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0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

Titel: 0183 - Der Mann, der das Grauen erbte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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den Besucherstuhl an und verschwand im Nebenraum, um wenige Augenblicke später mit zwei zusätzlichen Stühlen wiederzukommen. »Sie müssen entschuldigen«, schnaufte er, während er die Stühle vor seinem Schreibtisch placierte, »aber der Konferenzraum ist gerade belegt, und ich bin nicht auf Besuch eingerichtet.« Er lächelte unglücklich. »Um ehrlich zu sein«, gestand er, »es kommt so gut wie nie vor, daß einer meiner Leser hierherkommt. Aber ich langweile Sie sicher.« Er watschelte um den Schreibtisch herum, ließ sich schwer in seinen Stuhl fallen und drückte die Taste seiner Sprechanlage. »Mary, sei so gut und bring eine Kanne Kaffee und vier Tassen.«
    »Aber das ist nicht nötig«, protestierte Zamorra. »Wir wollen wirklich…«
    »Es bereitet keine Umstände, wenn Sie das meinen. Im Gegenteil«, lächelte Leroy.
    Zamorra seufzte. Er hatte eine Menge Erfahrung im Umgang mit Menschen, aber es gab Tpyen, gegen die er einfach nicht ankam. Aber wahrscheinlich gab es niemanden, der sich gegen das quirlige, sprunghafte Wesen Leroys behaupten konnte, ohne verletzend zu werden.
    »Also, Sie interessieren sich für Celhams Buch«, begann Leroy.
    Zamorra nickte erleichtert. Er hatte kaum noch damit gerechnet, in den nächsten Stunden zur Sache zu kommen.
    »Ja. Genauer gesagt, weniger für das Buch, als für Celham selbst. Er…«
    »Es ist ein ausgezeichnetes Buch, wenn ich das sagen darf«, unterbrach ihn Leroy. »Bei aller Bescheidenheit -aber wir haben drei Auflagen herausgegeben. Es war einer unserer größten Verkaufserfolge. Dieser Celham kann schreiben, das muß der Neid ihm lassen.«
    Bill grinste schadenfroh, und auch Zamorra konnte sich einer gewissen Belustigung nicht mehr erwehren. Entweder war Leroy wirklich eine solche Nervensäge, oder er war einer der ausgekochtesten Psychologen, die Zamorra je untergekommen waren.
    »Wir hätten gerne eine Fortsetzung herausgebracht«, fuhr er fort, »aber leider…«
    »Celham starb, nicht wahr?« fragte Nicole.
    Leroy nickte betrübt. »Ja. Aber ich glaube, er hätte auch so nicht weitergeschrieben.«
    »Warum?« fragte Zamorra.
    Leroy zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, Professor. Ich glaube, er war sehr scheu. Er hat mir das Manuskript nur sehr widerwillig überlassen. Wenn er nicht so in Geldschwierigkeiten gesteckt hätte… wieso eigentlich Professor? Haben Sie irgend etwas mit… mit Celhams Sachgebiet zu schaffen?«
    Zamorra schluckte eine bissige Bemerkung hinunter. »Teilweise«, sagte er gepreßt. »Ich interessiere mich für Okkultismus.«
    »Schreiben Sie auch?« In Leroys Augen trat ein gieriges Funkeln. »Ich meine… wir zahlen gut, und Bücher wie die von Celham lassen sich wunderbar verkaufen. Wenn Sie irgendwann einmal daran denken, etwas zu veröffentlichen…«
    Die Sekretärin kam mit einem Tablett voller Kaffee und Keksen und rettete Zamorra davor, antworten zu müssen. Sie warteten schweigend, bis sie wieder allein waren. Leroy beugte sich ächzend über den Tisch und schenkte ihnen Kaffee ein.
    »Wissen Sie, wo Celham gewohnt und gearbeitet hat?« fragte Zamorra.
    Leroy nickte. »Natürlich. Er hauste in einem halbverfallenen Gutshaus ganz hier in der Nähe. Mit dem Wagen… eine Stunde, würde ich sagen. Zucker?«
    »Wie? Ach so - ja, zwei Stückchen, bitte. Ganz hier in der Nähe, sagen Sie?«
    Leroy nickte. »Ja. Ein Riesenzufall, daß ich überhaupt in den Besitz des Manuskriptes kam. Einer meiner Mitarbeiter kannte Celham wohl persönlich. Er muß von seinen finanziellen Schwierigkeiten erfahren haben und hat ihm wohl den Tip gegeben, einfach ein Manuskript an uns zu schicken.«
    »Einer Ihrer Mitarbeiter?« fragte Nicole neugierig.
    »Ja. Martens. Steven Martens. Ein hoffnungsvoller junger Mann - ist seit knapp zehn Jahren hier. Er hat sich vom einfachen Setzer mittlerweile zum Abteilungsleiter hochgearbeitet. Bei mir hat jeder eine Chance, der bereit ist, zu arbeiten, wissen Sie - möchten Sie mit ihm reden?«
    »Gem.« Zamorra trank einen Schluck. Der Kaffee schmeckte fürchterlich, aber er gab ihm wenigstens ein Alibi, Leroy keine weiteren Stichworte für neue Tiraden zu liefern.
    Der Verleger drückte erneut auf die Sprechtaste. »Mary - sei ein Schatz und schick Steve herauf. Sofort.« Er lehnte sich zurück, verschränkte die Hände auf der Tischplatte und fixierte Zamorra nachdenklich. »Gestatten Sie mir eine indiskrete Frage?«
    Zamorra nickte.
    »Was«, begann Leroy gedehnt, »interessiert

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