0180 - Sonderauftrag Maracaibo
Danke.«
Ich legte den Hörer auf. Wir gingen ins Vorzimmer und bedankten uns noch einmal beim Señor Presidente und verabschiedeten uns gleichzeitig. Als wir wieder auf der Straße standen, murmelte Phil: »Also heute Nacht kommt die Bombe endlich zum Platzen! Es wird auch Zeit, ich sehne mich unbeschreiblich nach einem weißen Hemd, gebügelten Hosen und einer zivilisierten Umgebung.«
»Mit einem Wort, du sehnst dich heim nach New York?«
»Genau. Stell dir vor, wie schön es ist, den Broadway entlangzubummeln! Eiskaltes Bier zu trinken. Richtige, vernünftige Mahlzeiten zu kriegen. Wieder im Office zu sitzen oder in deinem Jaguar. Und…«
»Hör auf!«, unterbrach ich ihn. »Sonst lasse ich mich mit dem nächsten Taxi zum Flugplatz fahren und pfeife auf alle Dienstanweisungen, nur um nach Hause zu kommen. Mir geht’s ja nicht anders als dir.«
»He, wo willst du hin?«
»Noch mal in ein Warenhaus.«
»Was willst du da?«
»Du wirst es ja sehen.«
Wir betraten das nächstbeste Warenhaus, und ich kaufte zwei kleine, aber sehr stabil aussehende Messer, die so scharf waren, dass man sich beinahe mit ihnen hätte rasieren können. Einen Stand weiter kaufte ich eine Rolle durchsichtigen Klebestreifen. Danach sah ich mich nach den Toiletten um. Ich brauchte Phil jetzt nichts mehr zu erklären. Wir riegelten uns in einer Kabine ein, streiften das linke Hosenbein hoch, und jeder klebte sein Messer an der Wade fest.
»Wofür eigentlich?«, brummte Phil.
Ich zuckte die Achseln.
»Keinen speziellen Grund. Reine Vorsicht. Du weißt, ich traue Fansters plötzlicher Offenheit nicht. Sollte er etwas gegen uns im Schilde führen, wird er genug Möglichkeiten finden, uns wieder niederschlagen zu lassen. Wenn sie uns dann nach Waffen durchsuchen, werden sie hoffentlich in Anbetracht unserer ziemlich engen Hosenbeine glauben, dass sie die Beine nicht abzuklopfen brauchen. In dem Fall hätten wir jedenfalls die Messer.«
»Na, ja, meinetwegen. Aber ich halte es für überflüssige Vorsicht.«
Wir kehrten zurück zum Hauptquartier der Bande. Schon als wir die Kneipe betraten, sagte der Kerl hinter der Theke: »Gut, dass ihr kommt! Fanster hat schon nach euch suchen lassen. Ihr sollt sofort zu ihm kommen.«
»Okay, mein Goldjunge«, sagte ich. »Wir fliegen ja schon!«
Fanster hatte uns den Raum gezeigt, in dem er sich gewöhnlich aufzuhalten pflegte. Natürlich war es der beste Raum des ganzen Blocks. Als wir bei ihm eintraten, hockte er auf einer Couch und hielt ein halb volles Whiskyglas in der Hand.
»Endlich!«, rief er, als er uns erblickte. »Es geht los, Jungs. Ihr sollt für den ersten Wochenlohn auch was zu tun kriegen. Die Chinesen werden eingeschifft. Wir haben die Boote in einer Bucht in der Nähe liegen. Ihr fahrt mit den anderen zusammen hin. Ihr beide bleibt an Bord der Santa Margerita. Kapiert?«
»Kapiert«, nickte ich. »Und was haben wir dort zu tun?«
»Richtet euch nach Joe, den Wächter oben von der Funkstation. Er wird’s euch sagen. Viel Arbeit gibt es nicht. Die Hauptsache ist, dass ihr darauf achtet, dass unsere kubanischen Matrosen ihre Arbeit fleißig und exakt tun. Notfalls müsst ihr euch ihnen gegenüber irgendwie durchsetzen. Kurs und Geschwindigkeit müssen unbedingt eingehalten werden, und es gehört zu euren Aufgaben, mit Joe darüber zu wachen.«
»Wir werden uns Mühe geben«, versprach ich, und dabei dachte ich: schon allein aus dem Grund, damit wir pünktlich morgen früh zwischen Aripeka und Hudson eintrudeln, wo unsere Kollegen uns ja in Empfang nehmen werden.
***
Ungefähr eine halbe Stunde bevor Fanster diese Worte mit uns gesprochen hatte, war eine Konferenz mit einem anderen Mann abgehalten worden: mit Rosega, dem Chef der Bande.
Rosega war genau das Gegenteil von dem, was man sich unter einem Gangsterchef vorstellt. Er war nichts weiter als ein Mann, der genug Kapital hat, um ein großes Geschäft aufzuziehen. Und er war so skrupellos, dass er daraus ein illegales Geschäft machte, weil dabei die Verdienstspanne wesentlich größer war. Die Dreckarbeit machten seine Leute. Und diese beaufsichtigte Fanster.
Dieser Rosega saß nun in Fansters Zimmer und redete auf Fanster ein: »Seien Sie kein Narr, Fanster! Was kann schon passieren?«
»Was kann passieren?«, rief Fanster. »Eine ganze Menge kann passieren! Wer garantiert uns denn dafür, dass Ihre Frau den Brief wirklich an die Polizei weitergeleitet hat?«
Rosega lächelte ölig.
»Wer dafür garantiert? Ich.
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