018 - Schrei, wenn der Werwolf kommt!
legte den grünen Hörer auf die Gabel.
Langsam fand er in die Wirklichkeit zurück.
Candice stand vor ihm. Sie hielt den roten Hörer immer noch in der Hand.
»Was ist mit Cool?« fragte Wood.
»Es geht niemand an den Apparat.«
Ein seltsames Gefühl schlich sich in Delmer Woods Glieder.
»Es wird doch nichts passiert sein«, sagte er ängstlich.
***
»Was um alles in der Welt machst du da oben, Brad?« stöhnte Captain Robin Hill bestürzt.
Das Telefon läutete.
Weder Brad noch Robin scherten sich darum.
Brad Cool schien eben aus einem Traum zu erwachen. Er blickte den Captain unverwandt an, sah sich verwirrt um, konnte sich nicht erklären, wie er auf den Tisch gekommen war.
Er fühlte den leicht würgenden Lederriemen am Hals, tastete nach oben und streifte ihn über den Kopf.
Mit glasigem Blick starrte er auf die Schlinge, die vor ihm baumelte.
Das Telefon schrillte weiter.
»Verrate mir doch endlich, was du vorhattest, Brad!« sagte Robin Hill unruhig.
Brad Cool zuckte die, Achseln. Er blickte zu dem Haken hinauf, an dem der Lüster hing.
»Ich weiß es nicht«, sagte er tonlos.
»Du verrückter Hund wolltest dich aufhängen.«
Brad schüttelte den Kopf. »Unsinn, Robin.«
»Du hattest doch schon die Schlinge um den Hals. Du wärst vom Tisch gesprungen, wenn ich nicht geschrien hätte.«
Brad blickte die Schlinge fassungslos und unverwandt an.
»Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist.«
»Du hättest dich umgebracht, ohne es zu wollen«, sagte Hill entsetzt. »Da stimmt doch was nicht, Brad.«
Das Telefon läutete immer noch.
Keinem der beiden Freunde wäre es eingefallen, abzuheben.
»Komm ’runter, Brad!« rief Robin Hill nervös. »Mir wird ganz anders, wenn ich dich da oben stehen sehe.«
Brad sprang vom Tisch.
Nun wurde dem Captain das Telefonschrillen endlich zu viel. Er sah sich ärgerlich nach dem Apparat um, rannte dann hin und fegte den Hörer zornig von der Gabel.
»Falsch verbunden!« brüllte er in die Sprechmuschel und legte sofort wieder auf.
Brad versuchte sich zu erinnern, wie er auf den Tisch gekommen war.
Sein Blick glitt durch den Raum. Er sah den Sessel, in dem er gesessen hatte.
Er hatte in einem Buch gelesen. Dann war ihm dieses seltsame Gefühl in den Körper gekrochen.
Gleich darauf war Blackout gewesen. Von da an konnte er sich an nichts mehr erinnern.
Robin Hill trat besorgt zu seinem Freund. »Bist du okay, Brad?«
»Ich fühle mich unverändert gut«, sagte Brad. Allmählich fand er zu seiner geistigen Frische zurück. Er schaffte bereits wieder ein Grinsen, als er sagte: »Ich wollte dich nur erschrecken. Hab’ dich kommen gesehen, bin schnell auf den Tisch geklettert...«
»Erzähl das doch einem Blöderen als mir!« ärgerte sich Hill.
»Ich fürchte, ich werde keinen finden«, lachte Brad.
Er holte ein zweites Glas und goss Whisky ein.
Als er Hill das gefüllte Glas reichte, fragte er: »Wieso bist du so spätabends noch unterwegs? Du strebst doch nicht etwa eine Erhöhung der Überstundenpauschale an?«
Sie setzten sich.
»Ich wollte dir ein bisschen was über Colin Maiden und Frank O’Connor erzählen«, sagte Hill und ließ den Whisky in seinem Glas kreisen.
»Laß hören«, sagte Brad.
»Sie sind beide von der Bildfläche verschwunden. Die Leute vom Rauschgiftdezernat kennen O’Connor bereits. Sie haben ihn nun auf ihrer Wunschliste ganz oben stehen. Mal sehen, ob er ihnen ins Netz geht. Immerhin war neben Rauschgifthandel auch ein bisschen Mordversuch dabei.«
Captain Hill nahm einen kleinen Schluck.
Plötzlich riss er die Augen weit auf. »He, Brad!« rief er aufgeregt aus. »Ich sehe Parallelen! Du wolltest mich vorhin nicht erschrecken. Du wolltest dich allen Ernstes aufhängen. Du hättest Schluss gemacht, ohne es zu wollen, wenn ich nicht dazwischengekommen wäre. Genau wie Gary Davis. Der Mann war nicht einmal vernehmungsfähig. Aber er brachte die Kraft auf, sich aus dem Bett zu quälen, um sich am Türhaken aufzuhängen. Ich bin fast sicher, dass er das nicht tun wollte. Irgendetwas hat ihn zu diesem Selbstmord gezwungen. Irgendeine böse Macht. Sie hat ihn genauso gezwungen wie vorhin dich.«
Brad Cool trank hastig.
An dem, was sein Freund sagte, schien tatsächlich etwas dran zu sein.
»Junge!« sagte Robin Hill besorgt. »Dein Leben ist in Gefahr. In höchster Gefahr. Sieh dich vor. Gib den Fall ab! Hör auf mich. Gib ihn ab, ehe es dazu zu spät ist. Laß die Finger davon!«
Brad blickte seinen Freund
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