0181 - Totenchor der Ghouls
Bentley weiter. Immer dicht am Straßenrand. Die Häuser waren kaum zu sehen, weil sie von dicht bepflanzten, großen Vorgärten verdeckt wurden. Bills Haus lag auf einem künstlich angeschütteten Hügel. Von der Straße her konnte man das rote Dach erkennen. Es war nicht völlig flach, sondern etwas geneigt. Bill hatte auf einem Stückchen Speicher bestanden.
Ich lenkte den Silbergrauen auf das Tor zu und stellte fest, daß es nicht verschlossen war. Es ließ sich vom Haus her elektronisch öffnen und schließen.
Es war eine Seltenheit, daß Bill das Tor nicht verschloß, andererseits auch nicht so ungewöhnlich, wenn man bedachte, daß Besuch erwartet wurde. Und Dämonen oder andere finstere Gestalten ließen sich auch durch eine elektronische Sperre nicht aufhalten.
Ich rollte den gewundenen Weg hoch. Bill hatte ein großes Grundstück damals günstig erwerben können, und er hatte auch etwas daraus gemacht. Der künstliche Hügel, auf dem das Haus lag, war umgeben von einem großen Vor- und Rückgarten.
Im Sommer grünte und blühte es dort.
Vor der Doppelgarage gab es einen kleinen Parkplatz, wo ich meinen Wagen immer abstellte. Schon jetzt wunderte ich mich, daß die Rollos vor die Fenster gezogen waren; das stach sofort ins Auge.
Ich wurde mißtrauisch und beeilte mich, aus dem Wagen zu kommen. Im Laufschritt überwand ich die Distanz zur Haustür, klingelte und merkte keine Reaktion.
Niemand kam, um mir zu öffnen.
Da stimmte einiges nicht.
Ich rief Bills und Sheilas Namen, bekam abermals keine Antwort und dachte nach.
Es gab eine Chance. Man mußte um das Haus herumgehen, das war am besten.
Den Weg kannte ich im Schlaf. Vor mir sah ich den großen Rasen, darin eingebettet den Pool, dessen Wasser von schräg einfallenden Sonnenstrahlen betupft wurde und seltsam hell glitzerte.
Ich sah auch einen umgekippten Stuhl. Er lag dicht neben dem Becken.
Rasch lief ich hin, denn ein böser Verdacht keimte in mir hoch.
Man hatte schon oft Tote in Pools gelegt, sogar mich einmal.
Im Pool tat sich nichts. Nur ein paar Blätter schwammen auf der Oberfläche.
Ich drehte mich um. Mein Blick traf das Haus. Fenster sah ich nicht. Überall hingen die Rollos vor. Es sah aus, als wären die Conollys verreist.
Das war wirklich ein Ding.
Hier stimmte einiges nicht, und ich spürte den berühmten Kloß im Magen, der von Sekunde zu Sekunde dicker wurde. Er signalisierte mir die Gefahr.
Und noch etwas merkte ich.
Da lag irgendein Geruch in der Luft, der einfach nicht zum Garten passen wollte. Ich schaute mich um und erkannte auch die Ursache des Geruchs.
Am Rand des Pools sah ich auf dem Boden dunkle Flecken, die zum Teil in dem Gras verschwanden, das dort begann, wo die Steine zu Ende waren.
Wie roch es?
Modrig, nach Verwesung, alt, nach Grab und Friedhof und nach Abwasser stinkend.
Klar, da gab es nur eins.
Ghouls!
Die Leichenfresser bei den Conollys! Auf einmal hatte ich das Gefühl, unter Strom zu stehen..
Da hörte ich den Schuß!
***
Die Pistole!
Mein Gott, wo ist die Pistole? Wenn ich sie hätte, dann könnte ich ihn erledigen.
Sheilas Gedanken überstürzten sich, während sich ihr Körper unter der Berührung des Ghouls verkrampfte.
Dieses Wesen würde sie umbringen, und dann…
Sie wagte nicht weiterzudenken. Ihr Blick irrte ab. Sie konnte den Ghoul nicht anschauen, und sie sah auch ihre Waffe.
Die lag auf dem Boden.
Zwei Yards entfernt.
Zu weit. Da kam sie nicht heran. Der Ghoul würde es ihr auf keinen Fall gestatten.
»Johnny«, ächzte sie. Der Name ihres Sohnes drang ihr fast automatisch über die Lippen. Sie hatte ihn nicht einmal bewußt ausgesprochen, aber jetzt merkte sie, daß der Junge wirklich ihre einzige Chance war. Wenn er ihr nicht half, dann konnte ihr niemand mehr helfen.
Und vor sich sah sie das Gesicht. Die Fratze des Ghouls. Widerlich verzerrt, in einer puddingartigen Masse schwimmend, die zitterte und sich bewegte.
Die Zähne waren gierig darauf, Sheila Conolly zu töten. Tropfen lösten sich und fielen auf Sheilas Kleid. Sie schlug nach dem Ghoul, traf ihn auch, doch ihre Hand versank wieder in der gallertartigen Masse.
Sheila schüttelte sich.
»Johnny!« keuchte sie, »die Waffe… Bitte … Gib mir die Waffe … Johnny, tu es… Die Pistole …«
Der Kleine hörte die Worte. Er schaute auf seine Mutter, und irgendwie schien er zu begreifen, daß es auf ihn ankam.
Der Teddy rutschte ihm aus den Händen, fiel zu Boden, und noch einmal hörte er die Stimme
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