0185 - Unser Hit in Harlem
Schießeisen.«
»Wir werden sie zu Hause lassen«, sagte ich. »Wenn in Harlem ein Farbiger von Weißen erschossen wird, so würde das Wasser auf die Mühle von Typen wie Hank Ellert sein.«
***
Nun wir hatten die Waffen nicht zu Hause gelassen, als Phil und ich gegen acht Uhr abends Golden Corner aufsuchten, aber wir nahmen vier farbige Polizisten von Lieutenant Walkers Revier mit, unter ihnen den Sergeanten Ted Sund, der uns schon einmal herausgehauen hatte.
Vielleicht wäre alles ganz friedlich abgegangen, wenn wir nicht das Pech gehabt hätten, dass ausgerechnet an diesem Abend im Golden Corner eine Versammlung der Harlemer Bürgergesellschaft stattgefunden hätte. Das relativ große Lokal war vollgepfropft mit Menschen. An der hinteren Wand hatte man eine Art Podium aufgebaut. Auf diesem standen drei Tische aneinander, hinter denen sechs oder sieben Männer saßen. .Der Mann in der Mitte hielt gerade eine Rede; genauer gesagt, er brüllte mit überschlagender Stimme Worte und Satzfetzen in den Saal. Der Redner war ein großer, hagerer Neger in einem schäbigen dunklen Anzug.
Sergeant Sund begriff als erster, was sich in der Kneipe abspielte.
»Hölle«, sagte er. »Das ist Charles South, der Präsident der Bürgergesellschaft. Sie halten eine Versammlung ab. Agent Cotton, es wäre besser, wenn wir…«
Aber ich hatte den Burschen, der uns damals in den Weg getreten war, schon erspäht. Er saß auf dem Podium und schnitt ein Gesicht, als amüsiere ihn das todernste Geschrei des Vereinspräsidenten köstlich. Die beiden anderen Männer, die die Straßensperre gebildet hatten, hockten mit stumpfen, ausdruckslosen Gesichtern neben ihm.
Phil hatte ihn gleichzeitig erspäht.
»Das ist er«, sagte er, »aber ich weiß nicht, ob wir ihn jetzt herausholen können.« Er warf einen skeptischen Blick auf die Mauer von Menschenleibern, die uns vom Vorstandstisch trennte.
Drei oder vier-Treppenstufen führten in das Lokal hinab. Wir standen auf der obersten Stufe. Die Zuhörer wandten ihre Aufmerksamkeit ausschließlich dem Redner zu, aber Hank Ellert sah uns. Er stieß seinen Stuhl zurück und sprang auf. Im gleichen Augenblick bemerkte uns auch Charles South. Er brach mitten im Satz ab und starrte uns an.
»Es ist noch Zeit!«, flüsterte mir Sund zu.
»Verdammt«, zischte ich wütend zurück. »Ich bin dienstlich hier, und mich interessiert nicht die Hautfarbe der Leute, sondern die Frage, ob der Mann dort an einem schäbigen Verbrechen beteiligt ist oder nicht.«
Hank Ellert rief seinem Präsidenten ein paar Worte zu, die ich nicht verstehen konnte, aber South reagierte so prompt wie ein Automat, in den man einen Groschen wirft. Er machte den Mund auf und begann zu schreien.
Ich bekam nur Satzfetzen mit, aber es reichte, um festzustellen, dass der Mann eine wüste Hetze vom Stapel ließ.
»Die Weißen sind…«, schrie er. »… Harlem gehört uns. Kein Weißer hat hier etwas zu suchen… Werft sie hinaus! Denkt daran, was sie mit uns getan haben… geteert und gefedert…«
Die ganze Versammlung, etwa drei- oder vierhundert Mann, sahen uns jetzt an. In einigen Ecken wurde gegrölt, aber die meisten Männer blieben ruhig. Es war an ihren Gesichtern abzulesen, dass sie Souths Meinung nicht teilten. Mir fiel ein, was ich über die radikalen Klubs gehört hatte. Die meisten Mitglieder wurden zum Beitritt gezwungen. Es war eine Art von Rackett, und die Drahtzieher nutzten die besondere Situation Harlems aus.
Ich pumpte die Lungen voll Luft, und dann brüllte ich gegen Charles South an.
»Wir sind Beamte des FBI!«, rief ich aus Leibeskräften. »Wir haben nicht die Absicht, eure Versammlung zu stören, aber wir brauchen Hank Ellert und die beiden Männer neben ihm zur Aufklärung eines Verbrechens. - Lasst euch nicht aufhetzen, Leute! Ich wiederhole, dass wir FBI-Beamte sind. Was wir hier zu tun haben, hat nichts mit eurer oder unserer Hautfarbe zu schaffen. Gebt den Weg frei!«
Zehn Sekunden lang lag Stille im Raum. Ich ging eine Stufe der Treppe tiefer hinunter, und die Leute unmittelbar vor uns drängten nach links und rechts, um uns Platz zu machen.
In diese Stille hinein knallte Hank Ellerts Stimme wie ein Peitschenschlag. Er rief ein einziges Wort: »Charles!«, und der Präsident funktionierte.
»Lasst euch nicht bluffen!«, schrie er. »Die Weißen fürchten uns! Sie wollen unsere Vereinigung sprengen! Zeigt ihnen die Zähne!«
Ich kümmerte mich nicht mehr um das Geschrei. Ich sprang die
Weitere Kostenlose Bücher