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018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen

Titel: 018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Hand plötzlich vor ihrem Gesicht auftauchte. Die langen Krallen
schoben sich durch die offene Klappe, der schimmernde Schuppenarm folgte. Wie
eine Schlange griff die furchtbare Hand durch die atmende, pulsierende
Düsternis. Marina wich zurück – schreiend, verkrampft, zitternd vor Angst. Vor
ihren Augen drehte sich alles, als würde sie in einen Strudel feuriger Farben
gezogen. Die Wände rückten auf sie zu und drückten sie in die hinterste Ecke.
Die furchterregende Hand, die einem Menschen gehörte, der eine Kutte trug,
schien vor ihr im Dunkel zu schweben, näher und näher zu kommen, sie zu
berühren und ... Marina schlug um sich. Sie hörte eine Stimme, fühlte die
Bewegung – erst in diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass sie die Augen
geschlossen hatte. Als sie sie öffnete, sah sie ein Gesicht über sich. Jemand
beugte sich über sie – Señora Couchez.
    Die
Heimleiterin drückte ihr die Arme zurück, als sich Marina aufbäumen wollte.
»Nun stell dich nicht so an«, hörte sie die harte, kühle Stimme der Couchez.
»Du schreist hier herum und machst das ganze Haus rebellisch ...«
    Marina
schluckte. »Wie kommen Sie hierher, Señora?«
    »Durch dein
Geschrei. Du solltest dich schämen, einen derartigen Krach zu machen und mehr
Rücksicht auf die anderen Mädchen nehmen.«
    »Aber Señora«,
flüsterte sie. Ihre geweiteten Augen versuchten über die Schultern der
Heimleiterin zu blicken. Die Zellentür stand offen, die Fackeln flackerten. Es
war vollkommen still.
    Mit einer
fahrigen Bewegung strich sich Marina über die schweißnasse Stirn. Irgendetwas
stimmte hier nicht. Sie musste ohnmächtig geworden sein, und sie wusste nicht,
wie lange dieser Zustand angedauert hatte. Aber sie merkte, wie sich ihre
Lippen bewegten, wie sie einen knappen, präzisen Bericht über jene Dinge gab,
die sich vor ihren Augen abgespielt hatten.
    Die Mundwinkel
der Heimleiterin verzerrten sich. »Du hast schlecht geträumt. Genau das habe
ich mir gedacht. Als ich kam und versuchte dich zu wecken, hast du immer noch
gebrüllt. Das wundert mich nicht – hier in dieser Umgebung kann man schlechte
Träume bekommen. Es ist nicht gerade gemütlich hier unten. Die Dunkelheit, die
Geräusche, die Einsamkeit – das alles regt die Fantasie an.«
    »Es war kein
Traum!« Marina erhob sich. »Carmen – sie stand hier unten. Der Mönch war
plötzlich neben ihr ... er tötete sie! Diese furchtbare Hand, eine Krallenhand
– er hat sie erwürgt ...«
    »Unsinn!«
    Marina
wirbelte mit brennenden Augen herum. »Sie werden Grund haben, etwas zu
verbergen. Aber ich schreie es in alle Welt hinaus, wenn man mich erst einmal
entlassen hat, ich ...«
    Die Señora hob
das Rohrstöckchen. »Werde nicht hysterisch, Marina!«
    »Ich bin nicht
hysterisch! Ich weiß, was ich gesehen habe. Carmen Mavila kam nach unten, um
mir heimlich etwas zu essen zu bringen.«
    »Das halte ich
nicht einmal für ausgeschlossen«, sagte die Heimleiterin kalt. »Ihr steckt alle
unter einer Decke. Aber ich werde das Komplott, das ihr schmiedet, im Keim
ersticken.«
    »Komplott?
Welches Komplott?« Marinas Stimme zitterte. Sah diese Frau denn nicht die
Zusammenhänge, oder wollte sie sich etwa absichtlich vor der Realität
verschließen?
    »Sie brauchen
doch nur nach oben in den Schlafsaal zu gehen – und Sie werden Carmen Mavila
nicht finden!«, schrie Marina.
    »Du wirst es
nicht glauben, aber sie liegt oben in ihrem Bett.« Eiskalt wandte sich die
Couchez ab, schlug die Tür hinter sich zu, schob den Riegel davor und schloss
ab.
    Marina
wimmerte, als die Dunkelheit erneut über sie hereinbrach.
     
    ●
     
    Mit ernstem,
wächsernem Gesicht näherte sie sich die Heimleiterin dem Treppenaufgang. Hinter
einer Säule löste sich eine riesige Gestalt – Don Juan!
    »Sie glaubte,
mich an der Nase herumführen zu können«, stieß sie heiser hervor. Der
Schlüsselbund in ihrer Hand rasselte. »Du hättest sie sehen sollen, als ich
sagte, Carmen Mavila befände sich oben in ihrem Bett. Carmen ist nicht oben,
das wissen wir beide. Es sieht so aus, als ob sie auch zu der Gruppe gehört,
die Verwirrung stiften will und die etwas plant. Doch sie alle, alle, verstehst
du – sie alle werden eine Überraschung erleben. Keine kommt ungeschoren davon!«
Sie lachte leise. »Du wirst aufpassen, hörst du?«
    Don Juan
nickte.
    »Ich hoffe,
dass sich die Dinge nicht zuspitzen. Es wäre mir äußerst unangenehm, wenn
gerade während des Besuches der Kommission ...«
    Sie

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