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0182 - Der Seelenfresser

0182 - Der Seelenfresser

Titel: 0182 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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selbst einen kompletten Narren genannt, weil er unbezahlten Urlaub gefordert hatte, statt sich krankzumelden und später mit einem Attest aufzukreuzen, das er dem Doc beim Bridge abgefordert hatte.
    Aber jetzt war die Möglichkeit vertan, und andererseits war er doch darüber froh, sich den freien Tag nicht mit einer Lüge erschwindelt zu haben.
    Den Vormittag hatte er genutzt, sich die Standing Stones und die Hütte bei Tageslicht noch einmal anzusehen. Ganz wohl war ihm bei diesem Besuch nicht gewesen, aber dann hatte er den inneren Schweinehund doch besiegt und sich gesagt, daß er Susans Schicksal nicht klären konnte, wenn er sich furchtsam verkroch. Und das Tageslicht trug ebenfalls dazu bei, daß er sich halbwegs sicher fühlte.
    Erst als er draußen bei der Hütte war, fiel ihm auf, daß man seinen freien Tag mit dem Verschwinden Susans in Zusammenhang bringen konnte. Deren Fortbleiben mußte ja längst aufgefallen sein, und daß ihre Eltern den Dorfsheriff mobil machen würden, war klar.
    Aber auch daran war jetzt nichts mehr zu ändern. Verdammt, in was für eine Teufelei war er hier geraten?
    Rund um die Hütte gab es keine Spuren mehr. Nichts mehr wies darauf hin, daß in der Nacht hier zwei Menschen verschwunden waren - Susan O’Hara und der blonde Fremde, der sich Gryf genannt hatte.
    Auch als Pyter sich den Steinen näherte, gab es keine Gefahr, die überraschend zuschlug. War das Unheimliche nur auf die dunklen Stunden beschränkt?
    Pyter erreichte sogar den Stein, aus dem der helle Energiefinger gekommen war, und tastete seine Oberfläche ab. Aber in nichts unterschied sich dieser riesige Brocken von anderen.
    Hatte er alles nur geträumt?
    Aber da war das niedergebrannte Kaminfeuer in der Hütte. Es bewies, daß er in der Nacht wirklich hier draußen gewesen war, und allein war er in den letzten Monaten nie nachts hier gewesen.
    Ohne nennenswerte Erkenntnisse gewonnen zu haben, mußte er schließlich umkehren, weil es hier einfach nichts zu sehen gab. Sämtliche Spuren, die vielleicht in der Nacht entstanden waren, waren ausgelöscht worden.
    Mißmutig kehrte Pyter ins Dorf zurück. Als er den »Lyncher’s Inn«, vor sich auftauchen sah, beschloß er einzukehren und eine gehörige Ration Whisky zu tanken. Draußen pfiff ein kalter Wind und erst jetzt, in absehbarer Nähe einer halbwegs angewärmten Stube, wurde ihm klar, wie durchgefroren er war.
    »Lyncher’s Inn« hatte gewissermaßen rund um die Uhr geöffnet. Stillschweigend duldete der Chiefconstable von Callenish dieses krasse Überschreiten jeder Polizeistunde, weil auch er gern zu sehr vorgerückter Stunde noch ein Bierchen trank und es niemanden störte. Dafür machte der Wirt auch mal, wenn er keine Lust hatte, abends um acht zu oder erst gar nicht auf.
    Es hätte Pyter dennoch gewundert, wenn um diese Mittagsstunde die Tür zur Gaststube abgeschlossen gewesen wäre.
    Er trat ein. Außer ihm gab es noch einen Gast, bei dessen Anblick sich etwas in ihm zusammenzog. Kriminalpolizei?
    Aber er hatte draußen auf der Straße kein Auto gesehen. Wer also war der. Fremde, den Pyter nie zuvor in Callenish gesehen hatte, wo jeder jeden kannte?
    »Warum sind Sie dann hier in diesem gottverlassenen Kaff?« hörte Pyter den Wirt gerade fragen.
    ***
    Teri Rheken saß Merlin in einem der großen Säle von Caermardhin gegenüber und hatte sich im Sessel bequem zurückgelehnt. Nur einen schmal geschnittenen Tangaslip tragend, dessen Oberfläche aus floureszierenden winzigen Metallplättchen zusammengesetzt war, konnte sie mit ihrem schlanken, sonnengebräunten Körper den König der Druiden dennoch nicht becircen. In Caermardhin gab es die Zwänge der Zivilisation nicht, die die Goldhaarige in verhüllende Kleidung brachten, und Merlin befand sich jenseits von Gut und Böse.
    Er hatte angedeutet, ein Experiment durchführen zu wollen, und die junge Druidin sollte ihn dabei mit ihrem Para-Können überwachen und notfalls zurückreißen.
    Die Lässigkeit, mit der sie sich in den Sessel geworfen hatte, täuschte über ihre angespannte Konzentration hinweg. Merlin schien sich selbst nicht mehr zu trauen, daß er diese Kontrolle verlangt hatte, und Teri hatte sich selbst nur kurz die Frage gestellt, ob sich der alte Wächter bei seinem Entropie-Versuch vor einiger Zeit nicht übernommen hatte.
    Merlin sah aus, als würde er schlafen. Auf einer weich gepolsterten Liege hatte er sich ausgestreckt und beide Arme über der Brust gekreuzt. Seine Augen waren

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