018 - Der Schatz der toten Seelen
für eine Landung bestens eignet«, antwortete Marvin Nelson. »Wenn Sie möchten, hole ich meinen Wagen aus der Garage, und wir fahren Ihren Londoner Freunden entgegen.«
»Einverstanden.«
Nelson fischte den Fahrzeugschlüssel aus der Hosentasche.
Frank Esslin verließ mit ihm die Veranda. Während der Amerikaner das Garagentor nach oben drückte, setzte sich Nelson in sein Auto und zündete die Maschine. Frank stieg ein.
Das Fahrzeug rollte aus der Garage und nahm Kurs auf den Fußballplatz, den auch der Hubschrauber angesteuert hatte.
Frank Esslin knetete seine Finger.
Er freute sich zwar auf Vicky, Oda und Lance, aber wenn sie wissen wollten, wo Tony und Silver waren, würde er sie mit seiner Unruhe anstecken.
Sie erreichten den Sportplatz, dessen Rasen erstklassig gepflegt aussah. Der Hubschrauber stand in der Mitte des Spielfelds. Nach wie vor drehte sich der Rotor, denn der Helikopter würde gleich wieder starten und nach London zurückkehren, sobald die Passagiere ihn verlassen hatten.
Lance Selby stieg als erster aus der Maschine. Der Parapsychologieprofessor war ein großer Mann mit gutmütigen Augen und der Andeutung von Tränensäcken darunter. Der Rotorwind zerzauste sein dunkelbraunes Haar, das an den Schläfen leicht grau zu werden begann.
Er half zuerst Oda und dann Vicky Bonney aus dem Hubschrauber. Sie waren zwei bildhübsche Mädchen. Die eine rothaarig und grünäugig, die andere hatte veilchenblaue Augen und trug ihr goldblondes Haar schulterlang.
Marvin Nelson stoppte seinen Wagen am Spielfeldrand. Frank Esslin hatte schon ein Bein draußen, bevor das Fahrzeug noch richtig stand. Er eilte den Freunden entgegen.
Die drei liefen geduckt unter dem Rotor durch. Die Allison-Turbinen kamen wieder auf Touren, und der Helikopter hob vom Rasen ab. Frank streckte den Freunden beide Hände herzlich entgegen.
»Da seid ihr ja.«
Vicky Bonney umarmte ihn und küßte seine Wangen. »Frank, schön, dich wiederzusehen.«
»Ich freue mich auch«, gab der WHO-Arzt zurück. »Wie war der Flug?«
»Gut. Sehr gut«, antwortete Vicky.
Frank begrüßte Oda und Lance mit derselben Herzlichkeit.
»Kommt«, sagte er dann. »Ich möchte euch meinen Kollegen Marvin Nelson vorstellen.«
»Das Geburtstagskind«, sagte Vicky.
»Richtig«, bestätigte Frank Esslin. »Das Geburtstagskind.«
Nelson stieg soeben aus dem Wagen und lehnte sich an das Fahrzeug. Und dann kam die Frage, die Frank nicht hören wollte.
Lance Selby stellte sie: »Wo sind Tony und Silver?«
»Mit einem Boot unterwegs«, antwortete Frank Esslin ausweichend.
»Das sieht den beiden ähnlich«, sagte Vicky Bonney. Sie trug einen taubengrauen Overall mit vielen Reißverschlüssen. »Anstatt auf unsere Ankunft zu warten, fahren sie auf dem Meer spazieren!«
Frank antwortete nicht. Lance Selby musterte ihn gründlich.
»Sag mal, Frank, ist irgend etwas nicht in Ordnung? Du bist so sonderbar.«
»Später«, erwiderte der WHO-Arzt einsilbig. Er machte seine Freunde mit Marvin Nelson bekannt. Sie gratulierten ihm zum Geburtstag und kehrten zu dessen Haus zurück.
Und auf der Veranda bohrte Lance wieder: »Was ist nun mit Tony und Silver, Frank?«
Der Amerikaner hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
»Ich sehe dir doch an, daß irgend etwas nicht stimmt.«
»Na ja«, entgegnete Frank, sich windend. »Man erzählt sich hier in Cullkirk so eine Legende…«
Er sprach vom Schatz der toten Seelen, von Kapitän Nimu Brass, dessen Schiff in der Nähe von Cullkirk an den Klippen zerschellt sein sollte, was dokumentarisch jedoch nicht belegt war, und daß drei junge Männer nach dem Schatz tauchen wollten.
»Tony und Silver beunruhigte die Geschichte«, fuhr Frank Esslin fort. »Deshalb fuhren sie den Tauchern nach.«
»Und?« fragte Lance.
»Nichts und. Tony und Silver sind schon eine Weile weg. Wenn alles okay wäre, müßten sie eigentlich schon wieder hier sein.«
»Du bist also der Ansicht, es könnte auf dem Meer draußen Probleme geben.«
»Ganz ausschließen kann ich diese Befürchtung mit Sicherheit leider nicht.«
»Dann müssen wir etwas tun«, sagte der Parapsychologe.
»Ist nicht mehr nötig«, warf Marvin Nelson ein und wies aufs Meer.
»Da kommen sie.« Er eilte ins Haus und kam mit einem Fernglas wieder. Nachdem er kurz hindurchgesehen hatte, ließ er es langsam sinken, und mit besorgter Miene sagte er: »Roy Cassidy fehlt.«
***
Erschöpft lag Cruv auf dem Boden und konnte es einfach nicht fassen, daß er noch
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