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0185 - Die Totenpriester

0185 - Die Totenpriester

Titel: 0185 - Die Totenpriester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatten.
    Das Wort übernahm der Staatsanwalt nach wenigen Minuten. Er war ein kleiner Mann mit einer dicken Hornbrille und machte einen nervösen Eindruck, als er mit fahrigen Bewegungen seine Unterlagen durchblätterte.
    Zuerst gab er die Erlaubnis zu fotografieren. Fünf Minuten dauerte dies.
    Zahlreiche Journalisten waren mit Kameras bewaffnet. Sie knipsten die auf der kleinen Bühne sitzenden Männer aus allen Positionen und Perspektiven.
    Ghani und Rokan machten keep smiling. Sie wußten genau, wie sie sich zu bewegen hatten. Man sah ihnen an, daß sie sich nicht zum erstenmal im Blitzlichtfeuer der Fotografen befanden. Sie gaben sich lässig und dennoch konzentriert.
    Hin und wieder traf mich auch ein Blick der beiden Männer. Ich hielt ihnen immer stand, und ich glaubte sogar, daß es in den Augen der beiden aufleuchtete, wenn wir uns ansahen. Wahrscheinlich hatten sie mich als den Fremden identifiziert, denn die anderen Presseleute schienen ihnen bekannt zu sein.
    Den Polizeioffizier ging das alles nichts an. Er war ein schon älterer Mann, der vor seinem schmalen Gesicht eine getönte Brille trug. Seine Mundwinkel waren traurig nach unten gezogen. Er schien in seinem Job nicht viel zu lachen zu haben.
    Dann war die Zeit um.
    Als die Pressefritzen wieder auf ihren Stühlen saßen, ergriff der Staatsanwalt abermals das Wort. Der Attorney sprach von der Entführung eines sechsjährigen Jungen und einer hohen Lösegeldforderung, die zwei Millionen Dollar betragen sollte. Die Polizisten hatten den Wunsch der Eltern respektiert und sich aus dem Fall herausgehalten, sie hatten jedoch die besorgten Eltern an das Detektivbüro Gharon weiterempfohlen. Ghani und Rokan hatten mit dem Eltern einen Vertrag geschlossen und den Fall übernommen.
    Soweit der Staatsanwalt. Jetzt gab er den Reportern freie Bahn. Sie konnten ihre Fragen stellen.
    Und das taten sie auch.
    Ich kannte Pressekonferenzen aus dem guten alten Europa, aber die Art hier war neu für mich, vor allen Dingen erlebte ich sie live und nicht in Ausschnitten auf der Mattscheibe.
    Die Fragen kamen knallhart. Die Reporter, fixe Burschen, nahmen kein Blatt vor den Mund.
    »Sie sind oft schneller als die Polizei« sagte einer. »Wie kommen Sie immer den Verbrechern so rasch auf die Spur?«
    Ghani antwortete, wobei er sich erst einmal lässig zurücklehnte.
    »Erfahrung, Leute, Fingerspitzengefühl und natürlich sehr viel Glück.«
    »Ein bißchen zuviel!« kam der Zwischenruf.
    »Wie meinen Sie das?« Ghani reckte sich, um den Knaben sehen zu können. Er saß in der letzten Reihe des quadratischen Raumes.
    »Man kann dem Glück auch nachhelfen, Mister.«
    »Werden Sie deutlicher!« Ghanis Stimme klang scharf.
    Die meisten Anwesenden drehten sich auf ihren Sitzen herum, um den Sprecher zu sehen. Es war ein kleiner Bursche, aber mit einer Revolverschnauze.
    »Ich arbeite schon lange mit Thomas B. Mill zusammen und habe auch mit ihm recherchiert. Deshalb wundert es mich, daß Sie hier nur von reinem Glück sprechen und nicht von Ihren Methoden, denn schließlich lassen Sie nur Leichen zurück.«
    Auf einmal wurde es still. Der Kleine hatte ein brisantes Thema angeschnitten, über, das ich ebenfalls nachgedacht hatte. Und dies ziemlich intensiv.
    Ghani und Rokan tauschten einen Blick. Auch der Staatsanwalt hob den Kopf. Er war leicht irritiert und fragte in die Stille hinein: »Wollen Sie die Frage gelten lassen, Gentlemen?«
    »Ich sehe keinen Grund, es nicht zu tun«, antwortete Ghani. Dann stand er auf. Dabei streckte er seinen Arm aus, machte den Zeigefinger lang und: wies über die Köpfe der meisten Anwesenden hinweg. »Ich will Ihnen mal was sagen, Mister. Beim nächsten Fall nehmen wir Sie mit. Dann können Sie selbst erleben, weshalb nur Tote zurückbleiben. Wir haben es hier mit Schwerverbrechern zu tun, mit Killern, mit Menschen ohne Gewissen. Wenn die sich in die Enge gedrängt fühlen, dann schießen sie sofort.«
    »Seltsam ist nur, daß Sie nie einen Kratzer abbekommen«, antwortete der Reporter.
    Die anderen lachten.
    Neben mir brummte Voss: »Dieser Idiot. Sollte froh sein, daß es die beiden gibt.«
    Der Bemerkung entnahm ich, daß der Sergeant voll auf der Seite der Detektive stand.
    »Wir schießen eben besser«, erwiderte Ghani kalt.
    »Und immer genau auf den Punkt.«
    »Wenn Sie irgendwelche Angriffe vorzutragen haben, dann sagen Sie es, Mann.«
    »Das brauche ich nicht. Mein Chef, Thomas B. Mill, wird schon dafür sorgen.«
    Ghani grinste.

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