Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten

0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten

Titel: 0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schüsse aus dem Geigenkasten
Vom Netzwerk:
der Bar bei »Willys«, und während wir vorsichtig an unseren Drinks nippten, ließ ich den Barkeeper das Bild sehen.
    »Oh, ja, den kenne ich gut«, sagte er. »Das ist doch Jack Broders vom ›Screwball Club‹.«
    »Was ist er dort? Rausschmeißer?«
    »Wenn Sie sich da nur nicht irren. Er markiert den Manager, und soviel ich gehört habe, soll er sehr tüchtig sein.«
    Den »Screwball Club« kannten wir. Er lag in der 52. Straße West, und es war dort immer was los. Nur jetzt war es noch viel zu früh. Wer was auf sich hielt, erschien dort keinesfalls vor Mitternacht. Also zurück ins Office.
    Dort gab es nichts Neues. Nichts über Wright oder Ponzo, kein Telefongespräch - , kurz, gar nichts.
    Wir ließen uns ein paar Sandwiches holen. Ich las die neuesten Sportberichte, und Phil beschäftigte sich damit, die täglich von der City Police gemeldeten »Besonderen Vorkommnisse« durchzusehen.
    »Jerry, sieh dir das an«, sagte er plötzlich.
    »Muss das ein?«, fragte ich.
    Ich war gerade im Studium der Reportage über die Baseball-Meisterschaften vertieft.
    »Du sollst dir das nur ansehen, verflucht noch mal.«
    Mit einem Seufzer erhob ich mich und ging um den Schreibtisch. Phil hatte einen Bericht vor sich liegen -mit der Überschrift: Frauenleiche aus dem East River, Welfare Island. Darunter las ich:
    Heute Mittag um zwölf Uhr wurde am Westufer von Welfare Island in der Höhe des Rockefellerinstituts eine Frauenleiche von der Barkasse des Schiffers Jim O’Nelly gesichtet und durch ein Löschboot der Feuerwehr geborgen.
    Die Frau kann Mitte bis Ende der Zwanzig alt sein, sie ist fünf Fuß, drei Inches groß, schlank, hellblond und hat blaue Augen.
    Bekleidet war sie nur mit blauseidener Wäsche und beigefarbigen Nylonstrümpfen. Es wurde kein Schmuck und kein Kennzeichen gefunden. Der Tod ist durch ertrinken eingetreten, aber sie muss, bevor sie in das Wasser fiel oder geworfen wurde, bewusstlos gewesen sein. Sie hat eine Kopfverletzung, die sowohl durch einen Sturz als auch durch einen Schlag verursacht worden sein kann.
    Dabei befand sich eine Fotografie der Toten. Ertrunkene sind meist entstellt, und so war es auch hier, aber trotzdem erkannte ich das Mädchen sofort. Es war dieselbe, die behauptet hatte, Vilma Young zu heißen, und die von Wright angeblich beauftragt worden war, seine Enkelin aus der Gewalt der Entführer zu befreien.
    Am Morgen gegen acht hatten wir sie noch in einem Imperial neben dem Fahrer sitzen sehen, und dieser Wagen war uns entwischt, nachdem wir daraus beschossen worden waren. Wir hatten angenommen, der Imperial sei von Ponzos Haus gekommen, aber das hatten dessen Leibwächter bestritten.
    Jetzt war diese Vilma tot, die bestimmt anders hieß. Es kam darauf an, festzustellen, wie lange es her war, dass man sie betäubt und in den East River geworfen hatte.
    Keiner soll sagen, etwas Derartiges sei am hellen Tag unmöglich. Es gibt genug einsame Plätze am Ufer, und es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas geschieht.
    ***
    Phil steckte den Rapport mit dem Foto in die Tasche, und wir brausten ab zur Stadtpolizei in der State Street.
    Dort wusste man nicht viel mehr, als in dem Bericht stand. Der Unfallarzt, der die Obduktion durchgeführt hatte, erklärte, der Tod müsse zwischen acht und neun Uhr morgens eingetreten sein. Er wollte sich nicht darauf festlegen, wovon die Verletzung stammte.
    Da aber nicht anzunehmen war, dass ein Mädchen um diese Tageszeit, mit nichts anderem bekleidet als ihrer Wäsche, in den Fluss springen und dabei mit dem Kopf gegen die Kaimauer knallen würde, waren wir überzeugt, das man sie betäubt und ins Wasser geworfen hatte.
    Kleid und Schuhe waren ihr vorher ausgezogen und ihr Schmuck - ich erinnerte mich an einen Ring mit zwei Amethysten - weggenommen worden, um eine Identifizierung unmöglich zu machen.
    Es sah so aus, als sei sie, als wir versuchten, den Wagen einzuholen, auf dem Weg zu ihrem Ende gewesen sei. Es ist nicht schwer, jemandem im Wagen einen Schlag auf den Schädel zu versetzen und zum Beispiel auf dem Roosevelt Drive am Carl-Schurz-Park zu halten und den Rest zu erledigen. Man kann das Opfer dort sogar aus der Wagentür ins Wasser werfen, ohne das jemand das merkt. Man muss nur aufpassen, dass kein Schiff oder Boot in der Nähe ist.
    Jetzt konnte Guffy Wright nicht mehr ausweichen. Er hatte seine Beziehungen zu der Toten zugegeben und musste wissen, wie sie hieß.
    Es war fast sieben Uhr, als wir am Central Park South hielten. Wir

Weitere Kostenlose Bücher