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0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

Titel: 0183 - Der Mann, der das Grauen erbte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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schlagende Leben tief unter seinen Füßen, die bösen Gedanken, die den Erdboden wie Adern eines giftigen Minerals durchzogen, die ungeheure geistige Kraft, die hinter diesen Gedanken lauerte. Aber er spürte auch, daß es etwas gab, das diese Kraft hemmte; eine unsichtbare Barriere, die die Dämonen daran hinderte, aus ihrem unterirdischen Reich hervorzubrechen.
    »Und das war also sein Haus?« Bill deutete mit gerunzelter Stirn auf den flachen Trümmerhaufen, der sich unmittelbar am Seeufer erhob.
    Martens nickte. »Ja. Ich sagte ja schon, daß es ziemlich gründlich zerstört worden ist.«
    Ziemlich gründlich, fand Zamorra, war untertrieben. Das Haus - oder das, was davon übrig geblieben war - sah aus, als wäre es stundenlang bombardiert worden. Martens hatte ihm auf dem Weg hierher ein altes Photo des Gebäudes gezeigt. Es war ein zweistöckiges Patrizierhaus gewesen, wie sie in dieser Gegend Schottlands häufig zu finden waren, ein flaches, wuchtiges Gebäude, das aussah, als wäre es für die Ewigkeit gebaut. Umso erschreckender wirkte die Zerstörung. Die kniehohen Reste der einstmaligen Grundmauern schienen noch am unversehrtesten zu sein.
    Sie gingen langsam näher.
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie sich davon versprechen«, murmelte Martens nervös. »Die Polizei hat damals alles gründlich untersucht, aber…«
    »Gab es einen Keller?« fragte Bill.
    Martens nickte. »Sicher. Aber der Eingang wurde total verschüttet. Ich glaube, man hat einmal versucht, ihn freizulegen, aber sie haben es ziemlich schnell wieder aufgegeben. Später hieß es dann sogar, die Katastrophe wäre von dort ausgegangen.«
    Er stieg mit ungeschickten Bewegungen über die flammengeschwärzte Einfriedung und winkte Bill und Zamorra, ihm zu folgen. »Kommen Sie - ich zeige Ihnen den Weg. Sie können sich selbst überzeugen.«
    Die steinerne Treppe in die Kellergeschosse war vor langer Zeit schon von den gröbsten Trümmern geräumt worden, aber im Laufe der Jahre hatten sich wieder Steine und verkohlte Holztrümmer in dem engen Schacht angesammelt. Selbst im hellen Tageslicht sah der Abstieg gefährlich und unheimlich aus.
    »Freiwillig würde ich nicht dort hinuntergehen«, sagte Martens.
    Zamorra deutete in die Tiefe. »Jemand hat es aber getan.« Er wies auf die Reihen deutlich sichtbarer Fußspuren, die die ausgetretenen Stufen hinunterführten. »Vor gar nicht so langer Zeit. Ein, zwei Tage würde ich sagen.« Er sah Bill an. »Gehen wir hinunter?«
    »Es ist gefährlich. Der - der Gang kann jeden Moment einstürzen«, gab Martens zu bedenken. Er wirkte blaß, und seine Finger spielten scheinbar unbewußt mit den Knöpfen seiner Jacke.
    »Es ist in zehn Jahren nicht eingestürzt, Ich glaube nicht, daß ausgerechnet jetzt etwas passiert«, entgegnete Bill. Er beugte sich vor und spähte aus zusammengekniffenen Augen in die Tiefe. »Möchte wissen, was es dort unten so Interessantes gibt.«.
    Zamorra setzte den Fuß auf die oberste Stufe. Sie fühlte sich schlüpfrig und glatt an. »Sehen wir nach.«
    Vorsichtig, die Hände nach beiden Seiten sichernd ausgestreckt, ging er voran. Bill folgte ihm in wenigen Schritten Abstand. »Wir hätten eine Lampe mitnehmen sollen«, sagte er.
    »Im Wagen liegt eine.« Zamorra blieb stehen und drehte sich halb herum. »Mister Martens - würden Sie freundlicherweise die Taschenlampe aus dem Handschuhfach holen?«
    »Selbstverständlich.« Martens entfernte sich mit eiligen Schritten. Er schien froh zu sein, aus der unmittelbaren Umgebung des unheimlichen Treppenschachtes entkommen zu können.
    »Ist dir auch aufgefallen, wie nervös er war?« murmelte Bill, nachdem Martens außer Hörweite war.
    Zamorra nickte. »Ja. Deshalb habe ich ihn auch weggeschickt. Ich glaube zwar nicht, daß wir dort unten irgend etwas finden, aber…« Er zuckte mit den Schultern und ging weiter.
    Die Treppe endete nach wenigen Stufen vor einem flachen Trümmerberg.
    »Das wärs«, sagte Bill enttäuscht. »Ohne Werkzeug kommen wir hier wohl nicht weiter.«
    Zamorra antwortete nicht. Er bückte sich, grub mit den Händen in losem Gestein und Schutt und förderte eine dreckverkrustete Schaufel zutage. »Derjenige, der vor uns hier war, hatte besser vorgesorgt«, sagte er nachdenklich. »Halt mal.« Er gab Bill die Schaufel, bückte sich erneut und grub weiter. Nach wenigen Augenblicken hatte er eine ganze Sammlung von Werkzeugen ausgegraben: Schaufel, Spitzhacke, Hammer und Meißel.
    »Da hat einer versucht, den

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