0183 - Das Knochenschiff
Gespensterschiff aus.
Die beiden Männer fuhren geradewegs darauf zu. Sie brauchten keine Angst vor Robinson Jaw und seiner mordlüsternen Mannschaft zu haben. Sie gehörten in gewisser Weise dazu. Hoyt Simmons war Robinson Jaws langer Arm.
Sie erreichten das Geisterschiff.
Der Motor verstummte, und für kurze Zeit war nichts zu hören. Nur das Plätschern der Wellen und das Ächzen der Takelage und Masten. Einer der beiden Männer zückte sein Springmesser.
Als die Klinge aufschnappte, zuckte Sheila Conolly zusammen.
Der Mann lachte. »Keine Sorge, ich schlitze dir schon nicht deine hübsche Figur auf. Das bleibt Robinson Jaw vorbehalten.« Er schnitt die Fesseln der beiden Frauen durch, damit sie am Fallreep hochklettern konnten.
An Deck passierte nichts.
Immer noch herrschte Stille. Aber sie war unheimlich. Die Atmosphäre war unheil beladen. Sowohl Sheila Conolly als auch Shao spürten mit jeder Faser ihres Körpers, daß sie mit Hoyt Simmons’ Männern nicht allein an Bord waren.
Und dann…
Schlurfende Schritte.
Aus der Dunkelheit traten schreckliche Horrorgestalten. Von allen Seiten rückten sie heran. Untote mit von Säbelhieben entstellten Fratzen. Zombies mit einem Holzbein. Lebende Leichen, denen eine Hand fehlte, die dafür an ihrer Stelle einen scharfen Eisenhaken trugen, der wie die Kralle eines Adlers aussah.
Das war Robinson Jaws Mannschaft.
Ein Haufen Abschaum, der direkt aus der Hölle kam und die Absicht hatte, Bexhill während des Sommerfestes in eine Stätte des absoluten Grauens zu verwandeln.
Mehr und mehr zog sich der Zombie-Ring zusammen.
Robinson Jaw war nicht unter den Schreckensgestalten.
Er erschien in diesem Augenblick auf der Kommandobrücke. Ein Koloß. Wesentlich furchterregender als seine Mannschaft. Ebenfalls eine lebende Leiche, aber erschreckend kraftstrotzend.
Sein bleiches Gesicht war breit und häßlich. Bosheit, Grausamkeit und Gemeinheit funkelten in seinen Augen. Der absolute Killer. Und sein Mund zeigte keine menschliche Form. Er hatte das tödliche Maul eines Haies!
***
»Also, das ist ja zum Verrücktwerden!« sagte Bill Conolly zornig. Nach Shao war nun auch Sheila, seine Frau, verschwunden. Er und Suko hatten sie schon überall gesucht, aber nicht gefunden. »Ehrlich gesagt, ich hatte gleich kein gutes Gefühl, als ich sie allein zurückließ, aber ich dachte, das wäre noch besser, als sie zu den Zombie-Piraten aufs Meer hinaus mitzunehmen.«
»Wie man’s macht, macht man’s falsch«, sagte Suko verstimmt.
»Verdammt, ich möchte endlich wissen, was hier gespielt wird.«
»Alles, was läuft, hängt mit Robinson Jaw und seiner Crew zusammen.«
»Das ist mir klar. Aber anscheinend hängen in dieser Sache nicht nur Zombies drinnen.«
»Du meinst den Alain-Delon-Verschnitt?«
»Ja. Er sympathisiert mit den lebenden Leichen, davon bin ich überzeugt. Er macht mit ihnen gemeinsame Sache. Garantiert hat er ihnen Shao und Sheila in die Hände gespielt.«
»Und der Grund dafür?« fragte Suko. »Der liegt doch auf der Hand: Um uns in die Knie zwingen zu können.«
Der Chinese schüttelte mit grimmiger Miene den Kopf. »Manchmal ist das Leben wie’n Hamburger: Flach und zum Kotzen.«
Wieder erschien der umsichtige Besitzer des Pirate Inn. Als Bill ihn sah, winkte er ihn zu sich. »Jetzt ist auch meine Frau verschwunden.«
Hoyt Simmons nickte, als wüßte er davon. »Ich wollte Sie eben informieren. Dieser Fremde, Sie wissen schon, der, der wie Alain Delon aussieht, war wieder hier. Ich wollte mit ihm sprechen, aber da steckte jemand zwischen zwei Geschossen im Fahrstuhl, und ich mußte helfen. Als ich dann Zeit hatte, war der Mann verschwunden. Er hat mit Ihrer Frau gesprochen, Mr. Conolly.«
»Hatten Sie wieder den Eindruck, die beiden würden sich kennen?« fragte Suko.
»Ja, so sah es aus.«
Der Chinese kratzte sich am Hinterkopf. »Jetzt verstehe ich bald gar nichts mehr.«
Simmons lächelte aufmunternd. »Machen Sie sich um Miß Shao und Mrs. Conolly keine Sorgen. Ich bin davon überzeugt, daß das zwei recht selbständige Frauen sind. Denen passiert nichts.«
»Hoffentlich«, brummte Suko und ballte die Hände.
Hoyt Simmons wurde am Empfang gebraucht. »Entschuldigen Sie mich«, sagte er und zog sich zurück.
»Wieder dieser verfluchte Kerl«, sagte Bill Conolly, »den in ganz Bexhill keiner kennt. Wenn ich ihn in die Finger kriege, kann er was erleben.«
»Da mache ich mit, denn doppelt hält besser«, sagte Suko, und sein Blick
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