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0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

Titel: 0183 - Der Mann, der das Grauen erbte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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hinter dem schwarzen Netzwerk des Nylonstrumpfes verzerrt und dämonenhaft. »Ja. Ich habe sie ja gewarnt, daß es gefährlich werden kann.«
    »Gefährlich!« schnappte Clavers. Er mußte sich beherrschen, um nicht zu schreien. »Von Mord war keine Rede.«
    Brown zuckte ungerührt mit den Schultern. »Ich habe nicht gesagt, daß Sie den Polizisten umbringen sollen. Sie haben das Buch also nicht?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Clavers wütend. »Und Sie können mir tausend Pfund bieten - ich setze keinen Fuß mehr auf dieses Grundstück.«
    »Kein Buch - kein Geld«, sagte Brown kichernd.
    »Glauben Sie?« Clavers Stimme zitterte. »Ich bin mir gar nicht so sicher. Vielleicht interessiert sich die Polizei dafür, was wir dort draußen gesucht haben. Ich bin sicher, daß sie den Keller ausgraben lassen und das Buch heben -wenn ich rede.«
    Einen Herzschlag lang schien ihn Brown mit Blicken durchbohren zu wollen. »Soll das eine - Erpressung sein?« fragte er schließlich.
    »Wenn Sie so wollen«, antwortete Clavers trotzig.
    »Erpresser leben gefährlich«, sagte Brown.
    Clavers musterte sein Gegenüber kalt. Brown war einen Kopf kleiner als er, aber mindestens genauso schwer. Aber er sah nicht aus wie jemand, der über große Kampferfahrung verfügte. Und schließlich war da ja noch die Pistole in seiner Rocktasche.
    »Aber gut«, Browns Hand glitt mit einer blitzschnellen Bewegung in die Tasche und kam mit einem Bündel Geldscheine wieder zum Vorschein. »Ich gebe Ihnen die Zweihundert - und weitere Tausend, wenn Sie eine kleine Gefälligkeit für mich erledigen.«
    Clavers Augen blitzten gierig auf. »Tausend - Pfund?« fragte er ungläubig.
    »Natürlich. Was haben Sie gedacht?«
    »Und - was muß ich dafür tun?«
    Brown zögerte. »Es gibt jemanden, der mir… im Wege ist.«
    Es dauerte eine Weile, bis Clavers begriff, was Brown von ihm wollte.
    »Sie meinen… Mord?« fragte er entsetzt.
    »Nicht unbedingt. Wenn Sie eine bessere Methode wissen, um ihn von hier zu verbtreiben. Ich brauche drei, vier Tage Ruhe, das ist alles. Danach können Sie von mir aus herumlaufen und alles erzählen.«
    Clavers zögerte. Die Polizei hatte sowieso ein wachsames Auge auf ihn. Aber andererseits war er vom Verdacht des ersten Mordes freigesprochen und somit entlastet. Die Polizei war wohl eher der Meinung, daß ein Verrückter in der Gegend war - kein normaler Mensch besaß solche Kräfte, wie sie der Täter haben mußte. Und schließlich zwang ihn niemand, wirklich einen Mord auszuführen. Es dürfte nicht allzu schwer sein, einen Fremden derart einzuschüchtem, daß er die Gegend verließ.
    Mit einer entschlossenen Bewegung griff er nach dem Bündel Geldscheine und ließ es in der Rocktasche verschwinden. »In Ordnung«, sagte er. »Gehen wir zu meinem Wagen. Sie können mir dann die Einzelheiten erzählen.«
    ***
    »Da ist es«, sagte Martens. »Sehen Sie jetzt, was ich gemeint habe?«
    Zamorra nickte wortlos. Sie hatten den Bentley oben auf dem Hügel stehengelassen und waren die letzten Meter zu Fuß gegangen; teils, weil der Wagen für den schmalen, mit Schlaglöchern übersäten Weg kam geeignet war, und teilweise, weil Zamorra sich die Umgebung der Ruine gern genauer angesehen hätte.
    Er merkte sofort, was Martens meinte.
    Die nähere Umgebung des Trümmergrundstücks war auf bizarre Weise verändert. Einem unbefangenen Beobachter wäre die Veränderung vielleicht kaum aufgefallen, und, genau betrachtet, war alles gleich geblieben. Die Veränderung lag eher auf einer Ebene, die man gefühlsmäßig wahrnehmen konnte: Die Form der Büsche und Bäume war gleich geblieben, aber es schien, als wäre alles, was dem Menschen an der unberührten Form der Natur schön und anziehend vorkommt, ins Gegenteil verkehrt. Das Grün der Bäume schmerzte in den Augen. Ihre Stämme schienen sich in kantige Steinsäulen verwandelt zu haben, alles war abweisend, feindlich, Bilder aus einer Welt, in der der Mensch nichts zu suchen hatte. Selbst seine Schritte schienen ein verändertes Echo hervorzurufen, ein dumpfer, hallender Ton, als antworte aus den Tiefen der Erde eine gigantische Trommel auf den Takt seiner Schritte.
    Aber Zamorra spürte noch mehr. Er spürte den Atem des Fremden, das von diesem Ort Besitz ergriffen hatte, die Ausstrahlung von etwas unglaublich Andersartigem, das aus den Abgründen der Zeit heraufgestiegen war und hier irgendwo lauerte. Er schloß die Augen und lauschte in sich hinein. Er fühlte das pulsierende,

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