Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0180 - Sonderauftrag Maracaibo

0180 - Sonderauftrag Maracaibo

Titel: 0180 - Sonderauftrag Maracaibo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonderauftrag Maracaibo
Vom Netzwerk:
Bürgersteig niedergelassen und Berge von Zeitschriften zum Verkauf auf der Straße ausgebreitet hatte.
    Als die Zigarre brannte, suchte Sandheim nach Kleingeld. Er überquerte die Straße und warf dem Blinden zwei Nickel in den Hut.
    »Den Star«, sagte Sandheim, nahm sich ein Exemplar von einem Stapel, klemmte es unter den Arm und ging weiter. Nach drei Schritten drehte er sich um. Mit einem gewaltigen Satz war er urplötzlich wieder bei dem Zeitungshändler, riss ihm die schwarze Brille von der Nase und rief zufrieden: »Long John! Habe ich es mir nicht gedacht! Komm, Long John, sei schön brav und komm mit zum Präsidium, ja? Ich möchte gern mal deinen Gewerbeschein sehen.«
    Der Ertappte bekam ein rotes Gesicht: »Aber nicht doch, Lieutenant«, hat er kläglich. »Ich habe keinen Schein, das wissen Sie doch! Sie werden mir doch mit so einer Formsache nicht den Rückweg ins bürgerliche Leben versperren! Lieutenant, ich will doch nur auf ehrliche Art und Weise ein paar Cents verdienen! Das werden Sie mir doch nicht verbieten!«
    Sandheim nickte ein paar Mal.
    »Ja, ja, Long John, die Masche kenne ich. Diese Platte brauchst du bei mir gar nicht aufzulegen. Den Text kenne ich schon auswendig. Pack deinen Kram zusammen und komm! Heda, Taxi!«
    Ein zufällig vorbeifahrendes Taxi hielt am Rand des Bordsteins. Sandheim ließ den ehemaligen Sträfling die Zeitungen in das Auto packen und ihn dann selbst einsteigen.
    »No, Long John«, sagte er, als dieser auf dem Rücksitz Platz nehmen wollte. »Du setzt dich neben den Fahrer. Und versuch nicht, während der Fahrt hinauszuspringen! Bevor du die Tür aufhättest, würde ich dir mit dem Lauf meiner Pistole auf die Finger klopfen - und das soll wehtun.«
    Schnaufend vor Wut kletterte Long John, der so gut sehen konnte wie jeder, vorn neben den Fahrer.
    »Das ist Freiheitsberaubung!«, protestierte er. »Ich werde…«
    »Jawohl, das wirst du«, nickte Sandheim gelassen, ohne den Berufsverbrecher auch nur ausreden zu lassen. »Fahren Sie zum Polizeipräsidium! Aber an der Rückseite vorbei in den Hof. Nicht am Portal halten!«
    »Yeah, Sir!«, erwiderte der Fahrer, warf Long John einen misstrauischen Blick zu und gab Gas.
    ***
    Eine knappe Viertelstunde später saß Detective-Lieutenant Sandheim nun doch da, wohin er heute Nachmittag nicht mehr hatte zurückkehren wollen: hinter seinem Schreibtisch im Police Headquarter.
    »Also, Long John«, begann er sein Verhör, »wie viel hat er dir angezahlt, damit du in der Maske eines blinden Zeitungsverkäufers heute die Villa Rosega überwachst? Zweihundert Dollar, wurde mir gesagt.«
    »Zweihundert!«, rief der Gangster und verdrehte die Augen. »Meine Güte, ich wollte, er hätte auch nur die Hälfte bezahlt!«
    Sandheim lächelte zufrieden.
    »Immerhin«, sagte er, »immerhin sind wir uns also schon darin einig, dass du das ganze Theater nur spielst, weil du die Villa Rosega im Auge behalten sollst. Von wegen ehrlich Zeitungen verkaufen. Nun pack den Rest der Geschichte auch noch aus, Long John!«
    Der Verbrecher stutzte, rieb sich über seine Knollennase und machte ein unglückliches Gesicht.
    »Verdammt, bei euch wird man doch immer reingelegt!«
    »Das kann ich dir sogar versprechen, Long John«, nickte Sandheim grimmig. Er zog die mittlere Schublade auf und warf dem Gangster ein Foto hin. »Ist es dieser Mann, der dich angeheuert hat?«
    »Nee, Lieutenant. Den Kerl hier habe ich noch nie gesehen.«
    »So. Dieser Kerl steckt aber hinter deinem Auftraggeber. Und weißt du, wer dieser Kerl da auf dem Foto ist?«
    »Keine Ahnung, Chef.«
    »George William Fanster. Der Name sagt dir vielleicht nichts. Dieser Fanster hat einen unserer besten Detective ermordet. Er ist ein Polizistenmörder, John! Dass wir diese Leute ohne Rücksicht jagen, müsste auch bis in deine Gehirnzellen gedrungen sein. Für uns ist dieser Mann ein ganz großer Fisch! Um den zu kriegen, würde ich dich notfalls zwischen den Fingern zerquetschen wie eine Wanze. Versuch es lieber gar nicht erst, mich anzulügen! In dieser Sache verstehe ich keinen Spaß! Endlich kapiert?«
    Sandheims Stimme war ruhig geblieben, aber der in ihr mitschwingende Unterton hatte Long John klar gemacht, dass die Sache ernst war. Ernster als ihm lieb sein konnte. Er zögerte nicht eine Sekunde.
    »Chef, einen Polizistenmörder decke ich nicht! Ich bin doch nicht blöd! Nee, Lieutenant, ich bin nicht lebensmüde. Was legt das Rindvieh auch einen Cop um? Das weiß doch alle Welt,

Weitere Kostenlose Bücher