0181 - Gefangen in Zentral-City
entwickelten und in einer idealen Umgebung gut gediehen. Hinter ihnen wurde das Rauschen lauter. Es schien, als sei unverhofft ein großer Wasserfall in Tätigkeit geraten. Das Geräusch kam schnell näher. „Festhalten!" rief Rhodan. Er klammerte sich mit beiden Händen an einen Griff und stemmte die Füße in den Winkel zwischen Wand und Boden.
Sekunden später sah er seine Vermutung, daß eine Abwasserflut durch den Kanal spülte, bestätigt. Eine Masse von Schaum aus Chemikalien und Schmutz raste heran. Rhodan nahm einen Atemzug und hielt die Luft an. Im gleichen Augenblick prallte das Wasser gegen seinen Körper, riß seine Füße aus der notdürftigen Verankerung und drohte ihn mitzuspülen. Entschlossen hielt Rhodan sich am Griff fest. In seinen Ohren rauschte und dröhnte es. Jeden Augenblick glaubte er, nach Luft schnappen oder den Griff gehenlassen zu müssen. Die erste Flut war vorüber. Rhodan konnte kurz Luft holen, obwohl das Wasser noch immer bis zum Hals reichte. „Alles in Ordnung, Sir?" fragte Kasoms dröhnende Stimme. „Ja", brachte Rhodan hervor. Für den Ertruser bedeutete es keine große Anstrengung, der Gewalt des Wassers zu widerstehen. „Ich habe einen der Männer am Kragen", gab Kasom bekannt. „Wenn ich ihn nicht festgehalten hätte, wäre er weggeschwemmt worden."
„Ich werde ersticken, wenn Sie mich nicht bald loslassen, Kasom", sprudelte Bullys unverkennbare Stimme. In Sekundenschnelle sank das Wasser. Die Männer konnten wieder auf eigenen Beinen stehen.
Ihre Kleider waren naß und schwer. Trotzdem setzte Rhodan die Flucht unverzüglich fort.
Der Boden wurde ständig unebener. Schlamm und Abfallreste bedeckten die beiden seitlichen Stege und füllten die Rinne aus. Bis zu den Knöcheln versanken die Füße darin. Plötzlich stieß Rhodan gegen et was Weiches, das sofort nachgab. Er bückte sich und tastete den Boden ab. Vor ihm schwamm etwas im Wasser. Es mußte irgendein schwammiges Gebilde sein. Rhodan konnte nicht wissen, daß es sich um einen jungen Riesenstaubpilz handelte.
„Ich habe etwas gefunden", informierte er seine Begleiter. „Es saß am Boden fest, scheint aber zu schwimmen." Seine Hände untersuchten den rätselhaften Gegenstand. „Es ist schwer unter Wasser zu drücken. Vielleicht handelt es sich um einen Schwimmkörper. Wir werden ihn mitnehmen. Eine Rettungsboje kann nichts schaden." Er gab den Pilz, der jetzt schon einen halben Meter durchmaß, an Kasom weiter, der ihn mit seinen riesigen Händen betastete. „Ich glaube, es ist eine Pflanze, Sir", meinte der Ertruser. „Eine Pflanze?" klang Atlans Stimme auf. „Hier unten?"
„Du hast die Pflanzenwelt dieses Planeten nicht sehen können, Admiral", sagte Rhodan. Sie gingen weiter. Eine Weile schwiegen sie, jeder hing eigenen Gedanken nach. Nur das Platschen ihrer Füße im Wasser und das ununterbrochene Rauschen der Kanäle war zu hören. Aus einem kleinen Seitenkanal wurden sie mit säurehaltiger Flüssigkeit übersprüht, aber sie ertrugen das Brennen auf der Haut, ohne ein Wort darüber zu verlieren.
An einem Staufeld vorbei gelangten sie in einen tiefer gelegenen Kanal. Meterhoher Schaum hatte sich über dem Schutzschild der Stauanlage gebildet. Durch das Wirbeln des abfließenden Wassers wurden die Flüchtlinge buchstäblich, in Schaum gebadet. Kasom hockte sich mitten auf den Stauschutz und klammerte, sich mit einer Hand fest. Die freigebliebene Hand benutzte er als Kran.
Einen Mann nach dem anderen hob er in den tieferen Kanal hinab.
In der vollkommenen Dunkelheit war dies eine ebenso schwierige wie gefährliche Aufgabe. Ein verkehrter Tritt und Kasom würde abstürzen. Nachdem sie alle den Kanal gewechselt hatten, folgte der Ertruser. Schaumbrocken wirbelten hinter ihnen her.
Rhodan dachte an Mackers' Waffe in seiner Tasche. Es war zweifelhaft, ob sie noch funktionierte, nachdem sie mehrere Male naß geworden war. Da sie bis auf Kasom alle einen Zellaktivator besaßen, würde es lange dauern, bis sie Anzeichen von Erschöpfung zeigten. Der Ertruser hatte seinerseits unerschöpfliche Energiereserven in seinem mächtigen Körper, so daß sie keine Pause einzulegen brauchten. Das Problem, das Rhodan am meisten beschäftigte, war die Frage, wo sie schließlich herauskommen würden. Es gab unzählige Möglichkeiten, aber keine schien besonders vielversprechend zu sein. Ob sie aufs Meer hinausgetrieben wurden oder durch einen Luftschacht an die Oberfläche gelangten, immer war ihr Leben in
Weitere Kostenlose Bücher