über seine bleichen Lippen. Er ging in die
Hocke, entdeckte den breiten Spalt unterhalb der Mauer und konnte diesen
verbreitern, indem er mit der Hand die dünne, imitierte Mauer langsam nach oben
zog.
    Siedend heiß
durchlief es ihn. War dies der geheimnisvolle Weg, den die Fremde gekommen war?
    Er schob die
künstliche Wand so weit hinauf, dass er bequem hindurchgehen konnte.
    Feuchte, rohe
Wände des Geheimstollens, der kerzengerade nach vorn führte, erhoben sich vor
ihm. Er musste direkt in den Bezirk, in dem die Mädchen lebten führen!
    Sein Denken
setzte vollends aus, er war nur noch ein Sklave seines unbewussten Handelns.
Wie in Trance bewegte er sich durch die totale Finsternis. Es kam ihm vor, als
wäre er diesen Weg schon unzählige Male gegangen. Doch dieser Eindruck
täuschte.
    Am Ende
angekommen, musste er sich immer mehr bücken, bis die Decke schließlich so
niedrig wurde, dass er fast auf den Knien kroch.
    Er schob
seinen Körper weiter vor, streifte mit beiden Händen über den Boden. Obwohl er
nichts sah, erkannte er an den unterschiedlichen Geräuschen die Beschaffenheit
des Weges. Leicht streifte seine Linke über den steinigen Boden, fest und
schabend die rechte Hand, als würden Krallen über den Boden kratzen.
    Er fühlte die
rauen Steine, fand durch Zufall das hervorstehende Vierkantholz, das sich mit
ein wenig Anstrengung zur Seite schieben ließ. Plötzlich ertönte über ihm ein
knirschendes, ächzendes Geräusch, und die Decke über ihm klappte zurück. Der
Boden des alten, wuchtigen Kleiderschrankes war

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