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0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten

0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten

Titel: 0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schüsse aus dem Geigenkasten
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über das dumme Gesicht des Portiers, der uns nicht hatte einlassen wollen.
    ***
    Wer beschreibt mein Erstaunen, als ich vor der Tür auf Vilma traf.
    »Fein, dass wir uns noch mal begegnen«, sagte ich.
    Sie gurrte leise, tief in der Kehle. Sie hatte einen Regenmantel an und ein kleines Hütchen auf.
    »Das finde ich auch«, sagte sie. »Wenn Sie mal Zeit haben, besuchen Sie mich, ich würde mich freuen. Ich wohne in Britton Street, dicht am Bronx Park. Sie werden staunen, wenn Sie sehen was für einen gemütlichen Bungalow ich habe.«
    »Ich habe immer Zeit«, sagte ich. »Sie brauchen nur zu bestimmen.«
    »Mir ist es gleich. Ich bin zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar, dass heißt, wenn ich zu Hause bin.«
    »Bleiben Sie jetzt zu Hause?«
    »Voraussichtlich.«
    Sie lächelte, und ich wusste nicht, ob dieses Lächeln eine Aufforderung oder Ironie war.
    Dann winkte sie, ging mit schnellen Schritten hinüber zu einem kleinen Sportwagen und war im Nu verschwunden.
    Diese Vilma war ein außerordentlich interessantes Mädchen. Ich wusste noch immer nicht recht, was ich aus ihr machen sollte, aber bevor ich mich mit ihr beschäftigte, hatte ich anderes vor.
    Ich ging ein paar Schritte zurück zum Portier, und jetzt sträubte er sich nicht, eine Fünfdollarnote anzunehmen.
    »Wissen Sie, ob Broders noch da ist?«, fragte ich ihn.
    »Nein, aber ich glaube, er ist schon seit über einer Stunde weggefahren, und ich sah ihn nicht zurückkommen.«
    Ich nickte ihm zu, schlenderte zu meinem Jaguar hinüber, setzte mich hinein und brannte mir eine Zigarette an.
    Was hatte dieses Mädchen-Vilma von mir gewollt, und warum hatte sie mir ihre Adresse gegeben? Ich konnte den Eindruck nicht los werden, dass sie mir etwas anvertrauen wollte und unbedingt mit meinem Besuch rechnete. Vielleicht hatte sie mich auch angeführt, und die Adresse war falsch. Aber Phil würde Unbestimmt auf den Fersen bleiben und ich würde es erfahren.
    Ich saß und dachte nach. Doch es kam nichts dabei heraus. Zuletzt überwog die Neugierde. Ich startete, fuhr die 52. Straße hinunter bis Lexington Avenue und bog links ein, immer geradeaus über den Harlem River, in Richtung Bronx. Der Crotona Park war dunkel und verlassen, und der Zoologische Garten schon lange geschlossen.
    Ich umkreiste den Bronx Park, fuhr Plains Road hinunter und bog in die Britton Street ein. Nummer 75 war wirklich ein hübscher Bungalow. Ich stoppte, durchschritt den Vorgarten und sah seinen Lichtschein, der zwischen den Vorhängen durchs Fenster fiel. Also war Vilma noch nicht schlafen gegangen.
    Im Begriff zu klingeln, bemerkte ich, dass die Haustür nur angelehnt war.
    Sollte das Absicht sein? Ich drückte dagegen und durchquerte den kleinen Vorraum, in dem ein paar nette Aquarelle hingen. Auch eine der Türen war nicht ganz geschlossen. Ich klopfte an und hörte Vilma »Herein«, rufen.
    »Merkwürdig«, dachte ich, aber ich hatte keine Zeit zum Überlegen.
    Ich stieß die Tür auf.
    Vilma kauerte auf der Couch. Sie hatte es sich bequem gemacht. Sie trug einen Hausanzug, der genau so grün war, wie ihr Kleid, und prachtvoll zu ihrem roten Haar kontrastierte. Neben ihr, in einem Sessel, saß ein Mann. Er hatte breite Schultern, schwarzes, glattes Haar, braune Hautfarbe und einen Mund, der aussah, als habe man ihn mit einem Messer ins Gesicht geschnitten. Sein Anzug war beste Maßarbeit, und sein Hemd hatte mindestens dreißig Dollar gekostet.
    Seine Zigarette steckte in einer langen goldenen Spitze. Er sah mich so ruhig und gelassen an, als habe er mich erwartet. Seine Stimme war sanft und leise.
    »Ich bin Jack Broders«, sagte er. »Wenn Sie wollen, können Sie mich auch James Plump nennen.«
    Bevor ich das noch ganz verdaut hatte, hielt er bereits eine Lueger-Pistole in der Hand, die genau auf meinen Magen deutete.
    »Guten Abend, Jerry.«
    Sein schmaler Mund verzog sich zu einem gemeinen Grinsen. »Sie können sich das Theater sparen. Ich habe von Anfang an gewusst, wer Sie sind. Sie sitzen bis zum Hals in der Tinte, mein Freund. Hier kommen Sie nicht lebend raus, G-man oder nicht.«
    »Das sind ja nette Aussichten«, meinte ich, obwohl mir gar nicht danach zu Mute war, und ich im Innern meines Herzens darum betete, Phil werde zur rechten Zeit zur Stelle sein.
    »Gib mir einen Drink, Vilma«, befahl er.
    Sie sprang auf und brachte ihm einen Whisky. Mir gab sie keinen, obwohl ich vorher ihre Zeche bezahlt hatte, und obwohl ich ihn bestimmt nötiger gebrauchte, als er.
    Dann

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