018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen
erreichte
die Tür und drückte sie auf. Don Juan erhielt noch von ihr den Auftrag, in der
Nähe der Mädchenschlafsäle Posten zu beziehen. Es entging ihm, dass wenig
später eine Gestalt aus dem finsteren Kellergewölbe auftauchte, lautlos durch
den Gang schlich und den Weg ging, den die Heimleiterin eingeschlagen hatte.
Es war der
unheimliche Mönch mit den Teufelskrallen!
Ungesehen
erreichte er den nördlichen Trakt, wo sich die Büroräume befanden. Er hörte
eine Stimme und trat näher. Hinter einer Tür brannte Licht. Der falsche Mönch
bückte sich und warf einen Blick durch das Schlüsselloch. Die Heimleiterin saß
hinter dem Schreibtisch. Im Selbstgespräch plapperte sie vor sich hin, zog eine
Schublade auf und ließ den Schlüsselbund hineinfallen. Dann zog sie das Telefon
heran und wählte eine Nummer. Es war der Anschluss von Señor Fardez. Doch das
interessierte den geheimnisvollen Unbekannten unter der Kutte schon nicht mehr.
Er entfernte
sich ebenso rasch und ungesehen, wie er gekommen war und lief an der
Dunkelhaftzelle vorbei. Seine rechte Hand kratzte über die Tür, hinter der das
Mädchen eingesperrt war, und seine dunklen Augen begannen wie im Fieberwahn zu
glühen.
Er wusste, in
der kommenden Nacht würde er wiederkommen, denn er hatte sich das nächste Opfer
bereits ausgesucht. Er musste sich nur noch die Schlüssel holen!
●
Larry Brent
war früh auf den Beinen.
Nach dem
Frühstück in dem kleinen Hotel hatte er ein Gespräch mit Dr. Forster. Der
Leiter der Kommission hatte sich hervorragend auf die neue Situation
eingestellt. Die fünfzehn Mitglieder, aus denen die Gruppe bestand, waren
eingeweiht. Für sie war Larry Brent einer der ihren.
X-RAY-3
beschäftigte sich während der letzten Stunde nur noch mit dem Notwendigsten. Er
ließ sich in den Fragenkomplex einweihen, mit dem man als Besucher eines
Erziehungsheims gewöhnlich vertraut sein musste. Dabei stand ihm Dr. Forster
mit Rat und Tat zur Seite. Er war der typische Intellektuelle – schmal, mit
klugen, flinken Augen, wusste auf jede Frage eine Antwort, war schlagfertig und
humorvoll.
Gegen elf Uhr
wurde die Kommission vom Hotel abgeholt und Señor Fardez ließ seine Gäste auf
das Anwesen bringen. Das Herrschaftshaus, ein großer Gutshof mit Pferden, einem
gläsernen Pavillon, in dem der Besitzer Fardez seinem Hobby, der
Schriftstellerei, nachging – das alles wartete auf die amerikanischen Besucher.
Der Gutshof
lag etwa sechs Kilometer außerhalb von Deleitosa. Wie hingemalt ordnete er sich
in die frische, beschwingte Landschaft ein, die von dem Gebirgskamm begrenzt
wurde.
Als Larry
ankam, musste er sich zwingen, nicht in Richtung des geheimnisvollen Gartens zu
blicken, der nicht weit von diesem Anwesen entfernt lag.
Señor Fardez
begrüßte die Ankömmlinge schon auf der breiten, mit einem roten Teppich
ausgelegten Treppe. Der Spanier machte einen übernächtigten Eindruck, obwohl er
sich bemühte, dieses Bild zu verwischen.
Er sprach
perfekt Englisch. Mit jedem der Kommissionsmitglieder wechselte er ein paar
Worte und geleitete seine Gäste danach in einen speziell für den Empfang
vorgesehenen kleinen Salon. Livrierte Diener trugen silberne Tabletts, auf
denen diverse Tapas serviert wurden. Andere gingen von einem Gast zum anderen
und boten Sekt, Wein oder Fruchtsaft an, dem ein Schuss Gin beigegeben war.
Es war ein
Empfang, an dem auch die Presse teilnahm.
Larry sah zwei
Fotografen und einen Reporter, der die ersten amerikanischen Gäste interviewte.
Angeregt
beteiligte sich X-RAY-3 an den Gesprächen, während er gleichzeitig die
Reaktionen des Gastgebers studierte. Er musste sich eingestehen, dass er mit
der Psyche dieses Mannes nichts Rechtes anfangen konnte. Er unterstützte mit
großen Geldbeträgen die Arbeit des Hauses
der Hoffnung, sprach von Verbesserungen, während er gleichzeitig eine
gewisse Härte in Sonderfällen für angebracht hielt. Er befürwortete Dunkelhaft
und Essensentzug, Sonderarbeit und verschärfte Strafen, je nach Schwere des
Falls.
Von einem
Rednerpult aus begrüßte er schließlich noch einmal offiziell die amerikanischen
Gäste und lud sie anschließend zu einem Rundgang ein. Larry lernte dabei die
Lage des Herrschaftsbesitzes kennen, der in ausgezeichneter Verfassung war.
Nebenbei erfuhr er, dass Señor Fardez ein reicher Grundbesitzer war und lernte
die Familie des reichen Spaniers und Unterstützers des Erziehungsheims kennen.
Fardez hatte zwei Söhne und eine Tochter,
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