018 - Schrei, wenn der Werwolf kommt!
grimmig an. »Du weißt ja nicht, was du redest, Robin.«
»Doch, Brad. Das weiß ich besser als du!«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich wegen dieses — ich gebe zu, recht seltsamen — Zwischenfalls aufgebe! Ich mache weiter. Und wenn ich auf allen vieren durch die Stadt krieche. Ich mache weiter! Jetzt erst recht.«
Während der folgenden vier Tage ereignete sich nichts.
Brad versuchte kein zweites Mal, Hand an sich zu legen. Wahrscheinlich wusste die Person, die diese unheimliche Macht ausgesandt hatte, um ihn zu vernichten, nicht, dass die Sache schiefgegangen war.
Während dieser vier Tage konnte die Polizei keine Spur von Colin Maiden entdecken. Auch Frank O’Connor blieb verschollen.
Brad hatte die Tage genützt, um sich Natalie Andersen und Elga Blakely anzusehen und kennenzulernen.
Die beiden Frauen hatten einen bleibenden Eindruck auf ihn gemacht.
Jede war auf ihre Art reizvoll.
Sie hatten alle beide keine Ahnung von der Drohung, die der Verbrecher nach Marjories Tod am Telefon ausgesprochen hatte.
Delmer Wood hatte die Sache für sich behalten. Brad fand das klug von dem Produzenten. Die beiden Frauen hätten sich zu Tode geängstigt. Und das war nicht unbedingt nötig.
Brad lenkte sein Augenmerk mehr auf O’Connor. Er wollte den Burschen aufspüren und aushorchen. Warum hatte er seinem Messerstecher sofort den Befehl gegeben, ihn umzubringen? Nur wegen des Stoffes? Das war Brad nicht Grund genug. Er vermutete rein instinktiv, dass Frank O’Connor mehr als das zu verbergen hatte.
O’Connor hatte sicher Dreck am Stecken.
Der Sache wollte Brad nun mal gründlich nachgehen.
In der Gegend, in der Frank O’Connor wohnte, hatte Brad einen V-Mann sitzen. Er war sicher, dass Bumpy — so hieß der V-Mann — O’Connor kannte.
Vielleicht konnte Bumpy ihm mit ein paar Auskünften dienlich sein.
Brad fuhr mit seinem Porsche vor eine miese Kneipe. Als er sich aus dem Wagen faltete, drang Klaviergeklimper aus dem Lokal.
Gedämpftes Gemurmel zitterte in der Luft. Ab und zu hörte man einen Mann lachen oder ein Mädchen schrill quietschen.
Brad betrat die Kaschemme.
Der Spiegel an der Wand war halb blind. Die Leute, die in diesem Lokal saßen, wechselten ihre Garderobe wohl selten. Danach roch es auch.
Man schwang große Reden, trank billigen Fusel und klopfte gierig die Hintern der wenigen Mädchen ab.
Der Rauch hing in Wolken, die wie dicke Säcke wirkten, in dem Lokal.
Ein Glatzkopf mit weißer Schürze bediente die Kunden am Tresen.
Brad musterte die wenig Vertrauen einflößenden Gesichter der Gäste.
Bumpy war nicht dabei.
Brad schlängelte sich zwischen den Tischen durch und landete nach einigen Irrwegen beim Klavier, an dem ein dickes Mädchen saß. - Sie hämmerte mit ihren Wurstfingern auf den Tasten herum, spielte Alexander’s Rag Time und lächelte mit geschlossenen Augen über das ganze schmalzige Gesicht.
Sie schien Brads Nähe zu fühlen, denn plötzlich öffnete sie die Augen.
Sie sah ihn erfreut an, lachte und hämmerte noch schneller auf den Tasten herum.
»Hallo, Brad!« sagte sie, ohne das Klavierspiel zu unterbrechen.
»Hallo, Mona.«
Die Dicke legte jetzt erst richtig los. Nun hatte sie jemand, für den es sich lohnte, in die Tasten zu hauen.
Sie war nicht schlecht.
Jammerschade, dass sie so schrecklich fett ist, dachte Brad.
Monas Wimpern waren lang, schwarz und falsch. Sie hatte hellgrünen Lidschatten. Der Mund leuchtete blutrot. Brad wusste aus Erfahrung, dass dieser Mund sehr gefräßig war.
Mona machte den ganzen Tag nur zwei Dinge: Sie spielte Klavier und aß.
Die trug ein dekolletiertes Kleid, aus dem dicke Arme ragten. Aus dem Ausschnitt quoll ein ungeheurer Busen.
»Nett, dass du dich wieder mal bei uns sehen lässt, Brad!« sagte Mona.
Er lächelte. »Ich bin immer noch ganz verrückt nach dir, Baby.«
Sie wiegte den Kopf. »Komm mir doch nicht mit solch einem Schmus. Wir wollen doch Freunde bleiben, oder?«
»Natürlich wollen wir das, Mona.«
»Wie geht’s?«
»Prima. Und dir?«
»Solange ich was zu essen und mein Klavier habe, geht’s mir auch prima«, lachte das Mädchen und klimperte den neuesten Hit. »Suchst du wen, Brad?«
»Weißt du, wo Bumpy steckt?«
Mona zuckte die Achseln. »Den hab’ ich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
»Wieso nicht?«
»Er hat vor ein paar Monaten die Tapeten gewechselt.«
»Wo gießt er sich denn jetzt die Krone voll?«
»Im Hattrick. Das ist eine noch miesere Kaschemme als
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