018 - Die Erben der Menschheit
er.
Menschen in meist hellen Hosenanzügen strömten aus Seitengängen, manche auch mit schwarzen Westen aus lederartigem Material.
Nur wenige Technos trugen farbige Umhänge oder mantelartige Kleider, wie Matt sie an Josephine Warrington gesehen hatte. Und nur wenige zeigten ihre kahlen Schädel, so wie die schöne Victoria es tat. Die weitaus meisten Community Mitglieder trugen Perücken in allen denkbaren Farben.
Neugierig Blicke trafen Aruula, Matt und Rulfan. Natürlich fielen deren Schutzanzüge sofort auf. Manchmal drehte Victoria sich um und gönnte Matt ein schwer zu deutendes Lächeln.
Wenig später erreichten sie die zentrale Kuppelhalle des Regierungs und Militärtraktes. Das Panorama einer Wüstenlandschaft umgab die Halle – hohe Dünen, vereinzelte Kakteen, da und dort Palmengruppen. Ein gleißender Himmel wölbte sich über der Landschaft.
Über die Köpfe der Männer und Frauen hinweg sah Matt den König er saß auf einem erhöhten runden Podest aus türkisfarbenem Glas im Zentrum der Halle. Er hatte sich tatsächlich eine Art Krone in seine rosefarbene Perücke gedrückt, ein kleiner Goldreif mit einem großen roten Edelstein über der Stirn. Und über seinem cremefarbenen Anzug trug er jetzt einen ebenfalls pinkfarbenen Umhang.
Irgendwann stand Roger III. auf und begann mit seiner Ansprache. Er berichtete von Rulfans Anwesenheit in der Community, gab dessen Nachrichten bekannt und räumte unumwunden ein, dass eine Flotte skandinavischer Krieger an der Südküste gelandet sei. »Es besteht nicht der geringste Grund zur Sorge«, beruhigte er die Anwesenden. »Das Sicherheitssystem unseres Community Zugangs ist unüberwindlich, wie Sie alle wissen. Trotzdem nehmen wir die Lan- dung der Kriegsflotte ernst…«
Etwa vierhundert Menschen hatten sich unter der Kuppel der großen Octaviats Halle versammelt, schätzte Matt. Ein für Matt nicht sichtbares Mikrofon verstärkte die Stimme des Königs.
»Fällt dir etwas auf, Maddrax?«, raunte Aruula. Er wusste nicht, was sie meinte, und schüttelte den Kopf. »Kaum Kinder…« Matt sah sich um. Tatsächlich. Bis auf zwei Halbwüchsige und ein Kleinkind konnte er nur erwachsene Technos erkennen.
In die Wüstenlandschaft auf den Kuppelwänden wurden jetzt mehrere Monitore eingeblendet. Man sah Wälder, Küste und einen Fluss aus der Vogelperspektive. Dann eine lange Kette klobiger Schiffe. Und die Marschkolonnen fremdartiger Gestalten. Der E Butler der Prime übertrug die Aufnahmen der Späher auf die Kuppelfläche der Octaviats Halle.
»Es ist ein Volk, das eine erbarmungslose Expansionspolitik betreibt«, fuhr der König fort. »Auch wissen wir von seiner Feindschaft gegenüber Bunkerzivilisationen. Den Führern scheint es um unsere Waffentechnologie zu gehen, mit deren Hilfe sie ihre Eroberungsraubzüge noch ausweiten wollen…«
Zwischen Matt und Aruula stand Victoria, die Königstochter. Ihre ernsten Augen wanderten über die Bilder auf der Kuppelwand.
»Und Sie haben dieses Mordvolk kennen gelernt?«, flüsterte sie.
»O ja.« Ein bitterer Zug erschien in Aruulas bronzefarbenem Gesicht. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie Gefangene abgeschlachtet haben. Ein Leben bedeutet ihnen nichts.«
Die Prinzessin wandte sich an Matt. Eine stumme Frage stand in ihren grünen Augen. Matt nickte nur.
»…wie Sie, verehrte Community Mitglieder, an diesen Übertragungen unschwer erkennen können, befinden sich die Nordmänner auf einer Entwicklungsstufe, die allenfalls dem Spätmittelalter entspricht. Kurz: Wir haben absolut nichts zu befürchten. In etwa zwei Stun- den werden die Octaviate London und Salisbury über eine Strategie beraten. Es kann dabei nur darum gehen, ob wir diese Armee ignorieren und es den Socks überlassen, sich mit Ihnen auseinander zusetzen, oder ob wir sie angreifen und ihnen eine nachhaltige Lektion erteilen. Alle Mitglieder der Community Force begeben sich bis in spätestens drei Stunden in die Militärbasis. General Yoshiro wird Sie dort über die Beschlüsse der Regierung und die daraus folgenden strategischen Schritte informieren…«
Später führte Victoria sie aus der Octaviats Halle zurück in den Sitzungssaal der Regierung. Sie liefen durch einen Verbindungsgang, dessen Glaswände eine Steppenlandschaft vorgaukelten, als zwei Gestalten im Laufschritt um die Ecke bogen. Sie trugen schwarze Westen über beigen Hemden und Hosen. Eine von beiden war eine Frau.
Als wäre sie überrascht, blieb Victoria stehen.
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