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0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

Titel: 0183 - Der Mann, der das Grauen erbte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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Verdienstausfall, wenn Sie das meinen«, sagte Zamorra schnell.
    Leroy schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig. Steven hat in letzter Zeit sowieso viel zuviel gearbeitet. Ein paar Tage Urlaub werden ihm guttun. Nein, ich meine etwas Anderes.«
    »So?« fragte Bill. Sein Gesicht spiegelte Mißtrauen. »Was denn?«
    »Eine kleine Gefälligkeit, sozusagen.« Leroy lächelte verbindlich und stand ebenfalls auf, um seine Gäste zur Tür zu begleiten. »Wenn bei Ihren Nachforschungen irgend etwas herauskommt, was von Interesse für die Öffentlichkeit sein kann, dann…«
    »Ich verstehe.«. Zamorra nickte widerwillig. »Sie werden der Erste sein, der davon erfährt. Ich verspreche es Ihnen.«
    ***
    Direkt vor ihnen stand ein Türrahmen. Die Wucht der Explosion und die Gewalten des Feuers hatten die Mauern ringsum zum Einsturz gebracht und die Türfüllung zu feiner grauer Asche verbrannt; aber der Türrahmen war wie durch ein Wunder stehengeblieben, ein rechteckiges Gebilde aus schwarzverkohltem Holz, das wie ein Ausstattungsstück aus einem surrealistischen Film vor ihnen in die Höhe ragte.
    »Also, ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache«, sagte Beren.
    »Angst?« Clavers Augen glitzerten spöttisch. Seine Stimme klang ruhig, aber die leicht verkrampfte Haltung und die Art, wie seine Hand die Brechstange umklammert hielt, verrieten, daß auch er nicht so ruhig war, wie er es gerne gehabt hätte.
    Beren schüttelte ärgerlich den Kopf. »Quatsch«, fauchte er. »Es ist nur…« Er suchte nach Worten und beließ es schließlich bei einem hilflosen Achselzucken. Seit sie das Trümmergrundstück betreten hatten, hatte er dieses seltsame Gefühl - ein dumpfer Druck schien auf seinen Gedanken, seinen Sinnen zu lasten, als hätte sich ein unsichtbares Netz über sie gelegt, das die Geräusche, den Klang ihrer Schritte, ja selbst das schwache Licht der untergehenden Sonne und den Geruch nach Zerfall und verkohltem Holz dämpfte.
    Er lachte unsicher. »Gehen wir. Hast du die Karte?«
    »Ja.« Eine Taschenlampe blitzte auf, ließ die kantigen Umrisse halb eingestürzter Mauern und geborstener Treppenstufen aus dem Dunkel auftauchen und erlosch wieder. »Da ist die Treppe«, sagte Clavers halblaut.
    Er ging an dem stehengebliebenen Türrahmen vorbei, stieß mit dem Fuß nach einem Stein und hustete, als eine trockene Staubwolke seine Atemwege reizte.
    »Kannst du nicht wie jeder zivilisierte Mensch durch die Tür gehen?« witzelte Beren.
    Die Worte verwehten in der hereinbrechenden Dunkelheit, und der scherzhaft gemeinte Satz schien plötzlich einen boshaften, bedrohlichen Unterton zu bekommen.
    Was ist nur mit mir los? dachte Beren verwirrt. Man konnte ihm viel nachsagen - er und Clavers hatten zusammen schon so manches Ding gedreht - aber ein Feigling war er ganz gewiß nicht. Und trotzdem begann er sich mit jeder Sekunde, jedem Atemzug, unsicherer zu fühlen. Wäre Clavers nicht dabeigewesen, wäre er wahrscheinlich längst zu seinem Wagen zurückgelaufen und davongefahren; ganz egal, wieviel ihm dieser Brown für das Buch geboten hätte.
    Brown… Berens Gedanken irrten für einen kurzen Augenblick zurück zu der Szene vom vergangenen Abend. Der Name war bestimmt falsch - niemand hieß Brown, zumindest nicht, wenn er sich mit den beiden berüchtigsten Tagedieben von Kilmarnock in einer verlassenen Mühle traf und ihnen zweihundert Pfund dafür bot, daß sie ein altes Buch aus den Ruinen von Celhams Haus ausbuddelten. Aber schließlich konnte ihm das gleich sein - zweihundert Pfund war eine hübsche Stange Geld, dafür konnte man schon ein paar Stunden in alten Steinen wühlen. Und außerdem war noch nicht heraus, ob Brown das Buch wirklich bekommen würde, wenn sie es hatten. Wenigstens nicht für Zweihundert. Wer von vornherein soviel bot, würde vielleicht auch das Doppelte ausspucken.
    »Kommst du endlich - oder soll ich die ganze Arbeit allein machen?« quengelte Clavers.
    Berens schreckte hoch und beeilte sich, seinem Kumpan die ausgetretenen Steinstufen hinunter zu folgen. Er ging vorsichtig, die Hände wie ein Blinder vor sich ausgestreckt. Schutt und Trümmer hatten die Treppe halb unter sich begraben und ließen den Abstieg zu einem wahren Abenteuer werden. Als er schließlich unten angekommen war, atmete er schwer. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn.
    »Nervös?«
    »Etwas.« Berens deutete mit einer Kopfbewegung auf den zusammengestürzten Durchgang. Clavers hatte die Taschenlampe eingeschaltet und so

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