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0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

Titel: 0183 - Der Mann, der das Grauen erbte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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den Nullpunkt, als er den Stapel durchgesehen hatte.
    »Ich glaube kaum, daß wir hier etwas erfahren«, sagte Nicole in diesem Moment. Offenbar hatte sie Zamorras Gesichtsausdruck richtrig gedeutet. Ihre Finger spielten nervös mit dem Verschluß ihrer Handtasche. »Bis auf diesen Bildband über Neuseeland…« Sie nahm sich das Buch, blätterte darin und sah Zamorra fragend an. »Ein hübsches Land. Das wäre was für den nächsten Urlaub.«
    »Aber nur, wenn es dort Gespenster gibt«, frotzelte Bill. »Oder wenigstens einen kleinen Dämon…«
    »Es reicht doch, wenn du mitkommst«, entgegnete Nicole spitz.
    Zamorra grinste. »Ich habe das Gefühl«, sagte er langsam, »daß ihr beiden unter Langeweile leidet. Es wird Zeit, daß ihr wieder einmal richtig arbeitet.«
    »Bevor ihr übereinander herfallt«, setzte er nach einer winzigen Pause hinzu.
    Schritte von der Treppe her unterbrachen ihn. Er stand auf, legte das Buch aus der Hand, in dem er geblättert hatte, und ging dem Mann entgegen.
    Steven Leroy sah ganz so aus, wie man sich einen alten, erfahrenen Verleger vorstellt. Er war klein, wuchtig gebaut, ohne dabei dick zu wirken, und hatte eine spiegelnde Glatze, die von einem Kranz ergrauter Haare eingerahmt wurden. Die Augen hinter der dicken Hornbrille sahen Zamorra mit einer Mischung aus Neugier und gelinder Verärgerung an.
    »Sie sind…«
    »Zamorra«, antwortete Zamorra. »Professor Zamorra. Wir haben in der vergangenen Woche miteinander telefoniert.«
    Leroy legte seine Stirn in Dackelfalten. »Zamorra…? Helfen Sie mir ein bißchen…«
    »Celham«, sagte Zamorra geduldig.
    Leroys Gesicht hellte sich auf. »Ah. Jetzt erinnere ich mich. Stimmt - Sie interessierten sich für CHTULHUS ERBEN…«
    »Eigentlich mehr für den Autor«, erinnerte Zamorra geduldig. Er drehte sich um, wies mit einer Handbewegung auf Nicole und Bill und sagte: »Mademoiselle Duval, meine Sekretärin. Und Mister Fleming - ein Freund.«
    Leroy nickte abwesend. »Sehr erfreut. Vielleicht…« Er zuckte zusammen, blinzelte und wies mit einer verlegenen Geste auf die Treppe, die in die erste Etage hinauf führte. »Aber entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit. Vielleicht gehen wir besser in mein Büro. Dort können wir uns in Ruhe unterhalten.«
    »Ich möchte Ihnen nicht viel von Ihrer Zeit stehlen…«
    »Aber ich bitte Sie«, fiel ihm Leroy ins Wort. »Sie stören nicht im mindesten. Im Gegenteil. Ich freue mich immer, wenn unsere Leser Interesse bekunden. Kommen Sie.« Er eilte mit kleinen, watschelnden Schritten die Treppe hinauf. Zamorra, Nicole und Bill folgten ihm.
    Der Verlag war in einem alten, barocken Gebäude untergebracht, das noch aus dem vergangenen Jahrhundert zu stammen schien. Die Treppe war mit einem knöcheltiefen Teppich belegt, der das Geräusch ihrer Schritte schluckte und ihnen den Eindruck vermittelte, eher durch die Empfangshalle eines feudalen Hotels zu gehen.
    Aber die Illusion zerplatzte, als sie die erste Etage betraten. Hier oben herrschte eine hektische, gespannte Atmosphäre. Durch die Milchglasscheiben der Türen, die rechts und links vom Korridor abzweigten, drang das aufgeregte Tickern von Fernschreibern und Schreibmaschinen, gedämpfte Stimmen und das unablässige Schrillen eines Telefons. Irgendwo dudelten zwei Radios, jedes auf einen anderen Sender eingestellt und offenbar eifrig darum bemüht, den anderen Empfänger zu überbrüllen. Ein über und über mit Akten beladener Mann kam ihnen entgegen, grüßte Leroy mit einem Kopfnicken und verschwand hinter der Gangbiegung.
    »Sie müssen entschuldigen, wenn es hier etwas… äh, chaotisch zugeht«, sagte Leroy verlegen, als er Bills Grinsen bemerkte. »Aber wir sind ein kleiner Verlag, und hier hat jeder alle Hände voll zu tun.«
    Zamorra nickte begütigend. »Ich bitte Sie.«
    Leroy führte sie durch ein Vorzimmer, in dem zwei gelangweilt wirkende Sekretärinnen an ihren Schreibtischen saßen und sie mit unverohlener Neugierde musterten, in sein Büro.
    Der Raum war winzig. Er bot gerade Platz für den überdimensionalen Schreibtisch und einen Besucherstuhl. Durch ein schmales Fenster, dessen Scheiben blind vor Schmutz waren, sickerte Sonnenlicht in Streifen herein. Die Wände wurden von offenen Regalen beherrscht, in denen sich zerlesene Taschenbücher mit überquellenden Ordnern um den Platz stritten, und in einer Ecke projizierte ein Fernseher mit ausgeschaltetem Ton stumme Schwarzweiß-Bilder in den Raum.
    Leroy bot Nicole mit einer Geste

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