Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0180 - Sonderauftrag Maracaibo

0180 - Sonderauftrag Maracaibo

Titel: 0180 - Sonderauftrag Maracaibo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonderauftrag Maracaibo
Vom Netzwerk:
Vergehen gegen die Dienstvorschriften. Zunächst einmal rief er von einer Telefonzelle aus das Präsidium an und sagte: »Jim, sagen Sie meiner Dienststelle Bescheid, ich wäre in der Litsew-Sache unterwegs. Wahrscheinlich würde ich heute nicht mehr ins Präsidium zurückkommen. Vielen Dank.«
    Er legte den Hörer auf und grinste. Er dachte nicht eine Sekunde daran, diesen Nachmittag der Litsew-Sache zu widmen. Wo es um Fanster ging, hatten alle anderen Dinge zurückzustehen.
    Das nächste Vergehen gegen die Dienstvorschriften, und im Grunde sogar gegen die allgemeinen Gesetze, bestand darin, dass er sich mit einem Dietrich Zugang zu einem privaten Grundstück verschaffte, als er das Gartentor abgeschlossen fand.
    Immerhin erreichte er auf diese Weise die Rückseite des Hauses Rosega, ohne dass ihn jemand dabei gesehen haben konnte. Er schlich sich zu der Tür, die in die Küche führte und klopfte.
    »Come in!«, rief eine Frau.
    Sandheim trat ein. Eine Negerin war damit beschäftigt, Vorhänge zu bügeln. Sandheim tippte mit seinem dicken, kurzen, wurstähnlichen Zeigefinger an die Krempe seines Hutes und brummte freundlich: »Hallo, Oma! Ist die Hausherrin da? Ich komme vom E-Werk.«
    Die Negerin sah ihn flüchtig an.
    »Vom E-Werk? Das wurde auch Zeit. Wir haben schon sechs oder sieben Mal angerufen wegen der schadhaften Leitung oben im Schlafzimmer! Warten Sie mal einen Augenblick, Mister.«
    »Gern«, erwiderte Sandheim und ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen. Schon nach wenigen Sekunden war die Negerin wieder da und deutete mit dem Daumen über ihre Schulter hinweg in den Flur.
    »Die Gnädige sitzt im Wohnzimmer. Gleich rechts.«
    »Danke schön, Oma!«
    Sandheim watschelte auf seinen kurz geratenen Beinen los. Er fand Mrs. Rosega mit Delora, der sechzehnjährigen Tochter, im Wohnzimmer vor einem Koffer, in dem alte Zeitungen gestapelt waren.
    Der Detektiv nahm den Hut ab.
    »Guten Tag«, sagte er. »Ich bin Detective-Lieutenant Sandheim von der Stadtpolizei. Ich war gerade bei ein paar Freunden, die mir etwas von einem Brief erzählten. Sie wissen schon, gnädige Frau, der Brief, in dem von der Ankunft gewisser Leute die Rede ist. Ich habe ein persönliches Interesse an diesem Fanster und möchte mir deshalb den Brief gern mal selber ansehen. Gestatten Sie?«
    Er hatte seinen Dienstausweis vorgezeigt und steckte ihn nun wieder ein. Mrs. Rosega holte den Brief aus einer Schublade und reichte ihn dem Detective. Stirnrunzelnd machte sich Sandheim an die Lektüre. Er las den Brief wohl dreimal, hielt ihn gegen das Licht und deutete damit plötzlich auf den offenen Koffer.
    »Ist es dieser?«
    »Ja, Lieutenant.«
    »Und außer diesen alten Zeitungen war nichts drin?«
    »Nein. Ich verstehe nicht, warum mein Mann - hm, ich meine, warum Mr. Rosega so viel Wert auf diese alten Zeitungen legt.«
    »Das verstehe ich allerdings auch nicht«, gab Sandheim zu. »Lassen Sie mich den Kram mal ansehen!«
    Er blätterte die Stapel durch, verglich Erscheinungsjahre und prüfte die Nummern der Ausgaben. Ab und zu machte er eine Stichprobe und blätterte eine ganze Zeitung durch, wobei er jede, selbst die kleinste Schlagzeile rasch überflog.
    »Hm…«, knurrte er dann. »Das war alles, was ich wollte. Wenn Sie nichts dagegen haben, verlasse ich das Haus wieder durch die Hintertür. Ich möchte nicht gesehen werden.«
    »Natürlich, Lieutenant. Ich bringe Sie hinaus.«
    »Danke.«
    Die beiden gingen durch den Flur. Kaum hatten sie die Wohnung verlassen, als Delora Rosega auch schon hastig in den Zeitungen wühlte. Endlich hatte sie das Exemplar gefunden, auf das es ihr ankam. Es war eine Ausgabe der New York Time. Sie faltete das Exemplar zusammen und huschte damit eilig die Treppe ins Obergeschoss hinauf. In ihrem Zimmer suchte sie sich eine Schere aus ihrem Nähkästchen und schnitt ein Foto aus der alten Zeitung aus, das auf der Titelseite abgedruckt war. Mit ein paar Heftzwecken befestigte sie das Bild an der Wand. Dann ließ sie sich auf ihr Bett fallen und starrte verträumt und schwärmerisch auf das Foto.
    Unterdessen hatte Sandheim seinen Rückzug durch einige Gärten angetreten. Er geriet in eine Parallelstraße und ging an der nächsten Kreuzung zurück in die Paradise Street. Als er sich dem Hause Rosega auf etwa fünfzehn Yards genähert hatte, blieb er stehen, um sich eine Zigarre anzuzünden. Dabei schielte er hinüber zu dem blinden Mann, der sich unweit des Gartentores zu Rosegas Villa auf dem

Weitere Kostenlose Bücher