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0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

Titel: 0183 - Der Mann, der das Grauen erbte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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Professor«, sagte er, »daß Sie mir meinen Sohn so unverhofft zurückgebracht haben. Normalerweise läßt er sich nur zu Weihnachten bei seinem greisen Vater sehen, der undankbare Bengel.« Er prostete Zamorra zu und quittierte Stevens anklagenden Blick mit einem Grinsen. »Du hast eine Menge versäumt, Junge«, sagte er.
    »So?« Stevens Lächeln wirkte gequält. »Was denn. Hat die Kuh deines Nachbarn Zwillinge bekommen, oder gibt es noch etwas Aufregenderes?«
    »Na ja, wie man’s nimmt. Hast du nichts in den Zeitungen gelesen?«
    Steven schüttelte den Kopf. »Ich lese keine Zeitung«, sagte er ernsthaft.
    »Ach so. Hm. Naja. Du hast wirklich nichts gehört, wie mir scheint. Aber wir hatten in den letzten Wochen hier viel Aufregung.«
    »Was denn«, spöttelte Steven. »Ein Mord?«
    Martens schüttelte den Kopf. »Nein. Zwei.«
    Steven verschluckte sich, hustete und sah seinen Vater entsetzt an. »Zwei -was?«
    »Morde. Innerhalb von drei Wochen.«
    »Mord?« Zamorra beugte sich interessiert vor. »Verzeihen Sie, wenn ich mich einmische, aber…«
    Marten winkte ab. »Bitte. Es ist Ihr gutes Recht, zu fragen. Schließlich sind Sie ja eigens deshalb gekommen, oder?«
    »Wie — wie kommen Sie darauf?« fragte Nicole erstaunt.
    Martens grinste überlegen. »Kindchen - für wie dumm halten Sie mich eigentlich? Ich mag ja alt sein - aber nicht dämlich. Mister Zamorra sieht mir eigentlich nicht wie ein Professor aus, der aus reinem Wissensdurst in diese gottverlassene Gegend kommt. Und Sie, und Mister Fleming…« Er winkte ab. »Na, lassen wir das. Ist schließlich Ihre Sache. Und ich nehme es Ihnen wirklich nicht übel, wenn Sie nicht darüber sprechen wollen. Aber ich will Ihnen gerne alles erzählen - soweit ich Bescheid weiß.«
    »Bitte.« Zamorra lächelte still in sich hinein. Martens war dichter an die Wahrheit herangekommen, als er wahrscheinlich selbst ahnte. Und vielleicht war es ganz gut, wenn man hier im Dorf annahm, er wäre ein Privatdetektiv oder etwas Ähnliches Immer noch besser, als wenn die Menschen hier die Wahrheit erfuhren.
    »Der erste Mord geschah vor knapp drei Wochen«, begann Martens ruhig. »Montgomery Bent. Ein junger Bursche hier aus dem Dorf. Er und seine Freundin - Mary-Lynn Hunter - ich glaube, du kennst sie noch aus der Schule, Steve…«
    Steven nickte. »Ja. Ein sommersprossiges kleines Mädchen mit Zöpfen und einer Rotznase.«
    »Das war sie vielleicht früher einmal«, berichtigte Martens Senior, »aber heute… naja, jedenfalls sind sie eines Abends in Montys klapprigem VW zum Seeufer heruntergefahren, um… um… äh…«
    »Den Sonnenuntergang zu genießen?« schlug Bill grinsend vor.
    Martens schenkte ihm einen dankbaren Blick. »Ja. So ungefähr. Was genau passiert ist, weiß kein Mensch. Fest steht, daß der Junge ermordet wurde.«
    »Und das Mädchen?« forschte Zamorra.
    »Sie lebt noch, aber sie ist seitdem…« Martens tippte sich bezeichnend gegen die Schläfe. »Sie verstehen? Sie liegt seit drei Wochen in ihrem Zimmer, ißt und trinkt nur nach stundenlangem Zureden und ist nicht dazu zu bewegen, auch nur einen Ton zu sprechen. Äußerlich ist sie unverletzt, aber… naja, die offizielle Lesart ist die, daß Mònty den Wagen gegen einen Baum gefahren hat, und dann, als er ausgestiegen ist, überfallen wurde. Ein Wunder, daß das Mädchen heil aus dem VW rausgekommen ist. So, wie der aussah…«
    »Vielleicht ist der Junge auch bei dem Unfall ums Leben gekommen«, vermutete Steven.
    »Kaum. Seine Leiche lag fast fünfzig Meter entfernt. Und mit seinen Verletzungen kann er sich nicht mehr bis dorthin geschleppt haben. Die Polizei ist ziemlich ratlos.«
    »Und der zweite Mord?« fragte Nicole.
    Martens leerte sein Glas und stellte es mit lautem Knall auf den Tisch. »Vorgestern«, erzählte er. »Es passierte unten bei der Ruine von Celhams Haus. Die Polizei ermittelt noch, aber ich glaube, sie sind genauso ratlos wie beim ersten Mal.« Er schüttelte sich. »Gräßlich. Man traut sich kaum noch auf die Straße, wenn das so weitergeht. Und da sagt ihr jungen Leute immer, daß man auf dem Land gemütlicher lebt.«
    Zamorra tauschte einen bezeichnenden Blick mit Nicole.
    »Dieser See«, fragte er vorsichtig, »wo der erste Mord geschah - wo liegt der?«
    »In der Nähe der Ruine«, antwortete Martens. »Oder besser umgekehrt. Die Ruine liegt am See, nur ein paar hundert Meter weiter südlich. Ich weiß, was Sie denken - daß die beiden Morde in Verbindung miteinander

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